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Saarländischer Sportverband
Finanzskandal fordert erstes Opfer

Die Affäre um fehlende Millionen des Saarländischen Landessportverbandes hat ein erstes Opfer gefordert: den Präsidenten des saarländischen Handballverbandes Eugen Roth. Die Staatsanwaltschaft hat strafrechtliche Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue und der Vorteilsgewährung eingeleitet.

Von Tonia Koch | 08.02.2018
    Verschiedene Euromünzen liegen gestapelt nebeneinander.
    Der Saarländischer Landessportverband lebte jahrelang über seine Verhältnisse. (imago stock&people)
    Sportfunktionär Eugen Roth ist wie der Präsident des Saarländischen Landessportverbandes, Klaus Meiser, Abgeordneter des saarländischen Landtages, deshalb hat die Staatsanwaltschaft gestern die Aufhebung der Immunität der beiden Abgeordneten beantragt. Und weil es sich um keine Bagatellangelegenheit handele, so die Vizepräsidentin des Landtages Isolde Ries, sei der zuständige Justizausschuss dem Antrag der Staatsanwaltschaft ohne Zögern gefolgt.
    "Die Mitglieder des Ausschusses haben einstimmig dafür gestimmt dass das Ermittlungsverfahren wegen Untreue und Vorteilsgewährung durchgeführt werden kann."
    SPD-Mann Roth begründete seinen Rückzug in einer schriftlichen Stellungnahme damit, dass er einer objektiven Aufklärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe nicht im Wege stellen wolle. Ähnliches wird auch vom Präsidenten des Landessportverbandes erwartet, aber CDU-Politiker Klaus Meiser hat sich bislang nicht geäußert.
    Gerät Innenminister Bouillon in den Skandal?
    Derweil geht man in den Reihen der CDU auf Distanz, denn Meiser ist der amtierende Präsident des saarländischen Landtages und damit der höchste Repräsentant des Landes. CDU-Fraktionsvorsitzender Tobias Hans: "Es ist in der Tat eine Belastung für das gesamte Parlament wenn die Immunität eines Landtagspräsidenten aufgehoben ist."
    Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, der saarländische Ressortchef Klaus Bouillon
    Der saarländische Innenminister Klaus Bouillon (CDU) (picture alliance /dpa /Oliver Dietze)
    Auch in den Sportvereinen, die bislang erstaunlich ruhig geblieben sind, beginnt es zu rumoren, Stephan Schaeidt, Vorstand des Mehrspartenvereins ATSV-Saarbrücken. "Da müssen wir jetzt definitiv die Reißleine ziehen und sagen, so geht es nicht weiter, wir machen einen Schlussstrich und wir überlegen, wie können wir neu anfangen."
    Morgen, nach einer vorgeschriebenen Frist von 48 Stunden kann die Staatsanwaltschaft mit ihrer Ermittlungsarbeit beginnen. Im Zentrum wird dabei der saarländische Innen-und Sportminister, Klaus Bouillon, stehen. Anfang der Woche war bekannt geworden, dass der Landessportverband dem CDU-Politiker angeboten hatte, seine private Feier zum 70. Geburtstag teilweise zu finanzieren.
    Bouillon hat die Offerte nach eigenem Bekunden zwar abgelehnt, aber unklar ist, ob die vom Minister an den Landessportverband überwiesene Summe ausgereicht hat, die tatsächlichen Kosten zu decken.