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Schwierige Marktlage bei der Bahnindustrie

Im Verband der deutschen Bahnindustrie sind die Unternehmen organisiert, die alle Produkte für den Bahnbetrieb anbieten. Der Verband hat sich zum Geschäftsverlauf 2012 und zur Zukunft geäußert. Probleme ergeben sich durch die schwächelnde Konjunktur und bei der Zulassung von Zügen.

Von André Zantow | 16.04.2013
    Die Bahnindustrie in Deutschland ist eine solide Branche. Die Anzahl der Beschäftigten steigt stetig auf inzwischen 50.000. Und auch der Umsatz legte im vergangenen Jahr wieder zu – bei den Herstellern und Zulieferern von Bahntechnik.

    "Die Bahnindustrie in Deutschland verzeichnet im Gesamtjahr 2012 mit 10,7 Milliarden Euro ein Umsatzplus von 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum."

    Michael Clausecker ist der Präsident des Verbandes der Bahnindustrie und selbst Manager beim weltgrößte Bahn-Technikanbieter Bombardier. Für seine Branche in Deutschland prophezeit er künftig Wolken am wirtschaftlichen Himmel. Grund ist eine Grafik – auf dem Umsatz und Auftragseingang der Bahn-Industrie verglichen werden. Hier zeigt sich: Der Umsatz ist in den vergangenen zehn Jahren um etwa 15 Prozent gestiegen.

    "Allerdings sinkt seit 2009 erstmals wieder die Höhe des Auftragseingangs unter die Höhe des Umsatzes. Das bedeutet, dass sich unsere Branche mittelfristig auf eher rückläufige Umsätze und ein abnehmendes Auftragspolster einstellen muss."

    Weniger Aufträge sorgen in den Folgejahren auch für weniger Umsätze. Das liegt zum einen an der schwächelnden Konjunktur – dadurch sinkt der Gütertransport auf der Schiene. Und zum anderen gebe es ein hausgemachtes Problem, das Deutschland international Wettbewerbsnachteile einbringe: die Zulassung.

    "Mal ehrlich die Lage ist für uns unerträglich."

    Der Verband der Bahn-Industrie rechnet vor, dass der Aufwand für eine Zulassung von Zügen in Deutschland zehnfach höher ist, als in der Luftfahrt-Branche. Etwa vier Jahre dauere das Verfahren. Und so stehen gerade 140 fertige Züge auf deutschen Abstellgleisen, die auf ihre Zulassung warten.

    "Ende 2012 – zum Jahreswechsel standen in Deutschland neue, moderne Züge im Wert von rund 550 Millionen Euro buchstäblich auf dem Abstellgleis. Das heißt, die Züge waren fertig produziert. Abnahmefähig, zum Teil hat der Kunde sie schon abgenommen unter Vorbehalt der Zulassung. Und sie konnten eben nicht eingesetzt werden."

    Zuständig für die Zulassung ist das Eisenbahn-Bundesamt – das kritisiert ihrerseits die fehlenden Unterlagen der Bahn-Hersteller oder die fehlerhafte Technik – wie im Fall Siemens und den Software-Problemen mit den ICE3-Zügen.

    Der Streit um eine schnellere Zulassung geht nun schon ins vierte Jahr. Bahn-Industrie-Verbands-Präsident Clausecker verlangt nun endlich ein Handeln des Bundesverkehrsministeriums – zu dem das Eisenbahnbundesamt gehört.

    "Was wir mittelfristig brauchen, ist eine grundlegende Reform des Zulassungswesens für Bahntechnik. Dafür sollte die Zulassungsarbeit in der Praxis künftig von akkreditierten, privaten Organisationen übernommen werden. Was meine ich damit? Solche Häuser wie TÜV, DEKRA, Bureau Veritas."

    Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hat schon im Februar 2012 gesagt, er lasse "das länger nicht mehr so durchgehen". In der Folge wurde ein runder Tisch eingesetzt zur Reform der Schienentechnikzulassung. Der scheiterte. Seit Januar arbeitet der nächste Runde Tisch im Bundesverkehrsministerium.