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Serie: Wer ist das denn?
Ismail Tipi kämpft für die CDU gegen einen radikalen Islam

Ismail Tipi wuchs als türkisches Gastarbeiterkind und Sohn einer Analphabetin in Regensburg auf. Er arbeitete lange Jahre als Journalist, unter anderem als Chefreporter der türkischen Tageszeitung Hürriyet in Deutschland. Seit 2010 ist Tipi integrationspolitischer Sprecher der hessischen CDU-Landtagsfraktion und engagiert sich vor allem gegen Salafismus.

Von Ludger Fittkau | 29.12.2016
    Der CDU-Landtagsabgeordnete Ismail Tipi deutet am 08.03.2016 zu Beginn der Plenarsitzung im hessischen Landtag in Wiesbaden (Hessen) nach oben.
    Vom Sohn einer Analphabetin zum integrationspolitischen Sprecher im hessischen Landtag: Der CDU-Landtagsabgeordnete Ismail Tipi (picture alliance / dpa / Arne Dedert)
    "Mein Name ist Ismail Tipi. Ich bin 57 Jahre alt, ich bin türkischer Abstammung. Ich gehöre zur ersten Generation der Gastarbeiterkinder. Meine Jugend habe ich in Regensburg verbracht, dann hat mich der Weg ins Rhein-Main-Gebiet verschlagen und seit vielen Jahren lebe ich jetzt im Rhein-Main-Gebiet."
    Sein Vater war Industriearbeiter, seine Mutter sei noch Analphabetin gewesen, erzählt Ismail Tipi in seinem heutigen Abgeordneten-Büro im hessischen Landtag. Er selbst wird noch im türkischen Izmir geboren:
    "Ja, das ist nicht ganz einfach gewesen. Wenn sie als Gastarbeiterkind nach Deutschland kommen, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen und wenn sie damals nur ein paar Worte 'Danke schön', 'Bitte schön' und 'Grüß Gott' gelernt haben und noch die Zahlen eins bis zehn, dann waren das ja eigentlich nur die ersten Schritte dieser Sprache, dann war das nicht ganz einfach gewesen."
    Chefreporter für Hürriyet in Deutschland
    Schullehrer und Freunde in der Oberpfalz helfen ihm, mit der deutschen Sprache zunehmend vertraut zu werden. Dafür ist Ismail Tipi auch heute noch sehr dankbar:
    "Ich bin zwar heute 57 Jahre alt, aber ich glaube heute noch an Engel. Besonders in Form von guten Freunden, aber auch in Form von Lehrerinnen und Lehrern. Und ich habe in meinem Leben solche Lehrerinnen und Lehrer gehabt, die die Mühe nicht gescheut haben, mir diese wunderschöne Sprache zu lehren."
    Weil man ihm als Kind die Lust auf die deutsche Sprache überzeugend vermittelt, fasst der heutige hessische CDU-Landtagsabgeordnete den Mut, sich bereits als Vierzehnjähriger bei einer Lokalzeitung als freier Mitarbeiter zu bewerben. Und der junge Ismail wird genommen:
    "In Regensburg habe ich für das Regensburger Wochenblatt geschrieben und dort habe ich nicht nur für die deutschen Seiten etwas gemacht, sondern hatte dort auch eine türkisch-deutsche Seite für mich gehabt. Und dieses Anzeigenblatt war wahrscheinlich deutschlandweit wenn nicht europaweit die erste Zeitung, die mit Menschen mit Migrationshintergrund eine zusätzliche Seite gebracht hatte."
    Der Journalismus lässt Ismail Tipi drei Jahrzehnte lang nicht mehr los. Auch während seines Maschinenbau-Studiums im Rhein-Main-Gebiet schreibt er weiter – insbesondere für die wichtige türkische Tageszeitung Hürriyet, deren Chefreporter in Deutschland er später wird.
    "Deutschland ist seiner humanitären, christlichen Verpflichtung nachgekommen"
    Seit 2010 ist Ismail Tipi Abgeordneter der CDU im hessischen Landtag für den Wahlkreis Offenbach- Land und integrationspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion. Ismail Tipi erklärt, warum er als Arbeiterkind zu einer Unionspartei stieß:
    "Als ehemaliger Regensburger hat man natürlich einen Landesvater, damals der Franz-Josef Strauß. Und ich habe als freier Mitarbeiter dieser Zeitung, für die ich gearbeitet hatte, auch die Möglichkeit gehabt, wenn der Franz-Josef Strauß in Regensburg war, ihn zu begleiten und zu gucken, wie er so auftritt. Und wenn man neben einem solchen Pult steht, wo Franz-Josef Strauß zwei Stunden ohne Spickzettel redet, da gewinnt man für einen solchen Menschen Sympathie."
    Doch erst im Rhein-Main-Gebiet tritt Ismail Tipi in die Partei mit dem großen C vorne ein – in die CDU. In der Asylpolitik steht er Angela Merkel heute deutlich näher als Horst Seehofer:
    "Wir als Deutschland, als Exportweltmeister und ein Land, das eine bestimmte Geschichte im Hintergrund hat, waren eigentlich gezwungen, diese Asylpolitik so zu gestalten, wie sie eigentlich war. Deutschland ist seiner humanitären, christlichen Verpflichtung nachgekommen", sagt der muslimische Landtagsabgeordnete.
    Kultureller Vermittler zwischen Migranten und Mehrheitsgesellschaft
    Mit dem Wahlkreis Offenbach-Land vertritt er eine der Regionen mit dem höchsten Anteil an Migranten in Deutschland. Als integrationspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion agiert Ismael Tipi immer wieder als kultureller Vermittler zwischen Migranten und Mehrheitsgesellschaft im Rhein-Main-Gebiet- etwa im Fall der vor zwei Jahren in Offenbach tödlich verletzten Studentin Tugce Albayrak. Der Abgeordnete warnt aber auch seit Langem vor der wachsenden Gefahr des radikalen Islamismus in Deutschland. Ismail Tipi hat bereits Morddrohungen aus dem salafistischen Spektrum bekommen – entmutigen lässt er sich deshalb nicht:
    "Ich wünsche mir für das neue Jahr und für unsere Wertegemeinschaft, dass in Zukunft in Deutschland Frieden herrscht, dass wir in Deutschland in Freundschaft und in einer Harmonie leben. Das unsere innere Sicherheit gewährleistet ist. Ich wünsche jedem alles Gute. Gottes Segen."