Dienstag, 23. April 2024

Archiv

Schiffahrtsbranche
Hohe Kosten belasten deutsche Reeder

Sinkende Frachtraten, verschärfte Umweltauflagen und ein neuer Schwefelgrenzwert für Brennstoff: Für die deutsche Schifffahrtsbranche bleiben die Zeiten schwierig. Steigende Kosten und der schwache Markt lassen die Handelsflotte schrumpfen und verstärken den Trend zur Ausflaggung deutscher Schiffe.

Von Axel Schröder | 03.12.2014
    Ein Containerschiff fährt im Hafen von Los Angeles, USA.
    Die Krise in der Schifffahrt hält an. (dpa / picture alliance / Sean Masterson)
    Mit einer guten Portion Wehmut und einem Hauch von Erleichterung leitete Michael Behrendt, der scheidende VDR-Präsident, seine letzte Pressekonferenz für den Verband Deutscher Reeder. Wehmut, weil er als ehemaliger Chef der Hamburger Traditions-Reederei Hapag-Lloyd und amtierender Aufsichtsratschef, die Branche sich sehr gut kennt und – so sein Fazit – auch viel für die deutschen Reeder erreicht hat. Erleichterung, weil nun nicht mehr er, sondern sein Nachfolger Manfred Hartmann den VDR durch immer noch schwierige wirtschaftliche Zeiten führen muss:
    "Die anhaltende Schwäche der Märkte und der hohe Kostendruck der Reedereien sind weiterhin große Herausforderungen. Die Branche insgesamt erweist sich als sehr widerstandsfähig. Aber der Kostendruck bleibt und der Wettbewerb wird sehr stark über Schiffsgrößen, noch effizientere Schiffe und im Feld der Linienreedereien insbesondere über Unternehmensgröße ausgetragen."
    Fragen zum gerade gestern verkündeten geglückten Zusammenschluss von Hapag-Lloyd und der chilenischen Linienreederei CSAV beantwortete Behrendt mit Verweis auf seinen Aufsichtsrat-Posten bei Hapag-Lloyd nicht.
    Günstiger Treibstoff wirkt sich positiv aus
    Positiv für die gesamte Branche wirkten sich die gesunkenen Treibstoffkosten aus. Und auch die bestandenen Stresstests all jener europäischen Banken, die Schiffe finanzieren, sei ein gutes Zeichen, so Behrendt. Negativ wirkten dagegen nach wie vor die moderat sinkenden Frachtraten, also die Preise pro transportiertem Container. Zusätzliche Kosten würden auch durch verschärfte Umweltschutzauflagen entstehen:
    "Wie sie wissen, tritt ab dem 1.1.2015 in den Immissionskontrollgebieten in der Nord- und Ostsee, aber auch in den nordamerikanischen und karibischen Gewässern ein neuer Schwefelgrenzwert für den Schiffsbrennstoff in Kraft. Dies stellt die Reedereien vor enorme betriebliche, technische und finanzielle Herausforderungen. Sie müssen die Mehrkosten für Marinediesel oder die neue installierten Abgasreinigungsanlagen grundsätzlich an die Kunden weitergeben."
    Zahl der Containerschiffe unter deutscher Flagge sinkt
    Dieser Kostendruck, so Michael Behrendt, belaste die deutschen Reedereien. Vor allem deshalb, weil das Gros der deutschen Reedereien mittelständisch organisiert sei, zum Teil sogar als Familienunternehmen geführt werde. Gerade in Krisenzeiten seien deren Mittel oft zu begrenzt, um zusätzliche Belastungen, ohne Weiteres stemmen zu können. Im Ergebnis hat sich der Trend zur Ausflaggung deutscher Schiffe verstärkt. Die Zahl der Containerschiffe unter deutscher Flagge sank von 191 im Herbst 2013 auf heute noch 160 Schiffe. Zum Ende seiner letzten Pressekonferenz als VDR-Präsident gab Michael Behrendt noch eine Einschätzung zu weiteren Fusionen zwischen den größten Playern im Reederei-Geschäft:
    "Ich persönlich zu der letzten Frage gehe davon aus, das hier noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Das hier im Laufe der nächsten Jahre noch eine ganze Anzahl von Möglichkeiten besteht, hier zur Konsolidierung zu kommen. Das ist meine Einschätzung."

    Mehr zum Thema