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Schwache Bilanz

Westeuropa bleibt für die Automobilindustrie ein Sorgenfall. Im Vergleich zu 2007 wurden gut drei Millionen Pkw weniger verkauft. In Deutschland gingen die Neuzulassungen um acht Prozent zurück.

Von André Zantow | 02.07.2013
    "Zuerst die gute Nachricht."

    So startet Matthias Wissmann – Präsident des Verbandes der Automobil-Industrie – in seinen Branchenüberblick.

    "Der Pkw-Weltmarkt wird auch – nach allem was wir heute wissen - 2013 wachsen. Wir rechnen mit einem Zuwachs von zwei Prozent auf 70,5 Millionen Einheiten."

    Der leichte weltweite Zuwachs ist vor allem auf die USA und China zurückzuführen. Voraussichtlich um fünf Prozent steigt der Absatz in den USA in diesem Jahr. Sogar um zehn Prozent in China. Beide Länder sind entscheidend für die Autokonzerne, da sie inzwischen 42 Prozent des Weltmarktes ausmachen.

    Weit zurück gefallen ist Westeuropa. Hier werden gut drei Millionen PKW weniger verkauft als im Jahr 2007, als Westeuropa noch der wichtigste Markt war. Das liegt vor allem an drei Ländern. In Spanien, Italien und Frankreich kaufen die Menschen 2,5 Millionen PKW weniger als noch vor fünf Jahren – vor der Finanzkrise.

    Auch in Deutschland gibt es weniger Pkw-Neuzulassungen.

    "Deutschland kann sich von diesem schwierigen Umfeld nicht abkoppeln, im ersten Halbjahr 2013 gingen die Pkw-Neuzulassungen um acht Prozent auf 1,5 Millionen Einheiten zurück."

    Der VDA-Präsident Wissmann sieht die Gründe in der anhaltenden Verunsicherung durch die Eurokrise. Deswegen würden die die Menschen einfach warten mit dem Neukauf. Das Durchschnittsalter eines Pkw liege nun bei 8,7 Jahren und damit auf einem Höchststand.
    Auch die Exportstärke der Deutschen Autoindustrie lässt nach. Im ersten Halbjahr dieses Jahres wurden drei Prozent weniger PKW ausgeführt. Nach China brach der Export sogar um 36 Prozent ein.

    "Das liegt einfach daran, dass unsere Unternehmen immer stärker vor Ort fertigen, was aber durchaus einschließt, dass viele Komponenten, Motoren, Getriebeteile immer noch aus Deutschland kommen, sich aber nicht in diesen Zahlen niederschlagen."

    Nur die Exporte in die USA legten mit 14 Prozent in der ersten Jahreshälfte stark zu. Aber insgesamt hält sich der Trend, dass seit 2010 im Ausland mehr Autos von deutschen Konzernen produziert werden, als im Inland. Die Wachstumsmärkte im Ausland würden aber auch die Arbeitsplätze in Deutschland sichern, so Matthias Wissmann.

    Der oberste Interessenvertreter der Automobil-Industrie sieht andere Probleme für seine Branche. Zum einen die steigenden Energiekosten und zum anderen die von der EU geplanten strengeren CO2-Grenzwerte.

    "Dass nämlich die europäische Regulierung nicht einen Trend vorgibt, wo alles herunterreguliert wird auf ein mehr oder weniger kleines Einheitsauto. Wir brauchen die Vielfalt."

    Die Deutschen Autokonzerne sind vor allem in den Premiumsegmenten führend. Für ihre PS-starken Flotten ist die Reduzierung des CO2-Ausstoßes auf 95 Gramm pro Kilometer bis 2020, wie sie die EU will, "physikalisch kaum zu schaffen", so Matthias Wissmann. Das sei der strengste Grenzwert weltweit. In den USA, China und Japan lägen die Ziele bei 105 bis 121 Gramm.