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Satelliten und Erdbeobachtung
Das große Geschäft mit dem Weltall

Für Ende Februar ist der Start der ersten von mehreren hundert Satelliten geplant, die künftig jeden Punkt der Erde mit schnellem Internet versorgen sollen. Viele Unternehmen drängen in das Geschäft mit Satellitennavigation und Erdbeobachtungsdaten. Europa nimmt dabei eine führende Rolle ein.

Von Dirk Lorenzen | 25.02.2019
Symbolbild für das Galileo-Navigationssystem mit einem Satelliten vor der Erdkugel mit Europa
Ein Satellit über Europa - Teil eines Satellitennetzwerks für die gesamte Erde (imageBROKER)
Eine russische Sojus-Rakete startet von Europas Weltraumbahnhof in Französisch-Guyana ins All. Auf der Startrampe steht schon die nächste Sojus, die sich in den tropischen Himmel stemmen soll - mit ganz besonderer Fracht: An Bord sind die ersten sechs OneWeb-Satelliten. Das "eine Netz" soll aus mindestens 600 Satelliten bestehen, die um die Erde kreisen und überall auf dem Planeten eine schnelle Internetverbindung ermöglichen. In der Raumfahrt sorgen zwar neue Raketen wie die Falcon-9 von SpaceX für viel Aufsehen. Doch das große Geschäft wird nicht mit dem Transport ins All gemacht, sondern mit der Nutzung des Weltalls. Insbesondere beim Datenverkehr mit Hilfe von Satelliten-Konstellationen, großen Netzen aus Hunderten von Satelliten, setzen viele Firmen auf einen wahren Goldrausch.
"Die Idee von Konstellationsprogrammen gab es schon in den Neunzigerjahren. Damals waren diese Ideen ihrer Zeit voraus, auch der Technik voraus, und auch der Entwicklung des Internets voraus. Es mangelte damals vor allem auch an der Geschäftsbasis. Das ist heute überhaupt nicht mehr der Fall."
Mehr Satelliten fürs "Internet der Dinge"
Tom Enders, Vorstandschef von Airbus, will mit seinem Unternehmen bei den Datendiensten von Anfang an mitmischen. Zwar ist Airbus meist nur für seine Flugzeuge bekannt. Tatsächlich aber ist Airbus auch eine der größten Raumfahrtfirmen der Welt. In den Neunzigerjahren haben renommierte Unternehmen wie Motorola viele Milliarden Dollar in letztlich erfolglose Satellitenprojekte gesteckt. Doch Tom Enders ist überzeugt, dass sich inzwischen die Marktlage komplett verändert hat:
"Das Internet hat sich exponentiell entwickelt, und wird sich in den nächsten Jahren weiter entwickeln: Internet of the Things - viele, viele Milliarden von Dingen, die verbunden werden müssen. Insofern ist die Geschäftsbasis heute eine ganz andere als bei den Konstellations-programmen in den 90er Jahren. Das haben wir natürlich am Anfang gleich so kalkuliert, sonst wären wir in dieses Abenteuer nicht eingestiegen."
Für die Raumfahrt bedeutet der Schritt zu den Satelliten-Konstellationen nicht weniger als eine Revolution. Derzeit kreisen etwa 1500 funktionsfähige Satelliten um die Erde. Diese Zahl könnte sich binnen weniger Jahre vervielfachen. Allein OneWeb braucht mindestens 600 Satelliten, um den Datendienst aus dem All anzubieten - und erwägt sogar den Bau von fast 2000 Satelliten. Tom Enders:
"Nein, ich habe nicht gedacht, das ist verrückt. Aber ich habe schon gedacht: das ist sehr ambitioniert. Verrückt deshalb nicht, weil wir von unserem Zivilflugzeuggeschäft gewöhnt sind, Hunderte großer Flugzeuge im Jahr auszuliefern. Warum dann nicht auch Satelliten? Aber in der Raumfahrt-Community, in unserm Satellitenbau, haben wir, wenn es hoch kommt, im Jahr zehn bis fünfzehn Satelliten gebaut und nicht Hunderte. Das erforderte ein völlig neues Denken unserer Entwicklungs- und Fertigungsmannschaften, weil das ist nun wirklich dann Transformation live."
