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Schließung der Balkanroute
Sorge vor neuen Flüchtlingsrouten

Die Balkanroute bleibt geschlossen. Flüchtlinge werden sich vermutlich andere Wege suchen, um nach Europa zu kommen. Länder wie Italien oder Albanien fürchten nun zu Durchgangsländern zu werden. Denn über die Adria von Albanien nach Süditalien ist es nur eine kurze Strecke. Aber auch alte Routen über das Mittelmeer könnten wieder verstärkt genutzt werden.

Von Karin Bensch-Nadebusch | 11.03.2016
    Flüchtlinge an der mazedonisch-griechischen Grenze
    Mazedonien hat seine Grenze zu Griechenland geschlossen. (dpa/picture-alliance/Michael Kappeler)
    Wenn die Balkanroute geschlossen bleibt, werden Flüchtlinge neue Wege suchen. Vor allem Albanien und Italien könnten davon betroffen sein. Wir sind besorgt darüber, dass nach der Schließung der Balkanroute eine Adriaroute entstehen könnte, sagte der italienische Innenminister Angelino Alfano in Brüssel.
    Albanien ist Griechenlands Nachbar. Stecken Flüchtlinge in Griechenland fest, könnten sie versuchen, über Albanien weiter zu kommen. Die albanische Regierung hat bereits die beiden wichtigsten Grenzübergänge zu Griechenland verstärkt - mit zusätzlichem Personal. Ministerpräsident Rama gibt sich kooperativ. Albanien ist seit gut eineinhalb Jahren Beitrittskandidat der Europäischen Union und möchte in Zukunft EU-Mitglied werden.
    "Wir werden die Grenzen nicht öffnen und wir werden keine Mauer bauen. Wir sind bereit, zusammenzuarbeiten; wir sind bereit, unsere Verantwortung in jeder Zeit und innerhalb eines gemeinsamen europäischen Planes zu übernehmen."
    Über die Adria nach Süditalien
    Von Albanien aus ist es nur ein kurzes Stück über die Adria rüber nach Süditalien, an die Hacke des Stiefels. Etwa nach Brindisi in der Region Apulien. Der italienische Innenminister sagte, er werde in den kommenden Tagen nach Albanien reisen, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen, illegale Migration zu verhindern.
    Bundesinnenminister de Maizière wies darauf hin, dass Flüchtlinge in Zukunft auch alte Routen verstärkt nutzen könnten.
    "Das Stichwort Libyen Italien spielt dabei eine Rolle."
    Über Libyen kommen mithilfe von Menschenschleppern vor allem afrikanische Migranten nach Italien. Diejenigen, die die gefährliche Fahrt über das Mittelmeer überleben, stranden erst einmal in Flüchtlingslagern auf Lampedusa oder Sizilien.
    "Wir sind mit den Italienern im Gespräch, damit wir dort frühzeitig eine ähnliche Entwicklung wie auf der Balkanroute vermeiden", sagte Bundesinnenminister de Maizière. Doch gerade auf der Mittelmeerroute zwischen Afrika und Europa ist das schwierig, denn die Schlepperbanden gehen in der Regel nicht mit auf die Flüchtlingsboote. Und in Nordafrika selbst, also zum Beispiel in Libyen und Ägypten, an sie heran zu kommen, ist für Europäer nahezu unmöglich. Und viele Behörden vor Ort verdienen gut am Geschäft mit Menschenhandel und wollen deshalb nicht, dass das aufhört.
    Drei Versuche für 1.000 Euro
    Einige Schleuser haben sich offenbar schon eingestellt auf neue Ausweichrouten. Etwa über Kosovo, Bulgarien, Rumänien oder Russland Richtung Finnland. Flüchtlinge erzählen, dass sie Angebote bekommen haben. Drei Versuche über die Grenze zu kommen. Für 1.000 Euro pro Person.