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Schwimmen im Haifischbecken

Längst stehen nicht mehr nur international agierende Großkonzerne im Fadenkreuz von Wirtschaftsspionage, es trifft auch immer mehr mittelständische Unternehmen. Dabei kommt die Gefahr aus zwei Richtungen: Zum einen spionieren Konkurrenzunternehmen, zum anderen spähen auch immer öfter staatliche Geheimdienste private Unternehmen aus.

Von Bernd Kallina | 15.06.2008
    Eine Fortbildungsveranstaltung für Unternehmer in einer norddeutschen Stadt im Jahre 2005. Das Thema: "Wirtschaftsspionage heute". Nach dem Vortrag stellt sich Referent Udo Ulfkotte, ein ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet, der Diskussion. Zu Wort meldet sich der Chef eines mittelständischen Unternehmens. Er hält die vom Referenten vielfältig ausgemalten Gefahren, Opfer von Wirtschaftsspionage zu werden, für völlig überzogen. Das interessiere ihn alles überhaupt nicht, sagt er. Er sei doch lediglich kleiner Unternehmer, der Badewannen herstelle und wegen Badewannen werde nicht spioniert.

    Nur zwei Jahre später. Beim Tagungs-Referenten Udo Ulfkotte klingelt das Telefon. Am anderen Ende der Leitung meldet sich eben jener Badewannenhersteller. Ulkotte erinnert sich, was der ihm erzählte:

    "Wissen Sie, was wir hatten? Wir hatten eine eigene Entwicklungsabteilung. Wir entwickeln Legierungen für Badewannen, damit die Wärme des Wassers länger erhalten bleibt, schön mollig warm bleibt. Und wir haben etwas Schreckliches gehabt. Wir haben hier feststellen müssen, dass wir eine neue Legierung haben und wir haben die nicht am Markt eingeführt und ein anderes westliches Unternehmen aus einem westlichen Land hat diese Legierung in seiner Badewanne, die 1 zu 1 von uns abgekupfert, wo eigentlich nicht nach außen dringen konnte, abgekupfert und jetzt schon am Markt eingeführt. Das ist schrecklich für uns."

    Der Badewannenhersteller ist kein Einzelfall. Nicht einmal unter den mittelständischen Unternehmen. Denn längst stehen nicht mehr nur international agierenden Großkonzerne im Fadenkreuz von Wirtschaftsspionage. Das belegt der kürzlich vorgestellte Jahresbericht 2007 des Bundesamtes für Verfassungsschutz.

    Dabei kommt die Gefahr aus zwei Richtungen. Die eine heißt "Konkurrenzspionage". Soll heißen: Unternehmen forschen sich gegenseitig aus, um das Know How des anderen zu stehlen und so Marktvorteile zu erlangen.

    Ein Beispiel: Die Jagd auf neue Automodelle, die sich noch in der Testphase befinden. Nicht nur die Leser von Autozeitschriften freuen sich über die Bilder sogenannter Erlkönige, sondern auch die Konkurrenz, die hofft, Details, die auf den Photos erkennbar sind, abkupfern zu können. Um dies zu verhindern, geben die Automobilkonzerne Millionenbeträge für Sicherheitsmaßnahmen aus, lassen ihre neuen Modelle Testrunden im dunklen Polarwinter hinter Stacheldrahtzäunen drehen und beschäftigen ehemalige Polizisten und Staatsanwälte als Abwehrchefs mit großem Mitarbeiterstab. Und dennoch hat das die Werksspionage nicht beendet. "Totale Sicherheit gibt es nicht", musste etwa ein Sprecher von Ford zerknirscht einräumen.

    Doch längst sind es nicht mehr nur Unternehmen, die auf ihre Wettbewerber Spione ansetzen. Mittlerweile spähen auch immer öfter staatliche Geheimdienste private Unternehmen aus. Auch in Deutschland. Der Schaden, der dadurch hiesigen Firmen entsteht, wird von Fachleuten auf 20 bis zu 50 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.

    Die ungewöhnliche Schwankungsbreite dieser Schätzungen erklärt sich aus den Schwierigkeiten, die durch Spionage verursachten Schäden detailliert aufzuklären. Denn viele Spionageaktionen bleiben unbemerkt, vor allem wenn der Datenabfluss über elektronische Netze erfolgt. Werden sie jedoch registriert, scheuen sich betroffene Unternehmen oftmals aus Imagegründen, dies auch noch öffentlich zu verkünden und bevorzugen lieber eine "stille Bereinigung" der Schäden.

