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Schlecker will sich gesund schrumpfen

Negativschlagzeilen über die schlechte Behandlung von Mitarbeitern und wachsende Konkurrenz machen der Drogeriemarktkette Schlecker seit einiger Zeit Probleme. Das Sanierungsprogramm "Fit for Future" sollte helfen. Doch für viele Filialen endet das Programm erstmal mit "No Future".

Von Christian Bremkamp | 17.01.2012
    Raus aus den roten Zahlen: Schon im vergangenen Jahr hatte Schlecker damit begonnen, Filialen zu schließen; nun soll der Schrumpfkurs offenbar weitergehen:

    "Schlecker hat uns und dem Gesamtbetriebsrat eine Schließliste für die Monate Januar und Februar zur Verfügung gestellt und aus der geht hervor, dass etwas mehr als 600 Filialen in diesen beiden Monaten geschlossen werden sollen."

    So Bernhard Franke, zuständiger Fachbereichsleiter Handel bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in Stuttgart.

    600 weitere Schließungen, gepaart mit Umgestaltungen anderer Standorte – damit reagiert Schlecker auf die seit drei Jahren anhaltende finanzielle Schieflage des Unternehmens. Branchenkenner machen dafür vor allem ein nicht mehr zeitgemäßes Verkaufskonzept verantwortlich, eine Einschätzung, die Bernhard Franke von Verdi teilt und hinzufügt:

    "Eine weitere Ursache ist natürlich, dass Schlecker einen nachhaltig schlechten Ruf sich erworben hat in den letzten Jahren durch eine ganze Reihe von Skandalen, die damit zusammenhingen, dass man die Leute, die beschäftigt sind, schlecht behandelt hat, dass man sich schwer damit getan hat, tarifliche Bestimmungen einzuhalten, dass man Betriebsratswahlen unterdrückt hat, dass man Bespitzelungsskandale hatte."

    Mitarbeiter, die gnadenlos ausgenutzt werden. Lohndumping also? Das Gebahren von Schlecker rief Anfang 2010 gar die zuständige Arbeitsministerin auf den Plan. Ursula von der Leyen fand damals deutliche Worte:

    "Das Beispiel von Schlecker, da gucken wir sehr genau hin, ob da Missbrauch betrieben wird oder ob Gesetze umgangen werden. Und wenn das der Fall ist, werden wir diese Schlupflöcher schließen."

    Seitdem habe sich bei Schlecker einiges getan räumt Verdi-Vertreter Bernhard Franke ein, im Unternehmen sei ein Wandel spürbar:

    "Sie haben ein neues Personalführungskonzept entwickelt, sie haben in der Tat auch das Verhalten gegenüber Beschäftigten und Betriebsräten verändert, sie geben sich Mühe, mit den Leuten halbwegs anständig umzugehen."

    "Fit for Future" – das Sanierungsprogramm von Schlecker hat ehrgeizige Ziele. Gewerkschafter Franke hofft dennoch auf einen Erfolg; den aber werde es nur geben, wenn das gerade Angestoßene auch wirklich umgesetzt wird. Gelingt eine Sanierung nicht, wären europaweit über 50.000 Mitarbeiter betroffen.