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Schampus bis zum Abwinken

Dass ein Unternehmenssprecher Journalisten verlockende Angebote macht, das mag moralisch fragwürdig sein, ist aber Kern seines Berufsbildes. Der Skandal beginnt dort, wo der Journalist darauf eingeht und sich tatsächlich beeinflussen lässt.

Von Andreas Stopp | 04.05.2013
    Man kann dem Mann vieles vorwerfen: Dass er seinen Arbeitgeber beklaut hat und betrogen, dazu kommen Untreue und Steuerhinterziehung. Ein kriminelles Verhalten und damit strafbar, keine Frage. Auch ein Pressechef ist natürlich haftbar für Gesetzesverstöße. Folgerichtig sitzt er im Gefängnis und wartet auf seinen Prozess. Aber eines aus der breiten Palette seiner bizarren Handlungen, eines kann man ihm sicher nicht vorwerfen: Dass er –wenn auch auf eigenwillige Art- seine Arbeit als Pressesprecher gemacht hat.

    Ein solcher ist dazu da, sein Unternehmen in einem positiven Licht leuchten zu lassen. Er wird dafür bezahlt, es irgendwie hinzukriegen, dass die Berichterstattung über die Produkte seiner Firma, hier also Autos, alles andere als negativ ist!

    Klar, man könnte Werbung schalten. Muss man aber gar nicht, wenn mancher angeblich journalistisch-redliche Artikel der Reklame schon verdammt nahekommt, ja manchmal fast noch überlegen ist und dazu sogar noch billiger! Der Mazda-Pressemensch ist nicht der Erste, der den Trick erkannt hat und hemmungslos anwendete: Journalisten sozusagen gefügig zu korrumpieren. Champagner bis zum Abwinken, Urlaubsreisen in feinste Hotels, Business Class Flüge, alles gerne mit Anhang, wertvolle Geschenke, besser nicht näher zu definierende "Spezialbehandlungen" - wäre doch gelacht, wenn sich der sogenannte Journalist da noch trauen würde, etwas Kritisches zum Produkt zu schreiben oder zu senden. Rundum sorglos gepampert. Genau so läuft das oft in unserer Marktwirtschaft und – ja - immer wieder machen Journalisten mit! Und schreiben dann: Gutes Auto, fährt prima. Hauptsache mal wie ein VIP behandelt worden zu sein. Tut einfach gut. Muss man doch Verständnis haben dafür, oder?

    Nein, muss man nicht und darf man nicht!

    Nochmal im Klartext: Dass ein seiner Firma verpflichteter Unternehmenssprecher solche Angebote macht – das mag moralisch fragwürdig sein, ist aber Kern seines Berufsbildes. Dafür ist er da.
    Der Skandal beginnt dort, wo der Journalist "nimmt", wo er auf ein unmoralisches Angebot eingeht und sich tatsächlich einlullen lässt. Ohne aufmerksam-kritischen Blick Lobesarien singt, obwohl man wirklich unabhängig auch auf ganz andere Aspekte zu sprechen kommen müsste.
    Ein Fußballverein wird ja auch nicht dafür bezahlt, zu verlieren. Wir von der Gegenmannschaft, wir Journalisten, müssen sehen, wie wir die Torschüsse der Pressesprecher verhindern!