    Nun ist Spionage - in allen ihren Varianten - an sich nichts Neues. Allerdings haben sich die Zielobjekte der Späher im Laufe der Zeit erheblich verändert. Dominierte zum Beispiel in der Phase des Kalten Krieges und der Blockkonfrontation in Europa nach 1945 die Militärspionage, so verlagerten sich die Hauptinteressen staatlicher Geheimdienste im Gefolge der Wende von 1989 eindeutig in Richtung Wirtschaftsspionage.

    Hans-Peter Uhl, CSU-Bundestagsabgeordneter aus München und Mitglied des Parlamentarischen Gremiums zur Kontrolle der Nachrichtendienste, beurteilt die aktuelle Situation so:

    "Es ist der Versuch von fremden Staaten sich Know how, Wissen, Fertigkeiten, Fähigkeiten, die wirtschaftliche Macht zur Folge haben können, sich anzueignen, in dem man in anderen Staaten durch Agententätigkeit in vielfältiger Weise versucht, wirtschaftliche Macht sich anzueignen. Das ist eine neue Form der internationalen Auseinandersetzung. Vielleicht löst Wirtschaftsspionage frühere Formen ab, in denen Staaten mit militärischen Mitteln gegeneinander zu Felde zogen und heute auf diese Weise versuchen Macht zu erringen auf Kosten anderer Staaten."

    Wer sind die Akteure, die auf dem Hoheitsgebiet der Bundesrepublik Deutschland Wirtschaftsunternehmen aller Größenordnung in vielfältiger Weise ausspionieren? Laut aktuellem Verfassungsschutzbericht vor allem russische und chinesische Geheimdienste.

    Dazu zählen zum Beispiel der russische zivile Aufklärungsdienst "Slushba Wneschnej Raswedkij" SWR, dann die russische "Hauptverwaltung Aufklärung" "Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije" GRU sowie der russische Inlandsgeheimdienst "Föderaler Sicherheitsdienst" FSB, dessen gesetzliche Befugnisse auch Auslandsaufklärung zulassen. Mit Blick auf China nennt der Verfassungsschutz das dortige "Ministerium für Staatssicherheit", genannt "Guojia Anaquaanbu". Für Hans-Peter Uhl besteht kein Zweifel daran, dass all diese Geheimdienste ausländische Unternehmen im Auftrag ihrer Regierungen ausforschen:

    "Wenn Sie zur Kenntnis nehmen, dass bei der Amtseinführung des Chefs des Zivilen Russischen Auslandsnachrichtendienstes. Die Anweisung kam von Präsident Putin. Durch Wirtschaftsspionage im Ausland dafür zu sorgen, dass die Wirtschaft der Russischen Föderation gestärkt wird, dann ist das ein offizieller Staatsauftrag, den diese staatliche Einrichtung dann auch erfüllen wird."

    Aber sind es nur diese östlichen Dienste, die Wirtschaftsspionage gegen die Bundesrepublik Deutschland betreiben? Udo Ulfkotte greift in diesem Zusammenhang etwas weiter aus und stellt klar:

    "Wirtschaftsspionage, das verbinden wir zunächst einmal immer nur mit China und sagen, die kupfern hier in der Bundesrepublik Deutschland ab, China, Korea, es gibt einige Länder, die immer die 'Bösen' sind und die in den Verfassungsschutzberichten ganz vorne auch erwähnt werden. Gleichwohl gibt es viele, auch westliche, befreundete Staaten, die selbstverständlich hier in der Bundesrepublik Deutschland Wirtschaftsspionage betreiben. Dazu gehören die Vereinigten Staaten, dazu gehört Frankreich, dazu gehört Großbritannien, Israel, also wirklich befreundete Länder, wo wir einen regen Wirtschaftsaustausch haben. Aber man muss immer wissen, dass es im nationalen Interesse der Sicherung von Arbeitsplätzen ist, solche Wirtschaftsspionage zu betreiben und man darf da die Augen nicht zu machen, wenn es halt zufälligerweise befreundete Staaten sind, die hier auch Arbeitsplätze durch Wirtschaftsspionage ruinieren."

