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Schädlingsbekämpfung
Mit Nützlingen gärtnern

Hacken, schneiden, düngen - heißt es jetzt für Gärtner. Nützlinge helfen zudem dabei, das Ökosystem Garten im Gleichgewicht zu halten. Dafür sollte man Schlupfwespen, Maulwürfen und anderen Tierchen eine Vielfalt mit guten Lebensbedingungen anbieten.

Von Claudio Ullrich-Schiwon | 04.05.2016
    Ein Marienkäfer sitzt auf einem Blatt.
    Bestimmte Marienkäferarten fressen bis zu 60 Blattläuse täglich. (dpa / picture alliance / Jens Kalaene)
    Klaus Krome, Chef des Kreislehrgartens Steinfurt und seine Mitarbeiter freuen sich zwar über Sonnentage und steigende Temperaturen, gehen jetzt aber mit besonders prüfendem Blick durch die Anlagen:
    "Das kann durchaus sein, dass ich jetzt schon die ersten Blattläuse an den Rosen finde, haben sehr zartes Laub, sehr zarte Triebe und da sollte ich tatsächlich gucken, ob die Marienkäfer auch den Weg zur Rose finden, bevor die Blattläuse sich eben breitmachen."
    Gegen Fliegen, Läuse, Raupen und Spinnmilben
    Bestimmte Marienkäferarten fressen bis zu 60 Blattläuse täglich, ihre unersättliche Brut um die 400. Die größte Gruppe der Nützlinge sind Insekten und Larven. Sie vertilgen Unmengen von Läusen, Fliegen, Raupen und Spinnmilben oder parasitieren sie: Zum Beispiel die Schlupfwespe – ein Nützling – legt ein Ei in die Larve der weißen Fliege, die dann Nahrung für den Wespennachwuchs ist. Die weiße Fliege ist ein gefürchteter Schädling für Tomaten und andere Pflanzen. Nützlinge sind aber auch Laufkäfer, Ohrenkneifer, Asseln sowie Spitzmaus, Regenwürmer und Maulwürfe, die nicht nur die Erde auflockern, sondern auch Kleintiere und Larven verspeisen. Mit von der Partie bei der Schädlingsbekämpfung sind außerdem viele Vögel sagt Klaus Krome vom Kreislehrgarten Steinfurt:
    "Weil das Brutgeschäft der Meisen und der anderen Vögel jetzt in vollem Gange ist und die schleppen natürlich im 50 Sekunden Takt die Raupen heran, um die Brut groß zu füttern."
    Hobbygärtnerin Arntrud Müller schwört auf ihre gefiederten Mitarbeiter, die im Wesentlichen für das ökologische Gleichgewicht in ihrem kleinen Gartenparadies sorgen. Denn zum Beispiel sind besonders ihre üppigen Rhododendrenbüsche von Zikaden bedroht.
    "Die Zikaden bohren die Knospen an und legen ihre Eier ab und wenn die Zikaden klein sind dann sind dann sind die Vögel aktiv."
    Vielfalt im Garten
    Und verhindern die Eiablage. Eine Grundvoraussetzung für eine ausreichende Nützlingspopulation ist die Vielfalt im Garten mit guten Lebensbedingungen, so Gartenexperte Klaus Krome:
    "Habe ich also einen vielfältig gestalteten Garten mit Zwiebel- und Knollengewächsen, mit Gehölzen, mit vielen Stauden, wo ich den Gräsern und den Wiesenpflanzen mal freien Lauf lasse, habe ich auch automatisch Nützlinge im Garten."
    Wer dann noch Insektenhotels unter anderem für Wildbienen oder Florfliegenkästen aufstellt, ist auf der ganz sicheren Seite. In bestimmten Fällen jedoch nutzt das nichts, zum Beispiel bei manchen aus dem Ausland eingeschleppten Schädlingen. Die Tripsen, sogenannte Fransenflügler, ohnehin bei Gärtnern und bei Gartenbaubetrieben gefürchtete Schädlinge haben sich um eine neue ausländische Art erweitert, die Probleme macht. Jörg Klatt, Pflanzenschutzspezialist vom Landschaftsverband NRW:
    "Tripse Setosus, der ist eingeschleppt worden über Pflanzenmaterial, höchstwahrscheinlich aus Japan. Ob wir mit unseren Nützlingen dort weiter kommen zum Beispiel mit dieser Raubmilbe Amblyseius Cucumeris, das muss sich jetzt noch zeigen."
    Nützlinge für den Garten kaufen
    Sollten Schädlinge ganz allgemein in Gärten oder Treibhäusern überhandnehmen, dann kann man Nützlinge kaufen: in Fachgeschäften, Gartencentern oder über das Internet. Allerdings stehen die Produkte in den Geschäften nicht im Regal, sondern es gibt ein Bestellsystem je nach Schädlingsart sowie Anzahl der Pflanzen, erklärt Jörg Klatt:
    "Da wird ein ganzer Einsatzplan erstellt, das muss ein bisschen durchdacht sein, die Sache, sodass man stufenweise alle zwei Wochen eine gewisse Portion bekommt."