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Schülerfirmen
Eigenständig unternehmerisch tätig

Wirtschaftskenntnisse, Teamfähigkeit, Kommunikation - das können junge Menschen in Schülerfirmen lernen. Sie werden von ihnen selbst geführt und es müssen richtige Rechnungen geschrieben sowie Produkte oder Dienstleistungen angeboten werden. In Berlin fand die siebte Internationale Schülerfirmen-Messe statt.

Von Philip Banse | 25.02.2015
    Kinderhände
    Gemeinsam ein Unternehmen führen, lehrt Schüler Teamfähigkeit. (picture alliance / dpa / Fredrik von Erichsen)
    "Auf unserem Tisch haben wir ganz viele technische Sachen, zum Beispiel solche Bindemaschinen. An unserer Schule haben wir solche Lernbegleiter, die machen wir auch."
    Lisa Wilke ist 16 Jahre. Sie präsentiert den Stand ihrer Schülerfirma von der Peter Josef Lenné Gesamtschule in Potsdam. Die Schülerfirma heißt "Medien und Büro", hier arbeiten 15 Schüler aus den Klassen 8 bis 13 Klasse. Lisa Wilke verkauft in den Pausen Locher, Stifte und Hefte. Doch eigentlich arbeitet die 16-Jährige in der Abteilung Design:
    "Webseiten, die letzte, wo wir einen Auftrag bekommen haben, war vom Lichtraum Potsdam, und das hat einer von uns gemacht und die Webseite sieht echt toll aus."
    Ihre Schülerfirma hat auch eine Abteilung für Seminare. Da bieten die Schüler Workshops an: Webdesign, Bildbearbeitung, Musikproduktion. Kunden sind Vereine, andere Schulen - und die eigenen Lehrer:
    "Am Anfang waren die meisten noch sehr skeptisch, aber das hat sich dann gelegt. Das Interesse ist dann gewachsen und wir konnten da gut was beibringen."
    Die Messe in Berlin wurde finanziert vom Institut der deutschen Wirtschaft und dem Berliner Senat. Rund 50 Schülerfirmen aus Deutschland und der EU konnten Kontakte knüpfen und ihre Produkte vorstellen: Selbst gebackene Brote, Nachhilfe-Dienste, Sitzkissen, Kleidungsstücke, Handy-Taschen, Geräte zum Zusammenlegen von Ober-Hemden.
    Bart Hansen, 19, importiert die praktischen Falthilfen mit seiner Schülerfirma nach Holland. Von 300 hat er 50 verkauft, den Gewinn haben unerwartete Nebenkosten bisher aufgefressen, aber das Produkt ist prima, sagt er.
    "Kommunikativ ist ganz, ganz wichtig, dass die Jungen und Mädchen mit Leuten in Kontakt kommen mit Menschen, die sie vorher nicht gesehen haben, ein offenes Gespräch mit ihnen beginnen, ein Gespräch anbahnen, Löcher in den Bauch gefragt bekommen und später mal bei Bewerbungen zehn kausal zusammen hängende Sätze sagen zu können, ohne rot zu werden", sagt Thomas Jandt, Betreuungslehrer an der Potsdamer Lenné-Gesamtschule.
    Schülerfirmen schreiben eigene Rechnungen, haben eigene Konten, doch Zahlungen und Steuererklärung wickeln meist Fördervereine der Schulen ab, sagt Thomas Jandt, von der Potsdamer Lenné-Gesamtschule, dort zuständig für vier Schülerfirmen, eine davon installiert Computer-Netzwerke.
    "Das hat sich rumgesprochen. Wir haben Gespräche mit Kommunen, die sagen, Leute, das habt ihr bei euch so toll gemacht. Wir haben eine Schule mit einem Server und 50 Rechnern, könnt ihr das übernehmen?"
    Dabei zahlten die Kunden dann eigentlich nur die Materialkosten. Nachwuchsprobleme hat Thomas Jandt nicht.
    "Bei mir ist es schlichtweg so, dass wir Wartelisten haben. Es wird ganz einfach transportiert, was wir für tolle Ideen haben, welche tollen Kontakte wir haben, welche super Projekte wir aufzäumen und es gibt ganz viele Mädchen und Jungs, die sagen, ich möchte nach dem Unterricht etwas machen, was nicht benotet wird und die finden ihre Hobbys schlichtweg bei uns und die warten, in die Firmen aufgenommen werden zu können."
    "Auf der einen Seite sieht man den ganzen Zoo und auf der anderen Seite die ganzen Sponsoren."
    Chantall Jurte ist 16 Jahre alt und arbeitet in der Schülerfirma RollMap am Erasmus Gymnasium in Rostock. Chantall hat mit fünf anderen Schülern eine Karte des Rostocker Zoos erstellt, die zeigt, welche Wege dort Rollstuhl gerecht sind. Die Schüler haben die Strecken abgefahren, Steigungen gemessen, die Karte entworfen und Sponsoren für den Druck gefunden.
    "Es bringt viel für einen selbst, weil man sieht wie eine Firma funktioniert und wie das aufgebaut ist. Man arbeitet auch in verschiedenen Abteilungen, das lernt man auch dabei, dass man nicht alles allein macht, sondern auch lernt, Arbeiten abzugeben."