Ein Industriegebiet im Südosten der französischen Stadt Toulouse. Auf dem weitläufigen Werksgelände von Airbus Defence and Space verteilen sich Bürogebäude und Konstruktionshallen. Ein Dutzend großer Satellitenschüsseln ragt in den Himmel. Hier werden Forschungssatelliten und Raumsonden gebaut, Instrumente getestet und Daten aus dem All empfangen. Und hier gibt es einen Reinraum der besonderen Art. Wer hinein will, muss Schutzkittel, Haarhaube und Überschuhe anziehen. Brian Holz führt durch die Produktionsstätte.
"Wir sind hier in der Fabrikhalle der Airbus OneWeb-Satelliten. Hier haben wir die erste Produktionsstraße für die Herstellung von Satelliten."
Ein Satellitennetzwerk - für die gesamte Erde
Bei der Einweihung der Produktionshalle vor anderthalb Jahren war Brian Holz Vorstandschef bei OneWeb. Zwar ist er inzwischen zu einem Raumfahrt-Start-up in San Francisco gewechselt, doch auch dort widmet er sich seinem großen Thema - der Kommunikation aus dem All.
"Wir wollen die Welt verändern, zumindest die Art, wie sie kommuniziert. Mit einem Netzwerk von Satelliten erreicht man die gesamte Erde. Und wir wollen weltweit zwei Millionen Schulen ans Internet anschließen, vor allem in Ländern der zweiten und dritten Welt. Wir wollen helfen, die digitale Spaltung auf der Erde bis zum Jahr 2027 zu überbrücken."
Der Gründer von OneWeb ist Greg Wyler. Der Ingenieur hat einige Jahre in Afrika gearbeitet, etwa in Ruanda, um ländliche Gebiete ans Internet anzuschließen. Dabei wurde ihm klar, dass ein die Erde umspannendes Satellitennetz viel schneller ans Ziel führt, als mühsam überall Kabel zu verlegen oder Funkmasten aufzustellen. Aus der Vision wird nun Wirklichkeit. In spätestens neun Jahren soll die OneWeb-Konstellation die Erde einhüllen. Himmlischen Perlschnüren gleich ziehen die Satelliten dann ihre Bahnen in 1200 Kilometern Höhe. Jeder Ort liegt zu jeder Zeit im Blickfeld mehrerer OneWeb-Satelliten. Sie versenden Bilder und E-Mails, posten Tweets, streamen Filme, in ein Bergdorf in Nepal ebenso wie in eine Hütte irgendwo im Regenwald des Kongo oder in ein ländliches Gebiet in Bayern oder Mecklenburg-Vorpommern. Das Kerngeschäft dürfte kaum mit Schulen der dritten Welt zu machen sein - wohl aber in schlecht versorgten Gebieten der ersten Welt.
"Jede Produktionsstraße stellt innerhalb einer Acht-Stunden-Schicht einen Satelliten her. Mit dieser hier in Toulouse und den beiden, die wir in einem Werk in Florida haben, können wir also problemlos drei Satelliten pro Tag zusammenbauen. Brauchen wir mehr, legen wir Extra-Schichten ein."
In nur zwei Jahren wurden Satelliten entwickelt, Testverfahren ersonnen und der Produktionsprozess optimiert. Das alles gleichzeitig und nicht klassisch nacheinander, was wohl fast ein Jahrzehnt gedauert hätte. Bisher wurden in der Raumfahrt Satelliten und Raumsonden monatelang intensiven Tests unterzogen - bei OneWeb soll dies nur mit den ersten Qualifikationsmodellen geschehen. Danach soll der präzise überwachte Fertigungsprozess dafür sorgen, dass die Satelliten im All auch bestens funktionieren, erklärt Tom Enders, der Vorstandschef von Airbus.
"Die Qualität, da bin ich sicher, wird nicht leiden. Aber wir rühmen uns immer, wenn wir Satelliten hochschießen, also zum Beispiel, wenn das Commitment war, dass die fünf Jahre funktionsfähig bleiben. Und wenn sie dann zehn oder fünfzehn Jahre funktionsfähig bleiben, dann rühmen wir uns, das ist ja ganz toll. Aber das ist eigentlich ein Overengineering. Hier werden wir versuchen, das zu vermeiden, müssen wir auch aus Kostengründen natürlich. Sodass die Satelliten genauso lange leben werden, wie wir das auch tatsächlich brauchen."
