Donnerstag, 25. April 2024

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Biografie über Maeve Brennan
Glücklich in New York

Maeve Brennan war eine Stilikone. Die gebürtige Irin verbrachte die längste Zeit ihres Lebens in Manhattan, schrieb für den "New Yorker". Erst posthum kam der Ruhm, der Vergleich mit James Joyce und Virginia Woolf. Brennan starb dement, aber ihr Leben war glücklich, so die Biografin Michaela Karl.

Michaela Karl im Gespräch mit Tanya Lieske | 02.07.2019
Zu sehen ist Audrey Hepburn in einem Filmausschnitt aus "Breakfast at Tiffanys" von 1961 und das Cover der Maeve Brennan Biographie von Michaela Karl: "Ich würde so etwas nie ohne Lippenstift lesen."
Maeve Brennan war das Vorbild für Truman Capotes Holly Golightly, verfilmt mit Audrey Hepburn (Audrey Hepburn: imago / Paramount Publications/ Buchcover: Hoffmann und Campe)
Sie schrieb Stadtkolumnen im Stil einer Flaneurin und Short Stories, in denen sie ihren Figuren tief in die Seele schaute, wo sie meist Einsamkeit und Sprachlosigkeit fand. Die Rede ist von Maeve Brennan (1917 - 1993), die in Irland geboren wurde, die aber die meiste Zeit ihres Lebens in New York verbrachte.
Mit ihrer sprühenden Intelligenz und ihrer Schönheit gelang es ihr dort schnell im Kreis der journalistischen und literarischen Avantgarde der 1950er Jahre Fuß zu fassen. Auch als Filmfigur machte sie Karriere, sie gilt als Vorbild für Truman Capotes Holly Golightly, die im Film Breakfast at Tiffany's von Audrey Hepburn verkörpert wurde.
Ein für ihre Zeit ungewöhnlich selbstbestimmtes Leben
Über ihre Wurzeln in Irland sprach Brennan hingegen nicht gerne, dabei waren auch ihre Eltern berühmt. Robert und Una Brennan waren im irischen Unabhängigkeitskrieg aktiv, der Vater stand im Osteraufstand von 1916 an vorderster Front und war der erste Gesandte der Republik Irland in Washington.
"Sie wollte als Amerikanerin gelten", sagt Brennans deutsche Biografin Michaela Karl. Obwohl Maeve Brennan einsam und geistig verwirrt in New York gestorben ist, habe sie ein glückliches und für ihre Zeit ungewöhnlich selbstbestimmtes Leben geführt. Michaela Karl verabschiedet sich von dem gängigen Bild der unglücklichen Exilantin und setzt einen neuen Akzent in der Rezeption dieser eigenwilligen Auorin.
Michaela Karl: "Ich würde so etwas nie ohne Lippenstift lesen."
Maeve Brennan. Eine Biographie
Verlag Hoffmann & Campe, Hamburg
352 Seiten, 22 Euro
Maeve Brennan: "Sämtliche Erzählungen: New Yorker Geschichten und Dubliner Geschichten"
Aus dem Englischen von Hans Christian Oeser.
Steidl Verlag, Göttingen
Band 1 592 Seiten; Band 2 576 Seiten 45,00 Euro