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Schauspieler-Honorare
Tatort-Kommissare fordern mehr Gerechtigkeit

Die "Tatort"-Krimis der ARD sind regelmäßig richtige Straßenfeger mit beeindruckenden Einschaltquoten. Die Bezahlung der Schauspieler scheint dem nicht immer Rechnung zu tragen. Einige Fernsehkommissare fordern nun mehr Geld. Und auch Berufsverbände und Gewerkschaften treten auf den Plan. Sie kritisieren die ARD und fordern eine gerechte Vergütung.

Von Brigitte Baetz | 01.10.2016
    Die beiden Hauptdarsteller des "Tatort" Münster, Axel Prahl als Kommissar Thiel (l) und Jan Josef Liefers als Prof. Boerne
    Die "Tatort"-Kommissare sind schlechter bezahlt als gedacht: Das Münsteraner Duo Axel Prahl und Jan Josef Liefers fordert deswegen nun mehr Geld. (dpa / picture alliance / Bernd Thissen)
    "Ist das nun gerecht?" Fragt die "Bild"-Zeitung. Und hat recherchiert, dass "Tatort"-Ermittler auch nur Menschen sind wie du und ich. Denn sie verdienen nicht unbedingt leistungsgerecht – wenn man denn Quote mit Leistung gleichsetzt. 13,31 Millionen Zuschauer hatten den Tatort aus Münster in der letzten Woche eingeschaltet. Das sind 31,8 Prozent Marktanteil, ein Rekord für das ARD-Erfolgsformat. Doch Jan Josef Liefers und Axel Prahl alias Professor Börne und Kommissar Thiel gehören nicht zu den Spitzenverdienern des Sonntagabends.
    Nach branchenüblichen Schätzungen, so die "Bild"-Zeitung mit durchaus glaubwürdigen Zahlen, bekommt beispielsweise Maria Furtwängler via NDR 220.000 Euro pro Folge. Das ist für eine Person mehr als die Summe, die der WDR seinen beiden Komödienkriminalisten nach Informationen von "Bild" und "Rheinischer" Post aufs Konto überweist. Und das, obwohl der Erfolg des Münsteraner "Tatortes" ohne sie nicht denkbar wäre. Liefers und Prahl verhandeln nicht ohne Grund also zurzeit mit ihrer Hausanstalt um eine Honorarerhöhung. Der WDR wollte sich auf Anfrage des Deutschlandfunks nicht zu laufenden Verträgen und Vertragsverhandlungen äußern. Nun ist es zunächst leicht erklärbar, dass "Tatort"-Schauspieler unterschiedliche Honorare erhalten, denn schließlich ist das Krimiformat im Ersten ein Kind der föderalen ARD-Struktur, der in diesem Fall dann auch noch die Österreicher und die Schweizer angeschlossen sind.
    Auch Milberg verdient weniger als Furtwängler
    Es gibt also keine Zentralredaktion und keine zentrale Honorarabteilung. Weniger verständlich ist, dass auch Axel Milberg als Ermittler in Kiel weit weniger verdient als die in Niedersachsen lokalisierte Maria Furtwängler, beide unter der Feder- und Haushaltsführung des NDR. Und noch unverständlicher ist, dass bei einem Erfolgsformat wie dem "Tatort", das regelmäßig im Ersten und in allen Dritten Programmen wiederholt wird, Schauspieler und die sogenannten Gewerke wie zum Beispiel Schnitt, Kostüm, Maske nur einmal bezahlt werden – obwohl sie doch für viele Stunden Programm verantwortlich sind. Seit Jahren schlagen die einzelnen Berufsverbände und Gewerkschaften Alarm, dass eine angemessene Vergütung beinhaltet, dass auch Wiederholungshonorare fällig werden müssen. Solche Folgevergütungen sind beim ZDF durchaus üblich, sogar ProSieben/SAT.1 lässt sich inzwischen darauf ein.
    Nur die ARD sträubt sich, sagt der Berufsverband der Schauspieler. Gerecht ist das wirklich nicht. Und wer glaubt, dass 65.000 Euro Honorar beispielsweise für Devid Striesow als Kommissar in Saarbrücken doch ziemlich viel Geld sei, der bedenke, dass auch bei berühmten Darstellern einigen wenigen Einsätzen im Fernsehen viele Tage gegenüberstehen, an denen überhaupt nichts verdient wird.