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Schwarzeneggeran: Patron für eine Nanohantel

Mr. Universum war er, später der "Terminator" im Film und Gouverneur in Kalifornien, bis sich Arnold Schwarzenegger zu guter Letzt auch noch in der Welt der Wissenschaft verewigt. Chemiker haben ein neues Molekül nach der früheren Sport- und Filmikone benannt, denn Schwarzeneggeran sieht aus wie kleine Hanteln.

Von Volker Mrasek | 26.10.2011
    Das Molekül dieser Woche heißt Schwarzeneggeran.

    "What does this all mean?"

    Ja, das wüssten wir auch gerne, Mister Schwarzenegger! Ein Molekül, benannt nach dem früheren Bodybuilder, Terminator und Gouverneur von Kalifornien?

    "Is this just a fairy tale?"

    Nein, kein Märchen! Es gibt sie wirklich.

    "Moleküle, die im Grunde aussehen wie kleine Hanteln."

    Und da haben sich ihre Schöpfer gedacht:

    "Na ja, vielleicht schlagen wir den Namen vor. Und er fühlt sich ein bisschen belustigt und alle anderen auch."

    "What does this all mean?"

    Schwarzeneggeran stammt aus dem Labor von Peter Schreiner. Der ist Professor für Organische Chemie an der Universität Gießen. Seine Arbeitsgruppe produziert immer mal wieder neue Verbindungen. So auch das Hantelmolekül:

    "Chemisch sind das sogenannte Nanodiamanten, also Diamanten, die extrem klein sind. Also, wir haben da ein Millimillimillikarat. Und Sie müssen sich vorstellen: Wir stecken zwei von diesen Diamanten zusammen, machen also quasi 'ne Verbindungslinie dazwischen. Das wär' sozusagen der Griff der Hantel, und links, rechts hätte ich diese Diamantklötze."

    Die hantelförmigen Schwarzeneggerane zusammenzuschrauben, war alles andere als leicht. Ihre Gewichte, die Nanodiamanten, sind nämlich äußerst stabil. Peter Schreiners Arbeitsgruppe ließ sich davon aber nicht abschrecken.

    "Es sieht wohl so aus, dass wir Techniken gefunden haben, um diese eigentlich reaktionsträgen Moleküle doch dazu zu bewegen, was zu tun, nämlich sogenannte funktionelle Gruppen anzubauen."

    Nanodiamanten bestehen aus reinem Kohlenstoff. Ihre Oberfläche ist übersät mit gebundenen Wasserstoffatomen. Damit kann man allerdings keine Chemie machen. Anders sieht es aus, wenn der Wasserstoff durch reaktionswillige Alkohol- oder Säuregruppen ersetzt wird. Genau so kamen die Gießener Chemiker zu Schwarzeneggeran:

    "Wir hatten sozusagen ein funktionelles Molekül hergestellt, sodass wir überhaupt erst mal fähig waren, zwei dieser Diamantmoleküle zusammenzubringen."

    "What does this all mean?"

    Ja, wozu eigentlich die ganzen molekularen Hantelübungen?

    "Die Idee dabei ist natürlich, aus vielen kleinen Teilchen ein großes zu machen. Und der blue dream des Chemikers wäre natürlich, echten Diamant aus kleinen Bausteinen herzustellen künstlich."

    Ein Diamant, entstanden aus Schwarzeneggeran.
    "Das wäre der erste Schritt dahin. Also, aus eins mach zwei. Dann hab' ich sozusagen die Hantel. Dann aus zwei mach drei und so weiter. Und am Ende habe ich natürlich, wenn ich es richtig gemacht habe, dann einen makroskopischen Diamanten, den ich Steinchen für Steinchen aufgebaut habe."

    Ob das wirklich klappt, wissen die Chemiker nicht. Sie gehen aber davon aus, dass sich für Schwarzeneggeran und Co. auf jeden Fall sinnvolle Anwendungen finden lassen. Ihre Bausteine, die Nanodiamanten, gewinnt man übrigens aus Erdöl. Darin sind sie in Spuren enthalten.

    "Wir denken da an diverse Anwendungen: Überzüge für Brillen, für Metalle. Was weiß ich vom Diamant? Hart, reaktionsträge, durchsichtig, transparent also. Und genau diese Eigenschaften, die wollen wir ausnutzen."

    Den Begriff Schwarzeneggeran hat Peter Schreiner bisher nur in Vorträgen benutzt. Aber er überlegt, ihn auch offiziell vorzuschlagen als Namen für das neue Hantelmolekül. Mit einer Ablehnung könnte der Chemiker leben.

    "Auf lange Sicht, glaube ich, wird sich so was durchsetzen. So einen Namen behält jeder!"