Freitag, 29. März 2024

Archiv

Schuldenkrise
"Griechenland zerschneidet dir deine Träume"

Die Schuldenkrise in Griechenland ist in den letzten Monaten aus unserem Blickfeld geraten. Doch für viele Menschen hat sich die Situation seit dem Sommer kaum verbessert. Gerade junge und alte Menschen leiden unter der Krise. Unser Reporter Panajotis Gavrilis berichtet von seinen Eindrücken aus einem gespaltenen Land.

Panajotis Gavrilis | 31.12.2015
    Eine Seniorin wartet an einer Bushaltestelle in Athen.
    In Griechenland verarmen ganze Bevölkerungsschichten. (picture alliance / dpa / Socrates Baltagiannis)
    In drei großen Abstimmungen konnten die Griechinnen und Griechen in diesem Jahr über das Schicksal ihres Landes entscheiden. Bei der Parlamentswahl im Januar, dann beim Referendum im Sommer, dann bei den Neuwahlen Ende September.
    Anfang des Jahres war die Zuversicht bei vielen noch groß, dass sich alles zum Positiven bewegen könnte, berichtet Panajotis Gavrilis. Doch dann wurde 2015 für die meisten Griechen zu einer Achterbahn der Gefühle. Eine mögliche Staatspleite war im Sommer plötzlich eine sehr reale Bedrohung und über die Ankündigung eines Referendums spaltete sich die Gesellschaft. Die entscheidende Frage war plötzlich: Nai oder Oxi. Auf welcher Seite stehst du?
    In Athen hat Panajotis bei seinen Reportagen viele Menschen getroffen, die mit den Folgen der Krise sehr zu kämpfen haben. Zum Beispiel die 22-jährige Panagiota Papadimitriou. Sie ist studierte Logopädin, findet in ihrem Beruf aber keine Stelle, weshalb sie für 300 Euro im Monat in einem Cafe arbeitet. Ihr Land zu verlassen ist für sie jedoch keine Option: "Wenn wir alle weg gehen, dann wäre das katastrophal..."
    Oder die Rentnerin Voula, die aus Scham über ihre Situation ihren Nachnamen nicht verraten wollte. Ihre geringe Rente muss sie zu einem Großteil für Medikamente und medizinische Versorgung ausgeben. Beide Beispiele zeigen gut, dass es vor allem die jungen und die alten Menschen sind, die unter den Folgen der Krise zu leiden haben.
    Von der anfänglichen Zuversicht und dem Vertrauen für Alexis Tsipras ist bei den Menschen kaum etwas übrig geblieben – so der Eindruck von Panajotis Gavrilis. Politisch gibt es aber keine wirkliche Alternative, weil auch das Vertrauen in die etablierten Parteien fehlt.
    Griechische Zeitungen mit Alexis Tsipras auf der Titelseite
    Griechische Zeitungen mit Alexis Tsipras auf der Titelseite (Deutschlandradio.de / Panajotis Gavrilis)