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Schwarzfußkatzen
Wenig erforscht und vom Aussterben bedroht

Ende der 80er Jahre gab es im Wuppertaler Zoo eine recht große Kolonie von Schwarzfußkatzen. Damals war der Biologiestudent Alexander Sliwa auf der Suche nach einem Thema für seine Diplomarbeit. Als er vor dem Gehege der Tiere stand, hatte er sein Thema gefunden. Denn über diese kleine Katzenart war noch nichts bekannt. Das hat sich nun geändert - und die Faktenlage beunruhigt.

Von Jochen Steiner | 15.10.2015
    Wer hier brüllt, ist nicht schwer zu erraten: ein Löwe. An eine markante Aufnahme zu kommen, ist einfach. Ganz anders sieht es da bei einer viel kleineren afrikanischen Katze aus. Audiodateien ihrer Rufe sind echte Raritäten.Hierbei handelt sich um eine Schwarzfußkatze.
    "Sie hat schwarze Sohlenpolster. Das spiegelt sich auch in ihrem Namen wider, Felis nigripes. Sie sieht aus wie ein Mini-Leopard, also klein, halb so groß wie eine Hauskatze, aber aufgrund dieser Kleinheit sieht sie auch ein bisschen aus wie ein Zwerg. Sie hat einen relativ großen Kopf, einen gedrungenen Körper, relativ kurze Beine. Aber ich finde sie natürlich wunderschön."
    Alexander Sliwa ist Kurator im Kölner Zoo. Seit Anfang der 90er Jahre erforscht der Biologe die Schwarzfußkatze im Freiland und in Gefangenschaft. Mittlerweile ist er bei der Weltnaturschutzorganisation IUCN der Fachmann für diese Spezies.
    "Wenn man versucht, sich über diese Tierarten zu informieren, findet man ausgesprochen wenig. Man findet sehr sehr viel über Tiger, Löwen, Leopard, Gepard, also die klassischen Großkatzen, größeren Katzen, aber über die kleineren weiß man eben immer noch nichts. Das war mir einfach sehr wichtig, dass wir da mehr erfahren durch eigene Forschung."
    Schwarzfußkatzen kommen hauptsächlich in Südafrika vor
    Und die begann Anfang der 90er Jahre in Südafrika, als Alexander Sliwa mit seinen Helfern die ersten Schwarzfußkatzen mit einem Radiotelemetriesender ausgestattet hatte. Dank dieser Forschung ist mittlerweile bekannt, dass die kleinen Katzen hauptsächlich in Südafrika vorkommen, kleine Populationen auch in Namibia und Botswana. Die 1824 entdeckte Art ist nachtaktiv und geht dann auf Nahrungssuche.
    "Sie hat einen sehr gesegneten Appetit für ihre Größe, das heißt, sie frisst ein Fünftel ihres Körpergewichts jeden Tag. Alle 50 Minuten fängt sie ein Beutetier, alle 30 Minuten hat sie Kontakt mit einem Beutetier, einer Maus oder einem Vogel."
    Dabei durchstreifen Weibchen ein Gebiet von etwa zehn Quadratkilometern, Männchen ein etwa doppelt so großes.
    Weniger als 10.000 Katzen in Südafrika
    Den Tag verbringt die Schwarzfußkatze vor heißen Temperaturen und vor Feinden gut geschützt in den verlassenen Bauen von Springhasen, wo sie auch ihren Nachwuchs zur Welt bringt.
    "Sie pflanzt sich relativ langsam fort, ein bis zwei Mal im Jahr maximal, hat immer nur durchschnittlich ein bis zwei Jungtiere.
    Das heißt, jeglicher Einfluss, Störfaktoren, oder auch Beutegreifer wie zum Beispiel Schakal oder Karakal, können sehr schnell das Auslöschen ihrer Population bedeuten."
    Weniger als 10.000 Schwarzfußkatzen leben noch in Afrika
    Auf der Roten Liste der IUCN ist sie als "bedroht" eingestuft. In den europäischen Zoos sucht man sie mittlerweile vergeblich, 2014 starb das letzte Tier.
    "Sie hat eine Krankheit, die nennt sich AA Amyloidose, früher hieß sie Nierenkrankheit. Das ist eine tödlich endende Krankheit, die begründet ist durch die Ablagerungen von Fibrillen, ein Protein in den Nieren. Und dieses zerstört sie und dann wird die Katze vergiftet. Wir wissen nicht, woher das kommt, selbst nach 40 Jahren der Forschung von verschiedensten Spezialisten im Zoo wie auch im Freiland. Wir wissen nur, dass es in beiden vorkommt, das heißt im Freiland und im Zoo."
    Alexander Sliwa kann mit seinem Team die Amyloidose mittlerweile recht früh nachweisen. Die Biologen entnehmen narkotisierten Tieren etwas Fettgewebe und suchen darin nach den Fibrillen. Auch wenn die Diagnose in einem frühen Stadium möglich ist, aufhalten können die Forscher die Amyloidose noch nicht. Und Anfang der 2000er Jahre mussten sie zudem feststellen, dass die Erkrankung immer früher auftritt: Die Katzen wurden zunächst noch vier bis fünf Jahre alt, zuletzt starben sie schon mit 13 oder 14 Monaten und konnten sich höchstens ein Mal fortpflanzen. Auf Dauer könnte das zu wenig sein.
    Alexander Sliwa:
    "Diese Krankheit kann sich natürlich dann irgendwann auch mal so weit ausdehnen, dass sie zum Verlust der Art führt."