Erfolgsmodell Galileo-Satelliten
Denn bei aller Euphorie: Der Aufbau eines Satellitennetzes verschlingt Milliarden. OneWeb hat bisher knapp zwei Milliarden US-Dollar an Wagniskapital eingesammelt, unter anderem von einer Bank in Japan, einem klassischen Satellitenbetreiber und einem Limonadenhersteller. Doch dürfte noch eine weitere Milliarde nötig sein, um die Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Um die Kosten zu senken, hat man die ursprünglich geplante Zahl der Satelliten von rund 900 auf 600 gesenkt. Das ist die minimale Anzahl, um den Internetdienst anzubieten. Während es noch mindestens fünf Jahre dauern wird, bis der Datendienst aus dem All zumindest teilweise in Betrieb geht, laufen andere himmlische Geschäfte bereits auf Hochtouren. Ein Werbevideo der Europäischen Union schwärmt von der Navigation aus dem All:
"Europas Satelliten-Navigationssystem Galileo, benannt nach dem großen italienischen Astronomen Galileo Galilei, wird aus 30 Satelliten bestehen. Sie kreisen ständig um die Erde und lassen den Nutzer stets seine exakte Position wissen."
Eine Sojus-Rakete mit zwei neuen Satelliten für das europäische Navigationssystem Galileo startet vom Weltraumbahnhof Kourou. 
Sojus-Rakete mit zwei neuen Galileo-Satelliten (ESA/CNES/Arianespace)
Allen Unkenrufen zum Trotz ist Galileo tatsächlich so gut wie fertig. Zwar arbeiten noch keine 30 Satelliten im All, aber immerhin schon 22.
"Das System ist einsatzfähig. Es funktioniert schon. Man kann man es nutzen, auch eigenständig. Und es gibt auch Neuigkeiten dahingehend, dass ab Mitte dieses Jahres voraussichtlich ein hoch genauer Dienst zunächst testweise zur Verfügung stehen wird, und da sprechen die Betreiber von 20 Zentimetern Genauigkeit, der auch kostenlos verfügbar sein soll und dann auch nächstes Jahres dann auch flächendeckend nutzbar sein wird."
Frank Zimmermann ist Geschäftsführer des "Centrums für Satellitennavigation Hessen", kurz CESAH. Dieses Gründerzentrum der Europäischen Weltraumorganisation ESA gibt es seit zwölf Jahren. Ziel ist es, Firmen zu ermutigen, die präzisen Informationen wirtschaftlich zu nutzen. Denn mit der genauen Information, wo man sich auf der Erde befindet, lässt sich viel mehr machen als sich nur vom Navigationsgerät im Auto den Weg in den Urlaub ansagen zu lassen.
"Da ist das Unternehmen 'wer denkt was', das mit AppJobber eine App entwickelt hat, die es erlaubt kleine Aufgaben zu erledigen für Kunden im Hintergrund. Wenn also zum Beispiel ein Kartenhersteller für Navigationskarten aktualisierte Informationen braucht, kann man die vor Ort mit einem Smartphone ermitteln, mit einem simplen Foto. Georeferenziert, die Position wird automatisch mit aufgezeichnet - und dafür gibt es quasi eine kleine Belohnung und davon kann man sehr viele Jobs dieser Art machen."
Andere AppJobbs können das Auffinden defekter Leuchtreklame sein oder ein Preisvergleich in Supermärkten. Die Nutzer bekommen ein kleines Honorar. Die Bestätigung, dass sie wirklich vor Ort waren, liefern die Galileo-Daten. Frank Zimmermann:
"Dann Mobilitätskonzepte, Ride-Sharing, da möchte ich das Unternehmen 'Flinc' erwähnen, das mittlerweile zu Daimler gehört, zu moovel, wo dann eine schnelle Verbindung zwischen einem Mitfahrer und einem Fahrer quasi über die App realisiert wird, auch unter Nutzung von Navigation."
