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Siegreich in Italien

Italien 1990. Der letzte ganz große deutsche Triumph bei einer Fußball-Weltmeisterschaft jährt sich in diesen Tagen zum 20. Mal. Im WM-Finale von Rom siegte die Bundesrepublik damals gegen Argentinien durch einen Foulelfmeter von Andreas Brehme mit 1:0.

Von Michael Barsuhn | 07.07.2010
    Aus dem Spiel heraus hatten es die Deutschen 85 Minuten lang versäumt, ein Tor zu erzielen, trotz klarer Feldüberlegenheit. Dann die Erlösung: Elfmeter für Deutschland:

    "Jetzt ist der Ball freigegeben worden. Rechter Fuß und Tooooorr. Tor für Deutschland. Elfmetertor durch Andreas Brehme."

    Kurz darauf ertönt auch schon der Schlusspfiff. Die Stimme des ARD-Kommentators Erich Laaser überschlägt sich:

    "Deutschland ist Fußball-Weltmeister. Am Abend des 8. Juli um 21:50 Uhr ist die deutsche Mannschaft Fußball-Weltmeister in Italien geworden."

    Auf Seiten der Argentinier ist die Enttäuschung groß. Die Bilder des hemmungslos weinenden Diego Armando Maradona gehen um die Welt. Später sollte der argentinische Fußballgott sagen, dass er seine Tränen wegen der schlechten Schiedsrichterleistung vergossen habe. Selbst das argentinische Staatsoberhaupt schaltete sich ein:

    "Der Präsident, Präsident Menem ist sogar im Fernsehen aufgetreten und hat dem mexikanischen Schiedsrichter empfohlen er solle nur seinen Beruf als Arzt ausüben als Schiedsrichter sei er untauglich, er ist der Buhmann."

    so der damalige DLF-Korrespondent Martin Zagatta aus Buenos Aires. Ganz unrecht hatten die Argentinier freilich nicht. Es war wohl kein Foul an Rudi Völler gewesen, das den alles entscheidenden Strafstoß nach sich zog. Den Fans daheim war es egal. Jubelarien und Feuerwerk begleiteten die gesamtdeutschen Feierlichkeiten auf dem Berliner Kurfürstendamm:

    "Wahnsinn, ich finde dat echt Wahnsinn hier. Wird Zeit, dass wir Argentinien endlich mal den Titel abnehmen."

    Angesichts der bevorstehenden Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten titelte die französische Zeitung Libération: "Das Jahr der Deutschen". Und der scheidende Bundestrainer Franz Beckenbauer nutzte den Sieg als Steilvorlage für einen seiner berühmt-berüchtigten Aussprüche, der seinem Nachfolger Berti Vogts noch schwer zu schaffen machen sollte:

    "Jetzt kommen die Spieler aus Ostdeutschland noch dazu. Ich glaube, dass die deutsche Mannschaft über Jahre hinaus nicht zu besiegen sein wird. Das tut mit leid für den Rest der Welt."