Donnerstag, 28. März 2024

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Schneisen im Regenwald
Forststraßen im Kongo fördern Wilderei und Abholzung

In den Regenwäldern im Kongo wurden in den vergangenen Jahren viele neue Forststraßen gebaut. Ein Problem entstehe dadurch, dass die Straßen unkontrolliert genutzt würden - und Zugang für Wilderei und Entwaldung böten, sagte der Ökologe Fritz Kleinschroth im Dlf.

Fritz Kleinschroth im Gespräch mit Arndt Reuning | 01.07.2019
Regenwald im Dreilaendereck Kongo, Kamerun und Zentralafrikanische Republik in Bayanga, dichter Rauch steigt auf.
Rodungen könnten den Urwald im Kongo-Becken bis zum im Jahr 2100 verschwinden lassen (imago stock&people)
Arndt Reuning: Das Kongobecken ist reich an Bödenschätzen. Aber auch das Holz aus dem tropischen Urwald im Kongo stellt einen wichtigen Rohstoff dar. Um an die Bäume heran zu kommen, müssen Straßen und Wege gebaut werden, die den Wald zerschneiden. Ein internationales Forschungsteam berichtet nun im Fachmagazin "Nature Sustainability", dass der Ausbau des Wegenetzes im Kongobecken in den vergangenen fünfzehn Jahren geradezu explosionsartig zugenommen habe – und zwar um sechzig Prozent. Erstautor der Studie ist Dr. Fritz Kleinschroth von der ETH Zürich. Von ihm habe ich mir beschreiben lassen, wie diese neuen Straßen und Wege aussehen.
Fritz Kleinschroth: Der Großteil der Straßen ist unbefestigt und eher temporär angelegt. Das sind eher so Waldwege, die von Holzfirmen angelegt werde, um selektiv die wertvollsten Baumarten heraustransportieren zu können. Es gibt zunehmend mehr, die asphaltiert werden, aber noch ist deren Anteil verschwindend gering.
Reuning: Was bedeutet der starke Zuwachs an Forstwegen für die Tierarten, die in diesen vormals unzugänglichen Wäldern leben? Zum Beispiel für die Schimpansen, Gorillas und Elefanten, die es dort gibt?
Kleinschroth: Mir ist wichtig zu betonen, dass nicht alle Straßen gleich sind von ihren Auswirkungen. Die Präsenz einer Straße ist per se kein großes Problem. Das Problem entsteht dann, wenn die Straßen unkontrolliert genutzt werden - und dann eben speziell Zugang für Wilderei bieten. Das ist leider sehr verbreitet: In den großen Städten besteht eine große Nachfrage nach Wildfleisch. Und wenn dann einmal eine Straße da ist, wird der Transport sehr viel günstiger - oder überhaupt erst möglich. Wir sprechen in vielen tropischen Wäldern - speziell auch in Afrika - von einer Defaunation. Das heißt, dass dort wirklich ein Großteil der Säugetiere verschwunden ist, weil zuviel gejagt wurde.
Forststraßen fördern Wilderei und Rodung längs der Trassen
Reuning: Aber die Jagd selbst ist nicht die Hauptursache für diesen Ausbau der Straßen und Wege?
Kleinschroth: Nein, die Hauptursache ist die Tropenholznutzung. Da werden zum Teil pro Hektar nur ein oder zwei Bäume gefällt und dafür die Straßen benötigt. Was Schimpansen und Gorillas angeht, gibt's verschiedene Studien, die belegen, dass diese Arten sehr gut mit dieser selektiven Nutzung auskommen können. Solange eben gegen Wilderei vorgegangen wird. Das Problem entsteht, wenn solche Straßen - wenn sie schon da sind - umgewandelt werden in öffentliche Straßen. Da stehen eben dann zum Beispiel Interessen von Regierungen dahinter, dass neue Gebiete etwa für Bergbau zugänglich gemacht werden. Und wenn einmal so eine Straße dauerhaft zugänglich ist, dann gibt's eben auch Probleme mit Abholzung beziehungsweise kompletter Entwaldung. In Afrika sind passiert das häufig durch Kleinbauern, die dann den Straßen folgen und entlang der Straßen den Wald abbrennen.