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Schulbau-Messe
Die Schule der Zukunft

Die Klassenräume der Zukunft sollen hell und groß sein, Rückzugsräume mit Sitzecken und Chill-Out-Zonen sollen in Zeiten der Ganztagsbetreuung zum Standard werden. Doch in Städten mit Raumknappheit wie Hamburg stellt das die Planer vor große Herausforderungen.

Von Axel Schröder | 24.04.2015
    In einem Nebenraum, etwas abseits von den professionellen Ständen auf der Schulbau-Messe 2015, waren sie ganz greifbar, die Ideen der Schülerinnen und Schüler für den perfekten Klassenraum. Sabine Natebus von der "Schulbau 2015" erklärt die aus Pappkartons gebastelten Modellen, ausgestattet mit Sofas, Sesseln im Kleinformat.
    "Interessant ist, dass bei den Schülerinnen und Schülern ganz wichtig auch immer der Chill-Out-Bereich ist. Und da werden entsprechend Sitzecken gestaltet, verschiedene Podeste, verschiedene Ebenen, um sich ein bisschen zurückzuziehen, mit anderen zu kommunizieren."
    Von diesen Schüler-Träumen fand sich auf den Ständen der kommerziellen Aussteller noch nichts. Fast noch nichts:
    "Diese Kuh hier, die heißt Konrad und das Nilpferd heißt Maik. Jedes Tier hat seinen eigenen Namen!"
    Keine echten Tiere präsentierte die Niederländerin Maybrit Hillerup, sondern aus strapazierfähigem Material genähte Tiere. Große, mittlere und kleine Sitzsäcke, die bestens in die Chill-Out-Zonen einer modernen Schule passen würden.
    Nüchterne Planung
    Die meisten Aussteller präsentierten auf der Schulbau-Messe aber eher nüchterne Produkte: Lärmschutzplatten, Trennwandsysteme oder besonders robuste Bodenbeläge, wahlweise auch aus biologischen Rohstoffen. Den Blick auf die Trends im Schulbau richteten die Vorträge auf der Messe: Hell und groß sollen die Klassenräume der Zukunft sein, mit möglichst variabel einsetzbaren Raumteilern oder Trennwänden. Je nach Lernsituation können die Klassenzimmer verändern können. Das alte, immer gleich architektonische Grundmuster - lange Flure, rechts und links sind die Klassenräume angeordnet - soll abgelöst werden.
    Die Flure können von Lerngruppen genutzt werden, kleinere Rückzugsräume für die Schüler sollen entstehen. In Zeiten der Ganztagsbetreuung sei das besonders wichtig, erklärte der Münchner Architekt Felix Schürmann in seinem Vortrag. Hamburgs Schulsenator Ties Rabe hält die Umsetzung der vielen guten Ideen für dringend nötig. Und dass das in einigen Fällen zunächst einmal Mehrkosten verursacht, dürfe die Planer nicht abschrecken:
    "Zweifellos ist es eine Frage des Geldes. Aber umgekehrt: Heute reißen wir viele Schulen ab, die wir in den 70er-Jahren schnell billig hochgezogen haben. Und deshalb glaube ich, dass das, was uns heute teuer erscheint, wird auf die Strecke von 50, 80, 100 Jahren eher der preiswerte Schulbau sein."
    In die Höhe bauen?
    Trotz aller guten Konzepte wird es aber in einer Stadt wie Hamburg immer schwieriger, die für Schulneubauten nötigen Flächen ausfindig zu machen. Angesichts steigender Quadratmeterpreise in besonders angesagten Vierteln scheinen die Kosten in der Praxis eben doch eine Rolle zu spielen:
    "Es ist zurzeit so, dass wir in der "Neuen Mitte Altona", auf dem früheren Güterbahnhofsgelände eine neue Schule planen. Dort ist sehr viel Wohnungsbau geplant, dort ist es auch mit den Schulhofflächen sehr knapp. Und wenn wir überhaupt noch vernünftige Schulhofflächen ermöglichen wollen, dann müssen wir hier in die Höhe gehen. Das ist ein Beispiel, was mir gerade einfällt."
    Denkbar wäre dort eine Schule mit vier, fünf, vielleicht sechs Stockwerken und einem Schulhof auf dem Dach. In der sehr teuren Hamburger Hafencity ist das längst Realität. Dort toben auf der vierstöckigen Katharinen-Schule die Schülerinnen und Schüler über die mit hohen Zäunen abgesicherte Dachfläche.