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Bis ans Ende der Welt

Paris, London, Kaschmir - nur drei der Schauplätze im sechsten, unterhaltsamen Teil der Actionreihe "Mission: Impossible - Fallout" mit Tom Cruise in der Hauptrolle. Im Drama "Grenzenlos" schickt Regisseur Wim Wenders seine Protagonisten ebenso auf eine Reise - wenn auch eine allzu verschlungene.

Von Jörg Albrecht | 01.08.2018
    Film "Grenzenlos" von Wim Wenders, 2017
    Alicia Vikander als Danielle Flinders in einer Szene von "Grenzenlos" (©Submergence SARL / boxfish films / Warner Bros.)
    "Akzeptieren Sie es, Ethan! Diesmal haben Sie verloren. Vorbei ist vorbei."
    "Es ist erst vorbei, wenn wir sagen, dass es vorbei ist."
    Und Schluss scheint noch lange nicht zu sein mit dieser Filmreihe um den von Tom Cruise gespielten Agenten, dessen Vor- und Nachname bereits wie die Synopsis der Handlung klingen: Ethan Hunt. Ein Jäger, der immer öfter auch zum Gejagten wird.
    "Wir müssen das allein durchziehen. Wenn Sie untertauchen, ist er autorisiert Sie zu töten."
    Die Welt wird von Superschurken bedroht - genauso wie in den James-Bond-Filmen. Im Gegensatz aber zu 007 ist der Agent der fiktiven US-amerikanischen Impossible Missions Force immer auch ein Teamplayer - ausgestattet mit überraschend viel Empathie. Die bringt ihn jetzt im sechsten Teil der Reihe, gedreht von Christopher McQuarrie, in Schwierigkeiten.
    Ein vielschichtiges Action-Abenteuer
    Ein Einsatz in Berlin, bei dem die Agententruppe um Hunt auf dem Schwarzmarkt drei Plutoniumkapseln erwerben will, läuft schief. Denn der Held steht vor einem ethischen Dilemma. In diesem Fall ist es eine Spielart des sogenannten Trolley-Problems: Obwohl das atomwaffenfähige Material in den falschen Händen den Tod von Millionen Menschen zur Folge haben könnte, wird sich Hunt entscheiden, das Leben eines Teamkollegen zu retten.
    "Und hätte er in Berlin das Plutonium sichergestellt, würden wir diese Unterhaltung jetzt nicht führen."
    "Und sein Team wäre tot."
    "Ja, das wären sie. So läuft dieser Job."
    Zynische Geheimdienstler, die miteinander in Konkurrenz stehen und deren wahre Absichten lange Zeit nebelhaft bleiben, sorgen mit dafür, dass aus einer eindimensionalen Gut-gegen-Böse-Geschichte ein vielschichtiges Action-Abenteuer wird. Das allerdings übertreibt es mitunter, wenn es noch eine Volte mehr schlägt zwischen atemberaubenden Verfolgungsjagden und Kampfsequenzen. Am Ende wird es natürlich wieder heißen "Mission: Accomplished" in diesem unverschämt unterhaltsamen Agenten-Thriller.
    "Wie lange wird es dauern, bis ein Mann wie er genug davon hat?"
    Nur von der eigenen Erlösung muss Hunt, dieser Jäger und Gejagte, weiter träumen.
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    "Ich merke auf einmal, dass ich noch nie einsam war."
    "Er steckt nur fest ohne Empfang."
    "Seit einem Monat?"
    "Kann doch sein."
    Kann auch sein, dass jeder andere, wenn er nichts von seinem Liebsten hört, sich zunächst einmal Sorgen macht um ihn, nicht aber um die eigene Einsamkeit. Typisch Wim Wenders eben. Die Gedanken seiner Figuren kreisen vor allem um sie selber. Das wiederum setzt voraus, dass der Zuschauer Interesse an ihnen entwickelt. Doch Fehlanzeige im Fall von Danny und James, den beiden Protagonisten aus "Grenzenlos".
    "Guten Morgen."
    "Guten Morgen. Sind Sie Engländer?"
    "Brite. Schottischer Brite."
    In einer Rückblende begegnen sie einander an einem Strand: die Biomathematikerin Danny und der Geheimagent James. Natürlich werden sich die Beiden ineinander verlieben. Attraktive Menschen - Alicia Vikander und James McAvory - in pittoresker Landschaft, Normandie.
    Geschichte ohne Komplexität und Klugheit
    Seit dem Kennenlernen sind einige Wochen vergangen. Mittlerweile ergründet sie das Leben auf dem Meeresgrund, während er dem Tod ins Auge blickt, nachdem ihn Dschihadisten in Somalia entführt haben. Die in hohem Maße plakative Geschichte springt hin und her zwischen den drei Handlungssträngen, ohne allerdings aus diesem Mäandern auch nur irgendeinen Mehrwert ziehen zu können. Sie taucht ab, er leidet im Gefängnis und ihre gemeinsamen Gespräche erschöpfen sich in Phrasen.
    "Hast du oft über deinen eigenen Tod nachgedacht?"
    "Durchaus. Und tue ich noch."
    "Leute haben mir erzählt, sie hätten sich genauso gefühlt, als sie sich verliebt haben."
    "Nein, keiner stirbt, wenn er sich verliebt. Ich finde, du solltest jetzt wirklich schwimmen gehen. Die Zeit ist um."
    Genauso wie die Zeit, in der Wim Wenders noch Spielfilme gedreht hat, in denen seine Figuren spannende Reisen bis ans Ende der Welt und gleichzeitig zu sich selbst unternommen haben.
    "Danny, was denkst du, ist das größte Hindernis für eine Lösung dieses Problems?"
    "Die Geschichte, denke ich."
    Die Geschichte! Genau! Die lässt es an Komplexität und Klugheit vermissen, vermischt ungelenk eine Liebesgeschichte mit den Fragen des Lebens sowie - gewollt und nicht gekonnt - mit dem internationalen Terrorismus.
    "Grenzenlos": ärgerlich