    Das in Köln angesiedelte Bundesamt für Verfassungsschutz ist für die Abwehr von Spionage zuständig. Dessen Experten heben seit Jahren die erheblichen Bedrohungen der deutschen Wirtschaft durch fremde Geheimdienste hervor. Zuletzt Mitte Mai der Präsident des Amtes, Heinz Fromm, bei der Vorstellung des jüngsten Verfassungsschutzberichts in Berlin:

    "Wir sehen, dass zunehmend Interesse besteht Informationen, Know how aus Deutschland auf illegale Weise zu beschaffen"

    Der Verfassungsschutz hat aus dieser Entwicklung Konsequenzen gezogen. Die Behörde errichtete eine eigenständige Organisationseinheit namens "Wirtschaftsschutz - Lagebild Wirtschaftsspionage" und stockte deren Personalbestand kürzlich deutlich auf. Und zwar, so der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Uhl :

    " Mit einer Reihe von Beamten, die sich dieser Aufgabe in einer selbständigen Einheit widmen. Dieses Personal wurde allerdings nicht zusätzlich eingestellt, sondern bei anderen Abteilungen abgezogen."

    Über Arbeitsmangel dürften die Beamten kaum klagen. Schließlich sind sie mit einem Heer von Agenten hochentwickelter Industrie-Staaten konfrontiert, die in der Bundesrepublik professionell Unternehmen ausspionieren. Der Spionage-Experte und Publizist Erich Schmidt-Eenboom vom Weilheimer Forschungsinstitut für Friedenspolitik erinnert an zwei markante Fälle der Vergangenheit:

    "Wir haben die Situation, dass die Nachrichtendienste sehr offensiv auf dem Sektor der Wirtschaftsspionage sind und das insbesondere um Positionen auf dem Weltmarkt für die jeweils nationalen Industrien zu sichern, das heißt Exportaufträge der Bundesrepublik Deutschland wegzuschnappen und den eigenen Firmen zuzuschanzen. Dazu werden laufende Verhandlungen deutscher Firmen im Ausland abgehört oder auch durch menschliche Quellen beobachtet. Herausragende Fälle sind die Angriffe des französischen Geheimdienstes gegen die Firma Siemens, als die Franzosen ihren Schnellzug TGV in Taiwan absetzen sollten in Konkurrenz zu Siemens. Ein anderer herausragender Fall ist die amerikanische nachrichtendienstliche Arbeite gegen die Exportabsichten von Airbus nach Saudi-Arabien gegen Ende der 90er Jahre."

    Generell richten sich die Interessen von Wirtschaftsspionage fremder Geheimdienste hauptsächlich auf Marketing- und Wettbewerbsstrategien deutscher Konkurrenten. So versuchen sie zum Beispiel Konditionen bei großen Ausschreibungen vorab zu erfahren, um diese Informationen heimischen Firmen so rechtzeitig zukommen zu lassen, dass die darauf mit einem eigenen, maßgeschneiderten Angebot reagieren können

    Spionieren technisch weniger entwickelte Staaten deutsche Firmen aus, so liegen - nach Informationen des Verfassungsschutzes - ihre Ziele vor allem in der Beschaffung von technischem Know how, um Kosten für eigene Entwicklungen zu sparen. Oder sie versuchen, Details über moderne Fertigungstechniken zu erfahren, um auf dem Markt mit kostengünstigen Nachbauten konkurrenzfähig zu sein.

    Wie aber kommen Geheimdienste eigentlich zu ihren Erkenntnissen? Wie sammeln sie diese Informationen?

    Zu rund 80 Prozent beziehen die staatlichen Schlapphüte ihr Wissen zunächst einmal durch das systematische Auswerten von Zeitungen und Zeitschriften. Der Agent von heute surft auch im Internet und fischt in Datenbanken. Er bedient sich sogenannter "offenen Quellen", wie es im Geheimdienstjargon heißt.

    Nur die restlichen circa 20 Prozent an Informationen werden dann im klassischen Sinne "geheim" beschafft, also durch die illegale Überwachung von Kommunikationswegen mit nachrichtendienstlichen Mitteln, wie zum Beispiel durch das Abhören von Telefonaten, das Mitlesen von E-mails und des FAX-Verkehrs. Wenn dann die mengenmäßig wenigen, illegal beschafften Informationen mit den legal erworbenen zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden, lassen sich oft wertvolle Rückschlüsse über die interne Abläufe und Entwicklungen in Unternehmen gewinnen.

