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Schon wieder pleite

Zum zweiten Mal innerhalb von sieben Jahren ist die Osnabrücker Drogeriemarktkette IhrPlatz insolvent. Dieses Mal gerät das Unternehmen in den Sog des Mutterkonzerns Schlecker, der eine anstrebt.

Von Andreas Kolbe | 26.01.2012
    Eigentlich sollte die Tochter IhrPlatz und von der Schlecker-Pleite verschont bleiben. Doch die Osnabrücker Drogeriemarktkette musste heute ebenfalls den Weg zum Konkursrichter gehen. Die Abhängigkeit von der Mutter Schlecker war zu groß.

    Für die knapp 6000 Mitarbeiter ist es ein Déjà-vu-Erlebnis: Die Drogeriemarktkette IhrPlatz ist pleite - schon zum zweiten Mal in nur sieben Jahren.

    Schuld ist die Zahlungsunfähigkeit des Mutterkonzerns Schlecker. Zwischen den beiden Unternehmen bestehe ein starkes Abhängigkeitsverhältnis, erklärte Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz. Nun sollen die beiden Ketten gemeinsam saniert werden.

    Das Amtsgericht Ulm hat dafür am Nachmittag die Weichen gestellt. Der Wirtschaftsprüfer Werner Schneider wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter für IhrPlatz bestellt. Er stammt aus derselben Kanzlei wie Geiwitz in Neu-Ulm

    Die Drogeriemarktkette IhrPlatz hat bundesweit rund 670 Filialen. Der Geschäftsbetrieb soll - wie in den Schlecker-Märkten - unverändert weiterlaufen. Die Belieferung mit Waren sei sichergestellt, betonte ein Sprecher, nach dem sich der Konzern am Mittwochabend mit dem Einkaufsverbund Markant auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit verständigt hatte.

    Für die Mitarbeiter von IhrPlatz ist die erneute Pleite ihres Arbeitgebers besonders bitter: Schon 2005 hatte die damals unabhängige Drogeriemarktkette zum ersten Mal Insolvenz anmelden müssen. Der anschließenden Sanierung fielen 80 Filialen zum Opfer, mehr als 1000 Mitarbeiter wurden damals entlassen.

    Dennoch galt die Rettung von IhrPlatz in der Branche als gelungen. Das Unternehmen konnte das Image schmuddeliger Ramschläden für Putzmittel und Seife abschütteln und eröffnete moderne Läden mit einem breiten Angebot für Schönheit und Wellness.

    2007 übernahm schließlich Schlecker die Kette. Heute könnte die Sanierung von IhrPlatz als Blaupause dienen für die Rettung des Gesamtkonzerns, so Jörg Funder, Handelsexperte an der Fachhochschule Worms.

    "Die Marke Schlecker ist nachhaltig angeschlagen. Braucht es so etwas wie die Marke Schlecker noch? Ihr Platz hat sich ein neues Image verpasst, ist durchaus auch als erfolgreich saniertes Unternehmen am Markt aktiv. Man könnte sich ja vorstellen, dass man alles unter IhrPlatz packt und daraus eine so genannte Good Co. - also eine gute Company - macht und die nicht werthaltigen Teile abspaltet und veräußert."

    Keine rosigen Aussichten für die inzwischen fast 36.000 Mitarbeiter, die von der Schlecker-Pleite betroffen sind. Anton Schlecker müsse nun die Karten auf den Tisch legen und Klarheit für die Beschäftigten schaffen, forderte heute die Gewerkschaft Ver.di. Sie will gemeinsam mit dem Schlecker-Betriebsrat in naher Zukunft Gespräche mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Geiwitz aufnehmen.