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SAP und Apple
Neue deutsch-amerikanische Partnerschaft

Der US-Konzern Apple und der deutsche Softwarekonzern SAP wollen künftig zusammenarbeiten und zwar im Geschäft mit Firmenkunden, bisher keine Domäne von Apple. SAP kann betriebswirtschaftliche Abläufe digitalisieren, Apple ist der Spezialist für Vereinfachung und grafische Darstellung. In vielen Branchen werden verstärkt mobile Endgeräte eingesetzt.

Von Michael Braun | 06.05.2016
    Eine Person tippt mit dem Finger auf ein Tablet.
    Mobile Endgeräte finden auch im Firmenkunden-Bereich immer mehr Verbreitung (imago / Jochen Tack)
    Die Tür geht auf, und der Chefarzt mit seinem Tross rauscht ins Krankenzimmer. Einer im Gefolge hat die papierne Krankenakte zur Hand - für Softwarefirmen wie SAP und Apple immer schon ein Graus. Der Aktentransport von Krankenbett zu Krankenbett wird sich ändern. Mit einer großen Klinik habe man es schon ausprobiert, sagt Christoph Behrendt, einer der Chefentwickler von SAP.
    "Dass das zum Beispiel auf einem iPad von Apple mit der betriebswirtschaftlichen Anwendung von SAP und Partnern kombiniert werden kann, sodass alle Informationen über die Patientin, über den Patienten, über den Krankheitsverlauf, Röntgenbilder, Laborbefunde, die Medikamentierung und weitere Informationen, die relevant sind, alle zentral verfügbar sind. Es geht nichts mehr verloren. Und alle Informationen sind für jeden in dem ganzen Netzwerk zugreifbar."
    Dazu haben sich SAP und Apple in einer Partnerschaft zusammengetan. Der eine kann betriebswirtschaftliche Abläufe digitalisieren und in seiner Software abbilden. Der andere, Apple, ist der Spezialist für Vereinfachung und grafische Darstellung. Die Amerikaner hatten es wohl nötig, neue Anwendungen für ihre bisher stark auf den privaten Konsumenten ausgerichteten Produkte zu suchen.
    Quartalsumsatz bei Apple unter dem des Vorjahres
    Denn auf diesem Markt kann Apple mittlerweile klagen, wenn auch auf hohem Niveau. Erstmals seit 2003 hatte der Konzern kürzlich einen Quartalsumsatz gemeldet, der unter dem des Vorjahres lag. Zwischen Januar und März verkaufte Apple zwar 51,2 Millionen iPhones. Das waren aber zehn Millionen weniger als voriges Jahr. Auch der Umsatz mit iPads und Macs sank. Es muss neue Kundschaft her, Unternehmenskundschaft eben. Heinz Steffen, Technologieanalyst bei fairesearch, findet die Kooperation beider Firmen überzeugend, wenn auch terminlich nicht besonders ehrgeizig:
    "Das hätte man schon wesentlich früher machen können. Aber her, denke ich mal, war Apple die treibende Kraft, da man gesehen hat, dass die Quartalszahlen nicht mehr so wachsen, wie es in der Vergangenheit der Fall war."
    SAP hat die betriebswirtschaftlichen Anwendungen schon weitgehend alle digitalisiert. Bisher wurden sie auf PCs sichtbar gemacht oder, im mobilen Einsatz, auf Notebooks. Doch deren Lebenszyklus neigt sich dem Ende zu.
    Krankenhäuser und Kraftwerke setzen verstärkt Tablets ein
    Ärzte im Krankenhaus, Inspizienten von Kraftwerken oder Modedesigner auf der Suche nach dem Geschmack ihrer Kunden setzen zunehmend mobile, in der Hand haltbare Endgeräte ein. Dafür die entsprechenden Programme, die Apps, zu entwickeln, ist Sinn der deutsch-amerikanischen Partnerschaft. Es handelt sich um sogenannte native Apps, die also speziell für das Betriebssystem von Apple, IOS, programmiert werden.
    Da müssen sich beide Partner schon tiefer in die Karten gucken lassen als bisher, tiefer auch als SAP das bei den Herstellern konkurrierender Betriebssysteme kann. Entwickler Christoph Behrendt:
    "Wir arbeiten heute schon mit Android, Windows und Apple zusammen. Wir werden das auch in Zukunft weiterhin mit allen tun. Die Art und Weise, wie wir jetzt nativ auf den Endgeräten mit Apple zusammenarbeiten, ist schon etwas Besonderes und ist eine Initiative, die auf diese Art und Weise schon die erste ist."
    Apple ist schon 2014 eine ähnliche Partnerschaft mit IBM und auch dem Netzwerkausrüster Cisco eingegangen, um Apps für Unternehmenskunden zu entwickeln.