    Bisweilen aber gehen die Spione auch sehr trickreich vor und gelangen mit ganz banalen Mitteln ans Ziel. Dies demonstrierte Sicherheitsexperte Udo Ulfkotte seinem Auftraggeber, der sein eigenes Unternehmen, das Solarzellen herstellt, auf Sicherheitslücken überprüfen lassen wollte. Den geheim gehaltenen Silberanteil in den Solarzellen herauszufinden, wäre ein lohnendes Ziel für jeden Geheimdienst. Ulfkotte demonstrierte dem Unternehmer, wie leicht es ist, dieses Betriebsgeheimnis zu lüften. Er griff zum Telefonhörer, rief in der Entwicklungsabteilung des Unternehmens an und gab sich als hilfsbedürftiger Kollege einer holländischen Niederlassung der Firmam aus. Das Telefonat, so Ulfkotte, lief dann folgendermaßen ab:

    "Guten Tag, meine Name ist Chin van Riesch und ich spreche nicht so gut Deutsch. Ich komme aus Ihrer Niederlassung in den Niederlanden und ich bin hier völlig neu und habe gleich eine Besuchergruppe, die ich führen muss. Der Chef ist nicht da und ich will gleich keinen Ärger haben. Ich muss ein paar Sachen wissen für die Hinterkopf für die Fragen."

    Schon nach wenigen Minuten hatte Ulfkotte mit dieser Masche dem Entwicklungsingenieur des Unternehmens den streng geheimen Silberanteil der Solarzellentechnologie entlockt und damit bewiesen, was die Firmenleitung für unwahrscheinlich hielt: Die leichte Täuschbarkeit eigener Mitarbeiter durch einen getürkten Telefonanruf von außen.

    Ein weiterer Ansatzpunkts für Wirtschaftsspionage sind die modernen IT-gestützten Informationssysteme. Also die weltweit vernetzten Computer, die heutzutage auf fast jedem Schreibtisch stehen. Sie sind aus dem Unternehmensalltag nicht mehr wegzudenken, angefangen vom e-mail-Briefverkehr nach innen und außen, bis hin zu per Videokamera übertragenen Geschäftsbesprechungen.

    Gebhard Geiger, der bei der Stiftung "Wissenschaft und Politik" im Arbeitsbereich ,,Technische Entwicklungen in der Sicherheitspolitik" tätig ist, geht davon aus, dass die moderne Informationstechnologie die Gefahr, dass Unternehmen Opfer von Wirtschaftsspionage werden, drastisch vergrößert hat. Der Datenverkehr sei die Schwachstelle und zwar ... .

    " Über digitale Netzwerke, über die heute firmenintern oder der Informationsaustausch läuft, angefangen von der Dokumentation über die firmeninterne Kommunikation bis hin zur Datenaufbereitung und beispielsweise wissenschaftlich-technischen genutzten Datenverarbeitung"

    Profis gelingt es immer wieder, sich in die Datennetze zu hacken und so Informationen illegal abzuzapfen. Die Netze sind also verwundbar. Weshalb, erklärt Gebhard Geiger so:

    "Sie stützen sich auf Leitungssysteme, die öffentlich zugänglich sind. Die Daten werden in aller Regel verschlüsselt über diese Leitungssysteme versandt, aber die Verschlüsselung kann man natürlich zu durchbrechen versuchen und sich damit als externer Mithörer Zugang zum Datenverkehr verschaffen."

    Vor dieser Gefahr warnt auch Michael Hange, Vizepräsident des "Bundesamtes für Sicherheit und Informationstechnik". Da die Technisierung gerade auch im wirtschaftlichen Bereich immer mehr zunimmt, steigt gleichzeitig die Bedrohung durch den Spion, der in der Leitung sitzt:

    "Die Hauptgefahr ist einmal von den Angreifern zu sehen, die sich die Angriffstechnologien entwickeln und hier stellen wir fest, dass nicht mehr der sportliche Handwerker heute das Problem ist, sondern Kriminelle, die hier Angriffswerkzeuge entwickeln, wie zum Beispiel Trojaner, um gezielt auszuspionieren, das heißt zu schädigen. Die gängigsten Angriffsmittel sind an sich im Bereich der Spionage die Trojaner zu sehen. Es gibt inzwischen eine Millionenfach-Mutation von Trojanern, das heißt diese Trojaner haben die Möglichkeit in Systeme einzudringen und dort Datenbestände auszuforschen."

