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Schwammige Prognosen bei Dax-Unternehmen

Die Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapiere hat eine Studie in Auftrag gegeben, die alle Prognosewerte von Dax-Unternehmen untersucht hat. Kleine Unternehmen bieten Anlegern demnach weniger Informationen also die großen.

Von Brigitte Scholtes | 06.08.2013
    "Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen." Diesen Spruch, der unter anderem Mark Twain zugeschrieben wird, machen sich immer noch viele große Unternehmen zu eigen.

    So könnte man die inzwischen dritte Studie zur Prognosequalität der 30 DAX-Gesellschaften zusammenfassen, die die DSW, die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz zusammen mit der Beratungsgesellschaft Kirchhoff Consult vorgelegt hat. Dabei sind Prognosen für Anleger ein wichtiges Hilfsmittel bei der Investitionsentscheidung. Die Auswertung der Geschäftsberichte für 2012 hat jedoch ergeben: Die Qualität hat sich etwas verbessert, aber leider nur etwas. Das gilt vor allem für die sieben besten. Was sie vor allem auszeichnet, erklärt Klaus Reiner Kirchhoff von Kirchhoff Consult:

    "Es gibt zunehmend Unternehmen, die bereit sind, quantitative Angaben zu machen, oft über den Ein-, Zweijahreszeitraum hinaus – Telekom zum Beispiel bis 2015 oder 2016, und das heruntergebrochen bis auf Segmente. Das war früher nicht so, und das ist ein deutlicher Fortschritt."

    Neben der Telekom gefallen den Studienautoren die Prognoseberichte von sechs anderen Unternehmen. Dazu zählen Allianz, Münchner Rück, Deutsche Post DHL und Fresenius SE. Der DAX-Neuling Continental glänzt ebenfalls durch hohe Transparenz und Verständlichkeit.

    Aber auch Siemens gilt als vorbildlich. Die jüngsten Turbulenzen und der Chefwechsel bei den Münchnern sind zwar nicht mehr in die Studie eingeflossen. Aber der Prognosebericht habe dennoch seinen Sinn erfüllt, meint DSW-Präsident Ulrich Hocker:

    "Die deutschen Aufsichtsräte verlangen ja von ihren Vorständen Planfestigkeit. Das muss mit dem "Ist" letztendlich übereinstimmen. Und wenn die Planfestigkeit nicht besteht, dann ist es eine logische Folge, dass man dann auf den Abgang des Vorstands drängt."

    Die Chemiekonzerne BASF und Merck schneiden am schlechtesten ab, ebenso Deutsche Lufthansa, Heidelberg Cement, die Commerzbank und Beiersdorf.

    Je kleiner die Unternehmen, desto weniger Informationen erhalten die Anleger aber häufig über sie: Deshalb wehrt sich die DSW gegen die Pläne der EU, künftig nur noch eine halbjährliche Berichterstattung zu verlangen statt eine pro Quartal. Ulrich Hocker:

    "Die kleinen Unternehmen, die häufig eh keine große Transparenz üben wollen, sind dann von der Quartalsberichtserstattung befreit. Die 235 Unternehmen im General Standard, das sind doch die Fußkranken der Völkerwanderung, und gerade die müssen transparent sein. Und gerade in den Unternehmen sind die privaten Anleger da, weil die institutionellen da gar nicht reingehen dürfen."
    Mehr Transparenz sollte man sich auch bei den Risiken wünschen. Aber auch da hapert es gewaltig, hat eine Studie im Auftrag der "Wirtschaftswoche". In den Bilanzen alleine der 30 DAX-Unternehmen steckten vermeintliche Vermögenswerte in dreistelliger Milliardenhöhe, die sich bei genauerem Hinschauen in heiße Luft auflösen könnten.