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Seltene Erden mit strahlendem Beiwerk

Seltene Erden, ein Sammelbegriff für Elemente wie Yttrium, Thulium oder Neodym, sind knapp geworden, seit China den Export beschränkt hat. Vorkommen gibt es auch in der Nähe von Leipzig, doch der Abbau birgt Gefahren.

Von Johanna Kutsche | 09.02.2011
    Es ist Europas größtes Vorkommen Seltener Erden. Ein einfaches Feld, nichts deutet darauf hin, dass die derzeit begehrtesten Rohstoffe der Welt unter dieser Erde schlummern. 2006 wurde die Deutsche Rohstoff AG gegründet, die heute die Schürfrechte für das so genannte Aufsuchungsfeld Storkwitz hält. Seitdem prüft Jörg Reichert die Bedingungen für den Abbau des Vorkommens. Er ist leitender Geologe des Unternehmens:

    "Wir haben es bei Storkwitz mit einer Lagerfläche zu tun, die erst bei ungefähr 400 Meter unter der Erdoberfläche beginnt. Und von daher verbietet sich eigentlich ein Tagebau. Man kann nicht einen Tagebau anlegen, der 400 Meter unter die Erde geht, das wäre ein gewaltiges Loch. Aus dieser Sicht bietet sich natürlich ein untertägiger Bergbau an."

    Man würde also einen Stollen anlegen und unter Tage die Seltenen Erden abbauen. Nur wie? Der Begriff Seltene Erden könnte irreführender nicht sein: 17 Metalle sind es, die immer zusammen vorkommen. Und die wiederum in anderen Gesteinen versteckt sind. Auch in Storkwitz würden die Geologen keine großen Brocken purer Seltener Erden aus der Erde holen, sondern eine Menge Material zu Tage fördern, aus dem dann mit hohem Aufwand die Metalle der Seltenen Erden herausgelöst werden. 100 Prozent Gestein enthalten 0,5 Prozent Seltene-Erden-Oxide. Die Abraumhalde über Tage wäre gigantisch. Und je nachdem, was diese Gesteine noch enthalten, könnten Schäden an der Oberfläche auftauchen. Eine andere Variante ist das so genannte in-situ-leaching:

    "Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, dass man untertägig laugt. Dass man eine Flüssigkeit einführt, und diese dann die Seltenen Erden aus dem Gestein herauslaugt. Es ist dann auch nicht so, dass große Stollen aufgefahren werden, sondern es werden einzelne Bohrungen abgetäuft und von dort aus eine Lösung hereingepresst und diese seltenerdhaltige Lösung wieder nach oben gepumpt."

    Eine saubere Variante, könnte man meinen. Nur ist die Flüssigkeit, die in das Gestein gepresst wird, äußerst aggressiv. Wolf von Tümpling ist Gewässeranalytiker und Chemiker am Helmholtz-Institut für Umweltforschung in Magdeburg und meint:

    "In diesem Fall habe ich über Tage keine direkten Folgen. Das Problem ist, dass ich natürlich viel mehr in den Berg hineinpresse, als ich jemals wieder herausbekomme. Und nach Beendigung der Bergbauaktivitäten muss ich mir Gedanken mache, wie ich mit dem Material, das unten sich noch befindet, was ich reingepresst habe, umgehe, um mögliche Langzeitschäden im Grundwasserbereich ausschließen zu können."

    Denn die Flüssigkeit löst nicht nur die Seltenen Erden aus dem Gestein, sondern auch alle möglichen Schadstoffe und Schwermetalle, die unter Tage gebunden waren. Befindet sich in der Nähe ein so genannter Grundwasserleiter, kann es schnell zur Verunreinigung des Grundwassers kommen. Jörg Reichert hält dagegen:

    "Grundwasserleiter sind immer an Permergesteine gebunden, das heißt schwammartige Gesteine, die das Wasser gut aufnehmen und leiten können. Das ist aber im Fall eines solchen Magmatits, dieses vorliegenden Karbonatits, dort nicht der Fall, weil dieses Karbonatit ist ein magmatisches Gestein, das heißt, es gibt kein Wasser in diesem Gestein, es ist mehr oder weniger trocken."

    Dieses Karbonatit hat außerdem den Vorteil, nur mit Metallen der Seltenen Erden angereichert zu sein. Erst vor Kurzem wies das Freiburger Ökoinstitut auf die Gefahren des Abbaus Seltener Erden hin: Fast alle Lagerstätten enthalten radioaktive Stoffe, die beim Abbau der begehrten Metalle mit an die Oberfläche kommen und als strahlender Rest zurückbleiben.

    In China hat der Abbau Seltener Erden bereits zu Umweltschäden und Erkrankungen geführt, so das Institut. In Storkwitz lassen sich Verunreinigungen durch Radioaktivität ausschließen. Das Ökoinstitut rät trotzdem zur Schonung der Rohstoffvorkommen. Denn angesichts der hohen Weltmarktpreise lohne sich inzwischen sogar das Recycling der wichtigen Stoffe.