    Eindringen und ausforschen, dabei auch stören und Daten gezielt manipulieren, das sind die Zielsetzungen der elektronischen Wirtschaftsspionage. Es geht darum, durch systematisches Ausforschen möglichst vieler Daten der Konkurrenz die Marktposition der eigenen Unternehmen zu stärken. Die Folge sind zum Teil gravierende Wettbewerbsnachteile für die Ausspionierten. Dabei geraten auch, so Gebhard Geiger von der Stiftung Wissenschaft und Politik, Informationen ins Visier der Geheimdienste, aus denen die Konkurrenz auf den ersten Blick kaum Vorteile ziehen kann:

    "Etwa das Mitarbeiter-Lohnabrechnungssystem eines Unternehmens, das kann natürlich über einen Computer, auf dem das System abgespeichert ist, im Prinzip durch illegale Spionagetechniken kann so etwas für einen Außenseiter ermittelt werden."

    Wer aber weiß, welcher Mitarbeiter des Wettbewerbers wieviel verdient, hat einen Anhaltspunkt dafür gewonnen, wen man als Informanten anzapfen kann

    Unternehmen müssen einer möglichen Ausspähung aber nicht völlig hilflos gegenüberstehen. Es gibt Schutzprogramme. Sowohl die entsprechenden Abteilungen "Wirtschaftsschutz" der Verfassungsschutzämter der Länder und des Bundes, als auch das "Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik", bieten deutschen Unternehmern beratende Hilfe für deren Installation an. Allerdings: Sie werden nach Einschätzung von Experten nur zögerlich in Anspruch genommen. Verfassungsschutzpräsident Heinz Fromm sieht dabei die Rolle seiner Institution so:

    "Dieses ist ein Thema, bei dem wir uns bemühen, wenn Sie so wollen, einen Service für die deutsche Wirtschaft in der Weise zu bieten, dass wir Beratung liefern, um die Wirtschaft, die Unternehmen, insbesondere die mittelständischen Unternehmen instand zu versetzen, sich selbst zu schützen, eine Art "Hilfe zur Selbsthilfe" auf der Basis der Erfahrungen des Verfassungsschutzes bei der Abwehr von Spionageaktivitäten."

    In einigen Branchen der deutschen Wirtschaft werden schon seit Jahren Schutzprogramme mit zum Teil erheblichem Engagement betrieben, so Gebhard Geiger von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Doch auch dort wird - letztendlich - nur mit Wasser gekocht. Geiger:

    "Man kann wohl davon ausgehen, dass neben dem Schutz militärischer Geheimnisse im Bankwesen die Sicherheitsvorkehrungen am höchsten sind. Also, da wird der höchste Aufwand getrieben sowohl technisch als auch finanziell und in anderer Hinsicht. Auf der anderen Seite aber wird auch dort besonders deutlich und klar, dass es 100prozenteige Sicherheit nicht gibt."

    Absolute Sicherheit ist also nicht zu erreichen, gleichwohl ist es nach Auffassung von Michael Hange vom Bundesamt für Sicherheit geradezu sträflich, wenn Unternehmen auf Schutzmaßnahmen verzichten. Er empfiehlt eine mehrgliedrige Abwehrstrategie:

    "Man muss eine Strategie entwickeln. Zum einen Detektion - und zur Detektion gehört natürlich auch zu ermitteln, wer der Angreifer ist, aber die Anonymität des Internets macht das nicht einfach. Die zweite Möglichkeit ist die, sich einfach zu schützen. Zu schützen heißt zum Beispiel, dass Thema IT-Sicherheit in Unternehmen ernster genommen wird, dass es zur Chefsache erklärt wird und zum Dritten, dass auch die Mitarbeiter sensibler sind, Auffälligkeiten zu entdecken beziehungsweise sich auch vorsichtiger im Internet bewegen."