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Saarland
Streit um Entwurf zu neuem Jagdgesetz

Die Große Koalition im Saarland hat einen Gesetzentwurf zur Modernisierung des Jagdrechts vorgelegt. Dieser soll dafür sorgen, dass die Jäger die Umwelt stärker in den Blick nehmen. Doch Naturschützer und Jäger zeigen sich mit den darin enthaltenen Regelungen unzufrieden.

Von Tonia Koch | 25.02.2014
    Es war ein unüberhörbares und ein unübersehbares Zeichen. 1.500 der insgesamt 3.500 saarländischen Jägerinnen und Jäger waren gekommen, um ihrem Unmut Luft zu machen. Eine Woche später ist der Ärger über den Gesetzentwurf unddie handelnden Politiker der Großen Koalition im Saarland noch immer nicht verraucht.
    "Die haben uns so belogen, wir sinddoch die wahren Grünen. Im Moment ist im Gesetzentwurf gar nichts drin von dem, was die Jägerschaft vorgeschlagen hat. Gewisse Denkanstöße hat es doch gegeben und ich glaube schon, dass sich so mancher Politiker doch Gedanken darüber macht, wie Jagd und Naturschutz praktisch zusammen etwa erreichen können. Die Jagd ist Naturschutz."
    Der Entwurf, der von den Mehrheitsfraktionen CDU und SPD im Landtag eingebracht worden ist, weise handwerkliche Fehler und eine Reihe von Regelungen auf, die in der Praxis nicht taugten, argumentieren die Jäger. Dabei geht es zum Beispiel um zusätzliche Pflichten für Jagdpächter und Hegegemeinschaften oder auch um das Verbot bleihaltiger Munition. Das sei Sache des Bundes und nicht die des Landes, so die Jäger. Wie viel an diesem aus Sicht der Jäger missglückten Gesetzentwurf in den kommenden drei Wochen bis zur endgültigen Verabschiedung noch geändert werden kann, ist völlig offen. Die Parlamentarier wollen sich derzeit nicht in die Karten schauen lassen, sagt der umweltpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Markus Jung.
    "Das haben wir von Anfang an gesagt, dass wir Anregungen aus unterschiedlicher Richtung sicherlich berücksichtigen werden."
    Die Sicht der Jäger
    Landesjägermeister Daniel Hoffmann nennt Kernforderungen, die er erfüllt sehen möchte.
    "Aus unserer Sicht Wildschutz, dass auch Wildtiere geschützt werden und nicht nur Haustiere oder verwilderte Haustiere. Man muss auch im Sinne des Artenschutzes über die Fuchsschonzeit zwingend nachdenken und man sollte unbedingt nachdenken über die Bereitstellung von Flächen für unsere Wildtiere, das können wir im Jagdgesetz regeln."
    Im Klartext, die Jäger möchten auch weiterhin wildernde Hunde und Katzen töten, die sich über die Nester von Bodenbrütern hermachen. Massiv gefährdet seien zum Beispiel die Feldlerche unddas Rebhuhn. Darüber hinaus möchten die Jäger zumindest die Welpen von Füchsen ganzjährig bejagen, um die bedrängten Arten zu schützen, so Hoffmann.
    "Verlust von Biodiversität in der Agrarlandschaft, mit diesen Konsequenzen müssen wir dann leben, wenn wir weitere Schonzeiten für den Fuchs einführen. Das gibt es übrigens in dieser Form in ganz Deutschland nicht, zumindest nicht in den Flächenländern."
    Bislang galt bereits für den Fuchs eine halbjährige Schonzeit im Saarland, die nun um einen weiteren Monat verlängert werden soll. Für andere Tierarten, zum Beispiel für Rehe und Hirsche sollen die Schonzeiten dagegen verkürzt werden. Neu aufgenommen werden soll in die Liste der ganzjährig zu bejagenden Tiere, unter anderem der Waschbär. Er zählt zu den sogenannten invasiven Tierarten, die in unseren Breiten nicht heimisch sind.
    Tischschutz kritisiert geplante Regelungen
    Den Tierschützern gehen diese Regelungen zu weit, weil diese mit ihren ethischen Grundsätzen nicht vereinbar seien, sagte der Landesvorsitzende des Tierschutzbundes, Werner Kirsch, im Saarländischen Rundfunk.
    "Die Erweiterung der Liste der jagdbaren Tiere beweist eigentlich nur, dass es den Jägern darauf ankommt, möglichst viele Tiere zu schießen."
    Die Parlamentarier sitzen zwischen allen Stühlen, denn allen können sie es mit dem neuen Jagdgesetz nicht recht machen.