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"Black-Friday"-Gegenaktion
Up-Cycling und Second Hand statt Konsumrausch

Am "Black Friday" geben sich mittlerweile auch viele Deutsche dem Konsumrausch hin. Aber es gibt auch überall Gegenaktionen, die zum Verzicht aufrufen - vor allem gegenüber den satten Rabatten auf Kleidung, die immer wieder unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt wird.

Von Jonas Panning | 23.11.2018
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    Up-Cycling-Initiative in Köln: Pop-Up-Nähfabrik von Sarah Klein im Rautenstrauch-Jost-Museum (Jonas Panning)
    Markus steht am Kleiderständer eines Second-Hand-Geschäfts in der Kölner Innenstadt. Der Familienvater aus Kerpen geht die Winterpullover durch. Er sucht noch etwas Warmes für seinen Sohn. Rabattaktionen wie den "Black Friday" sieht er differenziert. "Einerseits ist es halt gut in der heutigen Zeit, wenn man wenig Geld hat, was Günstiges zu erhaschen. Andersrum muss man bedenken, dass da auch noch andere Leute hinter stehen, die auch was verdienen wollen." Gerade für den Nachwuchs schaue er häufiger nach Klamotten aus zweiter Hand, erzählt der 40jährige. "Weil man quasi Sachen in Umlauf bringt, ohne, dass die neu produziert werden müssen, ohne, dass eine große Firma daran verdient. Es wäre zu schade, daraus Putzlappen zu machen." Denn der Verschleiß sei groß, Kinder schon nach ein paar Monaten wieder herausgewachsen aus Jeans oder Pullover.
    Ein paar Schritte weiter beginnt die Schildergasse. Die Einkaufsstraße in Köln zählt zu den beliebtesten in Deutschland. Es ist kurz nach zehn Uhr am "Black Friday". Die Geschäfte haben gerade erst geöffnet. Sie werben in ihren Schaufenstern mit Rabatten von bis zu 50 Prozent. Theresa kommt vollbepackt mit zwei Tüten in den Händen aus der Filiale einer großen Modekette. "Natürlich Black Friday. Wir haben gerade schon zugeschlagen – mit Prozenten: Mantel und Jeans. Super! Und wir werden jetzt auch noch weiterziehen auf die Ehrenstraße. Und dann auch noch schauen, was es so gibt."
    Greenpeace: Textilproduktion seit 2000 mehr als verdoppelt
    Judith Blümcke hält nichts von solchen Rabattaktionen. Sie gehört der lokalen Greenpeace-Gruppe an und sagt, dass die Prozente Menschen dazu animieren würden, beim Einkaufen nicht nachzudenken. "Man schaltet so ein bisschen das Gehirn aus und kauft einfach ohne sich zu fragen: Brauch ich das, macht mich das eigentlich gerade glücklich?" Die Greenpeace-Frau rechnet vor, dass sich die Textilproduktion seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt habe. Allein jeder Deutsche kaufe im Durchschnitt zehn Kilo neue Kleidung.
    Zu wenig Wertschätzung für Ein-Euro-T-Shirt
    "Ein T-Shirt, das einen Euro kostet, wird genauso schnell wieder aussortiert. Wenn man einen Pullover oder ein T-Shirt für 30 Euro kauft, wird man sich mehr überlegen, wie schnell man es aussortiert. Also es geht um eine Wertschätzung überhaupt für Konsumgüter."
    Als Zeichen des Protests gegen den "Black Friday" veranstaltet Greenpeace heute auch eine Demonstration. Es wurde eine Leine mit Kleidern aufhängt zwischen dem Kölner Neumarkt und dem Rautenstrauch-Jost-Museum. Dort macht noch bis Ende Februar eine Ausstellung auf die Arbeitsbedingungen in der Textilbranche aufmerksam.
    Up-Cycling statt Konsumrausch
    In dem Museum rattert die Nähmaschine von Sarah Klein. An ihrem Stand mit dem Schild "Pop Up-Nähfabrik" kann man heute Kleidungsstücke abgeben, die nicht mehr ganz in Ordnung, aber grundsätzlich noch brauchbar sind. Eben zu gut, um sie wegzuschmeißen. "Wir haben einen Aufruf gestartet, dass jeder, der ein kaputtes oder ungeliebtes Kleidungsstück hat, das gerne mitbringen kann und sich von uns aufwerten lassen mit einem Stück traditionellen Sari. Das ist das Gewand der Näherinnen aus Indien. Wir wollen einfach ein Stück von dieser Tradition mitgeben, damit man immer daran denkt, wo die Kleidung herkommt, die man kauft."