Das Gründerzentrum von Frank Zimmermann hat schon rund 100 Unternehmen auf die Sprünge geholfen. Mehr als 500 Arbeitsplätze sind dabei entstanden, und das alles schon zu einer Zeit, als der hoch genaue Galileo-Dienst noch gar nicht verfügbar war. Mit den zwanzig Zentimetern Präzision lässt sich Galileo bald auch für die Steuerung von Automobil-, Bahn- und Flugverkehr nutzen.
"Und vielleicht abschließend noch das Unternehmen feelSpace. Die entwickeln einen Gürtel mit Vibratoren, die die Richtung anzeigen können. Das heißt, ich muss dann gar nicht mehr auf das Smartphone schauen, sondern ich fühle die Richtung, Das ist ein Werkzeug, was man für die Blindennavigation einsetzen kann. Wenn es genau genug ist und zuverlässig genug. Und hier hat genau Galileo wieder seine Stärke."
Falcon9-Rakete von SpaceX mit GPS- Satellit 3 SV01 beim Start in Cape Canaveral, Florida. 
Unter Kontrolle des US-Miltärs: Falcon9-Rakete mit GPS-Satellit (Planet Pix via ZUMA Wire)
Europas Galileo ist ein rein ziviles System, während das US-amerikanische GPS unter der Kontrolle des Militärs steht und daher in Krisenfällen deutlich unschärfer gestellt werden kann oder im schlimmsten Fall gar nicht funktioniert. Die Positionsdaten darf weltweit jeder nutzen - kostenfrei.
"Die Infrastruktur an sich ist etwas, was uns als Steuerzahler in der EU gehört und das ist etwas, auf dem diese ganze Wertschöpfungskette dann aufbaut."
Bei Galileo arbeiten die Europäische Kommission und die ESA zusammen. Europas Weltraumorganisation ist keine EU-Behörde, denn nicht alle EU-Länder sind in der ESA und umgekehrt. Aber beide haben sich bei der Navigation zusammengetan - und beim Erdbeobachtungsprogramm Copernicus. In beide Bereiche zusammen fließen pro Jahr gut zwei Milliarden Euro.
Größte Satellitenflotte am Ku'damm
Berlin, Kurfürstendamm 22. Kranzler-Eck. Die Adresse klingt nach Schwarzwälder-Kirsch und Sahnebaiser in plüschigem Ambiente. Doch im 10. Stock des futuristisch kantigen Glas-und-Stahl-Gebäudes residiert eine beeindruckende Raumfahrtfirma: Planet. Chef ist der Amerikaner Robbie Schingler - und der Name Planet ist Programm:
"Wir betreiben von Berlin aus die größte Satellitenflotte, die es bisher in der Raumfahrt gegeben hat. Wir haben derzeit rund 150 Satelliten im Einsatz. Mit ihnen scannen wir täglich unsere Erde und machen einmal am Tag ein Bild der ganzen Welt."
Planet erstellt jeden Tag ein Bild der gesamten Landoberfläche der Erde mit einer Auflösung von drei Metern. Die meisten Satelliten heißen "doves", Tauben. Das passt, denn sie fliegen als Schwarm um die Erde und die Größe kommt auch ungefähr hin. Es sind Satelliten in Schuhkartongröße. Planets Tauben sind sehr einfach konstruiert: eine Kamera, ein Funksystem und Solarzellen für die Stromgewinnung. Die Minisatelliten fliegen sehr günstig als Trittbrettfahrer ins All, wenn ein traditioneller großer Satellit gestartet wird, und in der Rakete noch Platz ist. Zehn Jahre lang hat Robbie Schingler bei der NASA gelernt. Was ihn heute interessiert, ist nicht der Weg ins All, sondern das Arbeiten im All:
"Unsere Daten zeigen uns genau, was auf dem Planeten passiert. Wir sehen wie sich Felder entwickeln, wie viele Schiffe im Hafen sind, wo Container stehen, ob Parkplätze voll sind und so weiter. Wir liefern jeden Tag ein genaues und zuverlässiges Update der Erde, und können in einigen Jahren auch langfristige Entwicklungen erkennen. Diese Daten werden von Unternehmen genutzt, von Versicherungen, von staatlichen Stellen, für Forschungszwecke und so weiter. Der kommerzielle Nutzen wird immer interessanter und wir freuen uns, wenn künftig pfiffige Unternehmer unsere Datenmengen für Dienste nutzen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können."
