Donnerstag, 25. April 2024

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Schulter-OP
Mit Fräse und Anker gegen den Schmerz

Es wird geschnitten, gefräst und mit Knoten alles befestigt. Doch was nach Arbeiten in einem Baumarkt oder in der eigenen Werkstatt klingt, ist feinste Medizintechnik. Und für viele Patienten die einzige Chance, sich künftig wieder schmerzfrei ohne die Einnahme von Medikamenten bewegen zu können.

Von Martin Winkelheide | 21.07.2015
    "Ich bin Doktor Jan Vonhoegen an der Klinik am Ring in Köln. Heute machen wir eine Operation an einem Herrn, der seit einem Jahr Schulterbeschwerden hat."
    Der Patient ist jetzt schon in Narkose, und er sitzt in einem Operationsstuhl, also gar nicht auf einer Liege.
    "Das ist die sogenannte Beach-Chair-Lagerung. Dann werden die Strukturen angezeichnet."
    Dann kommt der erste kleine Schnitt. Und da kommt die Kamera herein, um das Gelenk zu inspizieren.
    "Wenn die Bizeps-Sehne komplett intakt ist und keine Schädigung aufweist, dann kann man die auch so belassen.
    Und das ist der Ansatz der sogenannten Supra-Spinatus-Sehne oder die Hauptsehne, die für die Hebung des Armes zur Seite und nach vorne verantwortlich ist. Und die ist intakt.
    Wichtig ist jetzt das sogenannte gelenkseitige Blatt. Wir schauen in das Gelenk rein und sehen uns die Sehne von unten an. Jetzt ziehe ich das Arthroskop heraus und gehe unter das sogenannte Schulterdach. Das Problem mit dem Raum unter dem Schulterdach – das ist eigentlich gar kein Raum. Ich muss mir den Raum zum Arbeiten erst noch schaffen.
    Jetzt kommt ein weiterer sogenannter lateraler Zugang, ein seitlicher Zugang. Wenn ich gleich wieder den Shaver bediene, dann sehen Sie, dass das Gerät von außen kommt, und ich kann jetzt mit dieser Saug-Schneid-Vorrichtung den entzündeten Schleimbeutel entfernen, um die Strukturen auch sichtbar zu machen.
    Die Leute, die das sogenannte "Einklemm"- oder Impingement-Syndrom haben, die haben häufig hier vorne einen Engpass – und zwar hier."
    Da ist auch ein Engpass.
    "Genau. Idealerweise ist das Schulterdach halt komplett homogen eben. Sehen Sie, wie der Knochen von dieser Ebene nach vorne so nach untern abfällt? Wie ein Haken."
    Feinarbeit mit der Knochenfräse
    Jetzt kommt ein größerer Kopf drauf.
    "Jetzt kommt eine richtige Fräswalze. Das ist eine richtige Fräse, mit der der Knochen abgetragen werden kann. Sie sehen, wenn ich hier an den Knochen komme, kann ich Millimeter für Millimeter abtragen. Dann ist der Knochen wieder glatt."
    Den Haken nehmen Sie auch noch weg?
    "Den mach ich weg. Ich mache eine komplett plane Ebene. Eine ebene Unterfläche. So, was wir jetzt noch machen: Wir schauen uns die Sehne an. Sehen Sie das? Das ist ein Riss, der wahrscheinlich so ungefähr zwei mal ein Zentimeter groß ist."
    Ziel ist jetzt, die Sehnen wieder am Knochen zu befestigen, sicherheitshalber.
    "Genau. Das ist ein Anker, ein sogenannter Fadenanker. Das Material, das jetzt in den Knochen reingedreht wird, ist selbstauflösend. Das heißt, es löst sich nach etwa einem Jahr im Knochen auf. An dem Anker sind Fäden dran. Und jetzt müssen wir die Verbindung zwischen der Sehne und dem Knochen wiederherstellen. Deswegen muss die Sehne mit diesen Fäden durchstochen werden. Wir benutzen einen spitzen Perforator, der die Sehne durchsticht, wir greifen uns den Faden und ziehen ihn nach hinten raus. Jetzt muss ich das gleiche Manöver mit den anderen Fäden wiederholen. Da sind hier zwei Fäden und von hinten zwei Fäden."
    Sie knoten die Fäden außen und schieben den Knoten langsam Richtung Knochen, mit dem Knotenschieber, diesem Gerät.
    "Jetzt ist das Loch komplett verschlossen."
    Also da, wo vorher der Riss war, ist es zusammengerafft und liegt fest am Knochen an.
    Neuer Platz muss her
    "Jetzt wenden wir uns wieder dem Schultereckgelenk zu. Der letzte Teil der Operation zielt jetzt darauf ab, wieder Platz zwischen dem Schlüsselbein und dem knöchernen Schulterdach zu bekommen. "
    Das heißt, Sie fräsen ordentlich was weg.
    "Ich fräse einen gleichmäßigen Spalt von vorne bis hinten, der etwa sechs Millimeter Abstand erzeugt. Das ist das, was physiologisch im Normalfall zwischen den beiden Knochen an Abstand besteht. Jetzt sieht man, das hier der Spalt von vorne nach hinten gleichmäßig ist. "
    Und jetzt, zufrieden?
    "Jetzt bin ich sehr zufrieden. Schön Platz unter dem Schulterdach, Sehne ist geflickt, dann ist die Operation jetzt beendet.
    Vielen Dank.
    "Bitte schön."