Dienstag, 23. April 2024

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Schöne Geschichten ohne astronomischen Hintergrund
Kein Weihnachtsstern, keine Osterfinsternis

Gegen 20 Uhr steigt der Mond über den Osthorizont. Erst gestern war Vollmond und somit erscheint der Begleiter der Erde noch immer wie eine große Kugel. Für die Christen beginnen allmählich die Osterfeierlichkeiten, mit denen sie der Kreuzigung und Auferstehung Jesu gedenken.

Von Dirk Lorenzen | 24.03.2016
    Ostervollmond der besonderen Art: Mondfinsternis am 3. April 33
    Ostervollmond der besonderen Art: Mondfinsternis am 3. April 33 (Stellarium)
    Ähnlich wie zu seiner Geburt gibt es auch in den Berichten zu seinem Tode vage astronomische Hinweise. Im Lukas-Evangelium heißt es: "Und es war um die sechste Stunde, und es ward eine Finsternis über das ganze Land bis an die neunte Stunde – und die Sonne verlor ihren Schein."
    Doch dies lässt sich kaum als Bericht einer Sonnenfinsternis deuten. Denn so ein Ereignis dauert maximal ein paar Minuten, nicht aber drei Stunden.
    Tatsächlich gab es am 24. November des Jahres 29 eine fast totale Sonnenfinsternis in Palästina. Doch Jesus ist kurz vor dem Passahfest gekreuzigt worden – und dieses Fest hängt mit dem Vollmond zusammen. Eine Sonnenfinsternis aber gibt es nur bei Neumond.
    Daher vermuten manche, im Lukas-Text sei eine Mondfinsternis gemeint. Jedoch ist auch dies wenig plausibel.
    Zwar gab es am 3. April 33 eine Verfinsterung des Mondes – passend zum Passahfest. Doch die war nur partiell und endete bereits kurz nach Mondaufgang. In der hellen Dämmerung war sie gar nicht zu bemerken – von einem "Blutmond" zur Kreuzigung kann keine Rede sein.
    Die vermeintliche Osterfinsternis und der legendäre Weihnachtsstern sind einfach ausschmückende Text-Elemente, um die Bedeutung der Ereignisse zu betonen. Einen astronomischen Hintergrund haben sie nicht.