Vorsprung Europas im Zukunftsmarkt
Agrarunternehmen greifen täglich auf die Planet-Daten zu, um den Zustand ihrer Anbauflächen zu kontrollieren und den Bedarf von Dünger und Bewässerung abzuschätzen. Versicherungen kaufen die Bilder, um einen Überblick über Schäden zu bekommen. Das Geschäft mit dem All boomt bereits - und der Standort des Unternehmens ist kein Zufall.
"Ich bin nach Europa gezogen, weil ich meine, dass sich hier die wichtigen Entwicklungen abspielen. Die Europäische Kommission investiert Milliarden Euro in ihr Erdbeobachtungsprogramm Copernicus. Dessen Sentinel-Satelliten sind phänomenal und die Daten sind für alle frei verfügbar. Da wächst ein ganz neuer Wirtschaftszweig. EU-Programme mögen ihre Zeit brauchen, aber sie entwickeln eine ungeheure Dynamik. Zahllose Unternehmen sprießen aus der Erde, die die Daten und Informationen nutzen. Das geht jetzt richtig los."
Europäische Kommission statt SpaceX, Beobachtung der Erde statt Träumereien von Flügen zu Mond und Mars - das Geschäft mit dem All ist manchmal verblüffend. Und Josef Aschbacher, der ESA-Direktor für Erdbeobachtung, sieht sich in der offenen Datenpolitik bestätigt:
"Warum stellen wir die Daten frei zur Verfügung? Es gibt einige wichtige Gründe. Einer davon ist, dass die Information, die wir bereitstellen, für das allgemeine Interesse von Wichtigkeit ist. Das heißt, die Information über die Landwirtschaft, über die Küstengebiete, über den Ozean, Luftqualität, Klimaänderungen, Wasserqualität und ähnliches, dass es auch wichtig ist, dass man die Daten weit verbreitet und am besten ist natürlich die weite Verbreitung zu erreichen, wenn man die Daten gratis zur Verfügung stellt."
Das wahre Geschäft im All
Es wäre geradezu zynisch, wenn Umweltdaten nur denen zur Verfügung stünden, die sie auch bezahlen können. Die ESA hat ganz offiziell das Mandat, Europas Unternehmen und den Bürger zu dienen, durch Entwicklung neuer Technologien oder eben durch die Bereitstellung von Daten aus dem Weltraum. Josef Aschbacher:
"Wir haben Studien durchgeführt, durch unabhängige Consultingfirmen, PriceWaterhouseCooper. Die haben errechnet, dass ein Euro investiert in die Fernerkundung oder Erdbeobachtung zu einem gesellschaftlichen Nutzen führt, der in der Größenordnung von etwa 10 Euro ist. Das heißt, ein Euro multipliziert sich mit dem Faktor 10, was natürlich ein sehr gutes Investment ist für die Gesellschaft und Europa als Ganzes."
Die Aussagekraft solcher Studien mag schwer einzuschätzen zu sein. Dass aber die Erdbeobachtung tatsächlich boomt - und zwar weit jenseits des reinen Wetterberichts - ist angesichts der Tausenden von Firmen, die die Daten nutzen, kaum zu bestreiten. Europa betreibt ein gutes Dutzend Satelliten, die die Erde im Blick haben, ihren Zustand, ihre Schönheit, aber auch ihre Verletzlichkeit. Mit diesen Daten verdienen Firmen Geld, aber für Robbie Schingler geht es nicht nur um Profit.
"Wir müssen endlich schaffen, symbiotisch mit diesem Planeten zu leben. Dazu möchte ich beitragen. Andere Leute meinen, wir müssten zur multiplanetaren Spezies werden, um zu überleben. Das ist vielleicht ein guter Plan B, aber Plan A ist, dies hier zu tun."
Ein kleiner Seitenhieb auf jene, die die Menschheit zum Mars oder sonst wohin schicken wollen. Raumfahrt als Selbstzweck hat bisher keinen Markt. Nur staatliche Agenturen schicken Menschen auf die Raumstation oder zum Mond - aber bei derzeit Hunderten Millionen Euro Reisekosten müsste sich Dramatisches tun, bis Raumflüge nicht nur für ein paar Superreiche bezahlbar wären. Das wahre Geschäft findet im All statt, wenn der Blick nach unten geht - auf die Erde.