Mittwoch, 24. April 2024

Archiv


Sauberer Strom zum sauberen Preis

Klimaschutz geht alle an und das empfinden auch immer mehr Verbraucher so. Sie wollen nicht warten, sondern jetzt handeln und jetzt schon aktiv CO2 einsparen. Möglich macht dies unter anderem der Hamburger Ökostrom-Anbieter Lichtblick. Keine Kohle, kein Gas, kein Öl und auch keine Atomenergie und das zu bezahlbaren Preisen - das verspricht Lichtblick seinen Kunden, und das ist gleichzeitig das Erfolgsrezept: Lichtblick ist der mit Abstand größte Anbieter von Ökostrom im Lande.

Von Theo Geers | 30.11.2007
    "Das ist unser Bildschirm der alle zehn Sekunden aktualisiert wird mit den Kundenzahlen. Das geht steil nach oben. Jetzt sind wir bei 379.000, morgen sind wir bei 380.000 und zum Jahresende werden wir wahrscheinlich bei knapp 400.000 Kunden liegen."

    Wenn Heiko von Tschischwitz morgens in die Firma kommt springt ihm im Foyer des eher schmucklosen Bürogebäudes in Hamburg-Altona der Unternehmenserfolg sofort ins Auge: 1000 Stromkunden gewinnt Lichtblick dazu - jeden Tag. Und wenn der Geschäftsführer von Lichtblick weiter geht in die Poststelle zu den Kopier- und Frankiermaschinen, dann wird der Unternehmenserfolg sogar hörbar:

    "Jedes Rattern ist ein neuer Kunde, und insofern hör ich das jedes Mal wieder gerne."

    Explodiert ist die Zahl der Ökostromkunden bei Lichtblick vor allem in diesem Jahr. Die erste Welle kam im Februar mit dem Klimabericht der UNO, die zweite im Sommer, als die ersten Stromkonzerne ihre Preise erhöhten, und die dritte mit den Störfällen in den Atomkraftwerken in Krümmel und Brunsbüttel:

    "Bis runter nach Garmisch-Partenkirchen oder hoch bis Westerland auf Sylt haben uns Leute angerufen und gesagt: "Mir reicht es jetzt, ich will da weg." Das will ich nicht mehr unterstützen und wenn das auch nur 50 Euro sind an Strom, die ich zahle, ich will die nicht mehr an Vattenfall bezahlen, sondern ich will mir ein Unternehmen suchen, das eine Geschäftspolitik betreibt hinter der ich auch stehe."
    Die Geschäftspolitik von Lichtblick ist einfach erklärt:
    "Das große Thema in der Energiewirtschaft ist die Energiewende, also die Abkehr von C02-Emisssionen, also von Kohle und von Gas und der Ausstieg aus der Atomenergie, und das ist das, was wir in unserem Produkt jetzt schon anbieten, wofür wir als Unternehmen stehen und das wollen wir nicht nur mit unseren Kunden erreichen, sondern das wollen wir für die gesamte Energiewirtschaft erreichen. "
    Ein hehres Ziel, doch genau dieser Einsatz für eine Energiewende erklärt den Geschäftserfolg. Lichtblick ist glaubwürdig in den Augen der umweltbewussten Kunden, die ihren privaten Atomausstieg vollziehen und trotzdem CO2-freien Strom verbrauchen wollen. Genau den bekommen sie bei Lichtblick Der Ökostrom stammt zu 15 Prozent aus Wind- oder Solarstromanlagen, die über das Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG, gefördert werden. Dieser Anteil ist bei allen deutschen Stromanbietern gleich. Der Unterschied zu Lichtblick liegt in den verbleibenden 85 Prozent, unterstreicht Heiko von Tschischwitz:

    "Da sagt Lichtblick: Diese 85 Prozent - da wollen wir keine Kohle haben, kein Erdgas haben, kein Öl haben und keine Atomkraft haben, sondern wir wollen die Anlagen fördern, die aber trotzdem die regenerative Stomerzeugung nach vorne bringen und da ist es nicht nur so, dass wir sagen "100 Prozent regenerativ", sondern wir sind zertifiziert nach dem ok-powerlabel und dieses sehr strenge Label fordert darüber hinaus, dass ein bestimmter Anteil des Stroms, nämlich ein Drittel, aus sogenannten Neuanlagen stammt. "

    Und diese dürfen wiederum nicht älter als drei Jahre sein. Lichtblick muss sich also ständig für ein Drittel seines Stroms neue Lieferquellen suchen, was automatisch den Bau neuer Biomasse- oder Wasserkraftwerke nach sich zieht. Denn aus denen stammen die 85 Prozent des Stroms, durch den sich Ökostrom von Lichtblick vom deutschen Durchschnittsmix unterscheidet: Lichtblick kauft den Ökostrom zu einem Viertel aus Biomassekraftwerken wie etwa einem großen Zellstoffwerk in Stendal, drei Viertel stammen aus Laufwasserkraftwerken. So können auch private Haushalte etwas für den Klimaschutz tun: Wer etwa 3500 kwh Strom im Jahr verbraucht, spart im Vergleich zum durchschnittlichen Strommmix aus Kohle-, Atom- und Gaskraftwerken rund zwei Tonnen CO2 im Jahr:

    "Das ist sehr viel wenn sie bedenken, dass ein Durchschnittshaushalt in Deutschland in Summe, über alles was er tut, Auto fahren, Urlaubsreisen, heizen und so weiter acht bis neun Tonnen emittiert. Davon können sie zwei einsparen wenn sie Ökostrom beziehen."

    Mit acht Kunden und sieben Mitarbeitern ging Lichtblick vor neun Jahren an den Start. Heute sorgen über 380.000 Kunden für einen Jahresumsatz von 200 Millionen Euro. Seit einem Jahr schreibt Lichtblick auch schwarze Zahlen. Die Investoren um die Hamburger Unternehmerfamilie Saalfeld, der allein 77 Prozent der Firmenanteile gehört, bewiesen also einen langen Atem mit ihrer Geschäftsidee, Ökostrom so billig wie möglich anzubieten.

    Das ist das dritte Erfolgsrezept: Der bundesweit einheitliche Stromtarif ist in vielen Orten günstiger als das Angebot des lokalen Platzhirschen. Ökostrom muss nicht teuer sein - das ist die Botschaft aus Hamburg. Aus 400.000 Kunden am Jahresende sollen mittelfristig zwei Millionen werden. Damit stiege Lichtblick mit seinem Ökostrom zum fünftgrößten Stromanbieter im Lande auf.

    "Das ist wirklich ein Produkt, das immer mehr Mainstream wird. Zwei Millionen Kunden sind fünf Prozent Marktanteil. Das ist schon viel wenn man bei Null angefangen hat. Aber wenn man fünf Prozent geschafft hat dann kann man auch zehn Prozent schaffen,"
    die zudem die Basis sind für weitere Geschäfte. Als erstes Unternehmen überhaupt bietet Lichtblick seit Mitte September zum Heizen auch einen klimafreundlichen Mix aus Erd- und Biogas an. Der BiogasAnteil liegt zwar erst bei fünf Prozent, das Ziel lautet aber auch hier, Erdgas komplett durch Biogas zu ersetzen.