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Schauspieler Michael Nyqvist gestorben
Als Star der "Millennium"-Trilogie berühmt geworden

Durch die Verfilmungen der "Millennium"-Trilogie von Stieg Larsson wurde der schwedische Schauspieler Michael Nyqvist weltberühmt. Jetzt ist er im Alter von 56 Jahren an Lungenkrebs gestorben. Auf der Leinwand wird er aber noch in neuen Filmen zu sehen sein. Darunter in Terrence Malicks Weltkriegsdrama "Radegund".

Von Carsten Schmiester | 28.06.2017
    Der Schauspieler Michael Nyqvist kommt 2009 zur Premiere des Films "Verblendung" in Hamburg.
    Der schwedische Schauspieler Michael Nyqvist im Jahr 2009. Er starb im Alter von 56 Jahren. (dpa / Angelika Warmuth)
    In den schwedischen Medien wird Nyqvist heute als einer der auch international bekanntesten und anerkanntesten Schauspieler des Landes beschrieben. Sein selbst für Kollegen überraschender Tod war die erste Meldung in den Nachrichten am Morgen. Zuvor hatte seine Familie bestätigt, dass er gestern im Alter von 56 Jahren nach langer Krankheit an Lungenkrebs gestorben ist. Sein Tod hinterlasse eine große Leere, heißt es in der kurzen Stellungnahme, in der die Angehörigen auch darum bitten, dass man sie nun "in Ruhe trauern lasse". Nyqvist war 1960 in Stockholm als Kind einer Schwedin und eines Italieners geboren, dann aber zur Adoption freigegeben worden und in einer schwedischen Familie aufgewachsen. Das Verhältnis zu seinen biologischen Eltern, die er erst spät fand, vor allem zu seiner Mutter, war schwierig.
    "Ich habe sie nur einmal sehr kurz getroffen und hatte viele Frage, aber die waren plötzlich weg. Unsere Begegnung war sehr bedrückend. Aber ich spürte, dass sie auch gelitten hat, auf ihre Weise. Sie wollte keinen Kontakt haben. Was geschehen war, war geschehen - ich war geschehen", sagte Nyqvist in einem Interview.
    Bekannt durch die Stieg-Larsson-Reihe
    Er selbst war verheiratet, hinterlässt nun seine Frau Catharina und die beiden Kinder Ellen und Arthur, die er aus dem öffentlichen Rummel um seine Person stets herausgehalten hat. Den nationalen Durchbruch feierte er im Jahr 2000 mit der Rolle des Rolf im Film "Tillsammans", zu Deutsch "Zusammen!". International wurde Nyqvist vor allem als Journalist und Detektiv Mikael Blomkvist in Stieg Larssons "Millennium"-Trilogie bekannt. In dieser Szene im ersten Film "Verblendung" trifft er die hochintelligente Hackerin:
    Schauspieler Michael Nyqvist in einem Film aus der "Millennium"-Trilogie
    "Millennium": Schauspieler Michael Nyqvist in der aufwändigen Verfilmung der Bücher "Verblendung", "Verdammnis" und "Vergebung" (picture alliance / dpa / Knut Koivisto)
    "Wer bist du? - Hör schon auf, du weißt wer ich bin. - Darf ich reinkommen? - Nein! (...) - Ich habe deinen Bericht gelesen, sehr interessant! Besonders, dass du illegal meine persönlichen Daten geklaut hast. Das dürfte die Polizei interessieren."
    Nahtod-Erlebnis bei Unfall 2014
    Cool und clever, attraktiv, manchmal mitfühlend, aber gerne auch knallhart: Nyqvist war nicht nur im schwedischen Theater und Fernsehen eine feste Größe, sondern auch in Hollywood gefragt. Unter anderem 2011 neben Tom Cruise als Fiesling in "Mission Impossible - Phantom Protokoll" oder 2014 als russischer Gangsterboss im Actionstreifen "John Wick". Bei den Dreharbeiten hatte ihn ein Stuntman versehentlich schwer verletzt, in einem Interview sprach Nyqvist darüber.
    "Das war ein Nahtod-Erlebnis. Mein Blick auf das Leben hat sich dadurch verändert. Ich habe sozusagen physisch erfahren, dass es ein Ende gibt. Und dass hat bei mir dazu geführt, dass ich mehr schaue, mit wem ich meine Zeit verbringe. Viel von diesem 'ich muss, ich muss' ist verschwunden, weil das Leben eben begrenzt ist."
    Nun ist sein Leben vorbei, für viele Freunde und Fans unfassbar plötzlich. Aber es bleiben gute Erinnerungen. In Deutschland sicher auch an den Film "Wie im Himmel" von 2004, in dem Nyqvist einen Dirigenten und späteren Chorleiter in seinem Heimatdorf spielte und der 2005 für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert worden war. Und auch nach seinem Tod bleibt er auf der Leinwand präsent. In mehreren Filmen, in denen er mitgespielt hat, die aber noch nicht in die Kinos gekommen sind. Unter anderem im U-Boot-Drama "Kursk" und in "Radegund", der Geschichte des im Zweiten Weltkrieg hingerichteten und später von der katholischen Kirche seliggesprochenen österreichischen Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter.