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Sauberes Wuppertal

Die Deutsche Umwelthilfe mobilisiert die Kommunen zum Klimaschutz. Mit ihrer Aktion fordert sie die Gemeinden auf, den Kohlendioxid-Ausstoß ihres Fuhrparks zu senken.

Von Philip Banse | 24.09.2007
    Von den rund 6000 Kommunen, die die Deutsche Umwelthilfe angeschrieben hat, haben 250 geantwortet. Von diesen 250 bleiben haben heute schon 20 Kommunen einen Fuhrpark, der im Schnitt weniger als 120 Gramm CO2 pro Kilometer in die Luft bläst, diese Kommunen sind also schon heute da, wo die EU 2012 die gesamte europäische Autoindustrie haben will. Bei den Großstädten heißt der Klima-Sieger eindeutig Wuppertal, sagt Jürgen Resch, der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe.

    "Wuppertal hat es geschafft, einen großen Fahrzeugpark so anzuschaffen, dass sie im Schnitt bei 115 Gramm gelandet sind. Das heißt, sie unterschreiten mit einer relativ großen Fahrzeugflotte schon deutlich die Grenzwerte für 2012."

    Für kleinere Gemeinden mit nur wenigen Autos ist es natürlich deutlich einfacher, sich auf sparsame Dienstwagen zu beschränken. So hat die brandenburgische Gemeinde Blankenfeld-Marlow einen Fuhrpark von 8 Fahrzeugen. Im Schnitt produzieren die 119 Gramm CO2 je Kilometer. Viele kleinere Gemeinden mit klimafreundlicher Flotte liegen in Bayern. Die deutsche Umwelthilfe schreibt das einer traditionell starken Umweltbewegung im Süden zu. Die Gemeinden mit den klimaschädlichsten Fuhrparks kommen auf über 220 Gramm CO2 je Kilometer. Diese Orte wollte die Deutsche Umwelthilfe nicht nennen, weil diese Gemeinden sich immerhin gemeldet haben und nicht vor den Kopf gestoßen werden sollen.

    "Wir hoffen darauf, dass die Veröffentlichung von Spitzenreitern dazu führt, dass sich andere Gemeinden angesprochen fühlen und den Wert von Wuppertal erreichen oder unterschreiten."

    30 Gemeinden haben nämlich in ihren Gemeinderäten schon Beschlüsse gefasst, nach denen die CO2-Emissionen der Dienstwagen gesenkt werden sollen. Die Aktion habe dazu geführt, dass viele Gemeinden überhaupt erstmals geprüft haben, wie viel CO2 die kommunalen Dienstwagen denn ausstoßen. Anreiz auf effiziente Autos, sei nicht nur das Umweltbewusstsein, sagt Jürgen Resch, sondern auch die Möglichkeit, Geld zu sparen:

    "Für viele Gemeinden sind die laufenden Verwaltungskosten eine der größten kommunalpolitischen Kosten, die sie meistern müssen. Zu wenig wurde bisher darüber nachgedacht, was für langfristige Folgen falsche Anschaffungen im PkwBereich haben. Das heißt, wer sich Sprit sparende Fahrzeuge anschafft, hat weniger Unterhaltskosten und spart das Geld der Steuerzahler."

    Größte Hürde auf dem Weg zu sparsameren Autos sei der Prestige-Bedürfnis vieler Vorgesetzen: Wenn der Angestellte schon einen Dreier BMW fährt, muss der Abteilungsleiter mindestens einen 5er BMW fahren. Da sei ein Umdenken der Bürgermeister gefragt, sagt die Deutsche Umwelthilfe:

    "Wir haben das gesehen in Tübingen mit dem Bürgermeister Palmer, der sich einen Toyota Prius zugelegt hat und jetzt vor wenigen Tagen in Frankfurt dem VDA-Präsidenten Wissmann zugesagt hat, auf einen Smart umzuwechseln, sobald dieser lieferbar ist mit der Start-Stop-Automatik und eben gleichzeitig sauber ist und wenig CO2-Emissionen hat. So ein Bürgermeister kippt natürlich den Automatismus, dass man als leitender Beamter auch das große Auto fahren muss."

    Denn noch kommen viele klimafreundliche Autos nicht aus Deutschland. Wenn deutsche Kommunen aber sparsamere Autos verlangen und ihren Bürgern ein Vorbild sind, müssten auch deutsche Hersteller effizientere Autos bauen, so das Kalkül der Deutschen Umwelthilfe. Doch schon heute muss es nicht immer ein Smart sein, wenn Bürgermeister das Klima schonen und de heimische Industrie unterstützten wollen, sagt Jürgen Resch:

    "Wir sehen es ja bei größeren Fahrzeugen wie dem VW Passat, der in seiner neusten Version bei unter 120 Gramm CO2 je Kilometer liegt: Große Fahrzeuge müssen keine Spritfresser sein."