Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Sexueller Missbrauch
"Du bist mir das schuldig"

Ein Trainer soll zwei Wasserspringerinnen in den USA regelmäßig zum Sex gezwungen haben. Der US-Verband und die Ohio State Universität sollen offenbar Bescheid gewusst und die Angelegenheit ignoriert haben. Der Anwalt der Opfer warf dem Verband Vertuschung vor.

Von Martina Buttler | 18.07.2018
    Wasserspringer bei den Weltmeisterschaft in Budapest 2017 (15.7.2017).
    Der nächste Missbrauchsskandal droht den US-Sport zu erfassen (dpa/ picture alliance / Jens Büttner)
    Zwei Sportlerinnen haben Klage gegen den US-Verband der Wasserspringer eingereicht. Sie werfen der Organisation vor, Missbrauchsvorwürfe verschleiert und die Aufklärung behindert zu haben.
    "Du bist mir das schuldig" mit diesen Worten soll ein ehemaliger Trainer jahrelang Sex von Athletinnen erpresst haben. Die Zeitung Indianapolis Star berichtet, dass er ein Mädchen regelmäßig zum Sex gezwungen habe. Eine der Klägerinnen hat ihm offenbar hunderte Nacktfotos geschickt, weil sie unter Druck gesetzt wurde. Sie habe sich die Chancen auf die Verwirklichung ihres olympischen Traums erhalten wollen.
    Situation schlimmer als bei den Turnern
    Der Vorwurf der Klägerinnen: die Ohio State University, bei der der Coach angestellt war, habe die Nacktfotos fast vier Jahre besessen und nichts getan. Als die Vorwürfe 2014 erstmals bekannt wurden, wurden Ermittlungen eingeleitet, die auf Bitten der Klägerin wieder eingestellt wurden. Im Januar habe die ehemalige Athletin darum gebeten, die Ermittlungen doch wieder aufzunehmen. Die Universität kündigte dem Trainer 2014 zehn Tage nach Bekanntwerden der Vorwürfe.
    Allerdings habe der Verband der Wasserspringer ihn erst gut ein halbes Jahr später auf die Liste von Trainern gesetzt, die nicht mehr für das US-Team arbeiten dürfen. In der Klage heißt es, der Coach habe bis vor wenigen Monaten weiter privat als Trainer mit Minderjährigen gearbeitet. Der Verband sagte in einer ersten Reaktion, dass die Vorfälle sehr ernst genommen werden. Es sei ihnen wichtig, ihren Mitgliedern ein sicheres Umfeld zu bieten.
    Der Anwalt, der die Klage eingereicht hat, sagte dem Indianapolis Star, dass die Situation im Wasserspringen schlimmer sei als bei den Turnern. Hier waren jahrelang sexuelle Übergriffe auf Sportlerinnen vertuscht worden. Der ehemalige Teamarzt der US-Turnerinnen ist wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt worden und wird wahrscheinlich nie mehr aus dem Gefängnis rauskommen.