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Sexualisierte Gewalt
Tischtennis-Trainer vor Gericht

Vor dem Stuttgarter Landgericht hat das Verfahren gegen einen Tischtennis-Trainer des TSV Höfingen begonnen. Dem Mann wird vorgeworfen, mehrere Kinder seines Vereins sexuell missbraucht zu haben.

Von Andrea Schültke | 18.09.2017
    Tischtennis: German Open, Qualifikation am 27.01.2016 in Berlin.
    Ein ehemaliger Übungsleiter soll im Zeitraum von fast 20 Jahren mehrere Spieler im Alter zwischen sieben und elf Jahren sexuell missbraucht haben. (dpa / picture alliance / Soeren Stache)
    Der Saal drei des Stuttgarter Landgerichts ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Viele Mitglieder des TSV Höfingen sind da. Der Beschuldigte war 40 Jahre lang Trainer in der Tischtennisabteilung des Vereins. Auch die Kinder von Vereinsvorstand Ulrich Hoppe haben früher beim Angeklagten trainiert.
    "Und ich war auch dabei und ich habe nichts festgestellt und ich frag mich immer wieder hätte man das merken müssen?"
    Nach Hinweisen der Mutter eines Elfjährigen begannen die Ermittlungen.
    Der ehemalige Übungsleiter soll in einem Zeitraum von fast 20 Jahren mehrere Spieler im Alter zwischen sieben und elf Jahren sexuell missbraucht haben. Außerdem sollen kinderpornografische Bilder bei ihm gefunden worden sein. Der Beschuldigte ist seit Mitte März in Untersuchungshaft.
    Die Polizei Böblingen hatte sich auf umfangreiche Untersuchungen und viele Gespräche mit mutmaßlichen Betroffenen eingestellt. Daher hat sie die Ermittlungsgruppe "Top Spin" gegründet, die zwischenzeitlich aus elf Personen bestand.
    Verein geht offensiv mit Verdachtsfall um
    Unterstützung bekamen die Ermittler vom TSV Höfingen. Ulrich Hoppe berichtet, er habe Unterlagen und Adressen ehemaliger Spieler der Jugendabteilung aus den zurückliegenden zwanzig Jahren an die Polizei weitergegeben. Der Verein sei mit dem Verdachtsfall offensiv umgegangen, habe die Öffentlichkeit informiert und auch die Eltern der jungen Spieler:
    "Wir sind auf die Eltern zugegangen, dadurch, dass wir auch Elternabende gemacht haben und stehen voll hinter den Eltern und den Betroffenen. Das war uns ganz wichtig."
    Der erste Verhandlungstag endete schon vor der Anklageverlesung. Die Vertreterinnen der Nebenklage stellten einen Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit.
    Der erste Verhandlungstag endete schon vor der Anklageverlesung. Die Vertreterinnen der Nebenklage stellten einen Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit. (Deutschlandradio/ Andrea Schültke)
    Der Verein hat sich Unterstützung einer Fachberatungsstelle geholt und Präventionsmaßnahmen installiert:
    Ab sofort gilt beim Training oder anderen Veranstaltungen das Vier-Augen-Prinzip und alle Trainer müssen einen Ehrenkodex unterschreiben, berichtet Vereinsvorstand Ulrich Hoppe. Inzwischen habe man sich in Sachen Präventionsarbeit auch mit fünf anderen Vereinen aus dem Kreis Böblingen zusammengeschlossen.
    Der erste Verhandlungstag endete heute schon vor der Anklageverlesung. Die Vertreterinnen der Nebenklage stellten einen Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit. Ob das Gericht dem stattgibt, wird es am Freitag verkünden.