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Sanktionen gegen Russland
Folgen auch für die deutsche Wirtschaft

Die EU-Sanktionen gegen Russland bleiben umstritten: Seit Wochen warnen Ökonomen vor einer Abwärtsspirale, die auch in Deutschland in Gang gesetzt werden könnte, wenn weitere Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt werden. Gestoppt werden die Maßnahmen dadurch aber wohl kaum.

Von Thomas Otto | 12.09.2014
    Neufahrzeuge von Audi werden auf dem VW-Autoterminal in Emden auf einen Autotransporter verladen.
    Das Geschäft deutscher Autohersteller und Ersatzteillieferanten mit Russland ist bereits um ein Viertel eingebrochen. (picture alliance / dpa - Ingo Wagner)
    Die russische Wirtschaft zeigt sich von den neuen Sanktionen demonstrativ gelassen. Die Sanktionen hätten keinen Einfluss auf laufende Geschäfte, sagte ein Sprecher von OPK Oboronprom, dem wichtigsten Gesellschafter des Hubschrauberproduzenten Russian Helicopters. Neben Oboronprom sind ein Hersteller von Kampfflugzeugen und der wichtigste russische Panzerhersteller von den Sanktionen betroffen. Die Anleihen der Unternehmen dürfen nicht mehr an EU-Märkten gehandelt werden. Gleiches gilt für die Energiekonzerne Rosneft, Transneft und Gazprom Neft. Allerdings können sich russische Unternehmen weiter an asiatischen Märkten mit Geld versorgen.
    Die Energiebranche wurde mit einer weiteren Sanktion belegt: Dienstleistungen für die Ölförderung dürfen nicht mehr erbracht werden. Das könnte Russland deutlich stärker treffen, sagt Eugen Weinberg von der Commerzbank:
    "Es geht hier um Hunderte Milliarden Dollar oder Euro. Und Öl und Gas machen bis zu 80 Prozent der gesamten Exporte aus. Damit kann man das Thema kaum überschätzen. Natürlich ist das Land auf diese Einnahmen extrem angewiesen."
    Das betonen auch die Experten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft. Störungen beim Gashandel würden Russland deutlich stärker schaden als dem Westen. Bisher ist der Gassektor von den Sanktionen aber explizit ausgenommen.
    Des Weiteren dürfen bestimmte Güter, die zu zivilen wie militärischen Zwecken verwendet werden, an neun Unternehmen nicht mehr verkauft werden – darunter ein Hersteller der Kalaschnikow oder staatliche Waffenbauer.
    Russland erwägt derweil, auf die Sanktionen mit einem Überflugverbot für ausländische Airlines und dem Importstopp für westliche Autos zu reagieren. Das könnte beispielsweise VW treffen. Im südlich von Moskau gelegenen Werk Kaluga wird nicht mehr produziert – aufgrund des unsicheren Absatzmarktes. Das Geschäft deutscher Autohersteller und Ersatzteillieferanten mit Russland ist laut "Handelsblatt" bereits um ein Viertel eingebrochen. Zwar gebe es bereits jetzt Einbußen bei deutschen Exporten. Allerdings komme dem Handel mit Russland nur geringe Bedeutung zu – so die Kieler Weltwirtschafts-Experten.
    Der SPD-Europaabgeordnete und Außenpolitiker Knut Fleckenstein steht den Sanktionen zwar kritisch gegenüber – sieht aber trotzdem ihren Sinn:
    "Ich glaube die wirtschaftlichen Druckmittel sind das Entscheidende. Allerdings machen sie nur Sinn, wenn wir parallel versuchen, Herrn Putin aus der selbst gewählten Isolation auch eine Rückkehrmöglichkeit zu eröffnen."
    Die hat Ratspräsident van Rompuy auch offengelassen: Sanktionen könnten jederzeit abgemildert oder ganz ausgesetzt werden.
    Derweil steigt die Verunsicherung bei Investoren. Der Rubel ist auf ein Rekordtief gefallen. Ein Rubel ist heute nur noch zwei Cent wert.