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"Sieht aus wie ein richtiges Auto"

Technik. - 30 Studierende verschiedener Fachrichtungen haben an der Hochschule Bochum ein Jahr lang entwickelt, konstruiert und gebaut: Ihr Elektrofahrzeug BOcruiser wird allein durch Sonnenenergie angetrieben.

Von Frauke Haardt-Radzik | 08.07.2009
    Großer Beifall brauste heute bei der ersten öffentlichen Präsentation des neuen Solarcars BOcruiser auf. Leicht, windschnittig und energieeffizient wie die beiden Vorgänger ist auch das neueste Modell der Bochumer Hochschule. Erstmals kommt hier jedoch ein Solarrennwagen auf vier Rädern daher. Außerdem muss der Fahrer während der Fahrt nicht mehr liegen, sondern kann im futuristisch anmutenden Innenraum aufrecht sitzen. An der Entwicklung sind Studierende verschiedener Fachrichtungen beteiligt. Der Mechatronikstudent Alexander Telge ist der Elektroteamchef der Truppe.

    "Mein Anteil bestand darin, mich um die komplette Elektrik zu kümmern, das heißt, das die Gesamtelektrik des Fahrzeugs funktioniert, koordiniert wird und alle Teile jetzt zu diesem Zeitpunkt auch bereit stehen. Der Nutzen für mich ist der, die Erfahrung zu machen, in einem Team zu arbeiten und auch das gelernte Wissen aus der Hochschule anzuwenden. Der Motor ist selbst entwickelt, ist eine Eigenentwicklung unserer Hochschule, wir fahren mit zwei Motoren und das ist ein Faktor auf den wir sehr stolz sein können."

    Alexander Telge freut sich darauf, bei der bald anstehenden Weltmeisterschaft der Solarfahrzeuge in Australien hinter dem Steuer zu sitzen. Entwickelt haben die Studierenden das Sonnenauto zunächst am PC. Aus Styroporblöcken wurde dann in einer Werkstatt an der Ostsee ein Negativmodell gefräst. In dieses Modell hinein wurden in wochenlanger Handarbeit hauchdünne Kohlefaserplatten eingelegt und verleimt. Zum Schluss wurde die damit äußerst leichte Hülle des Fahrzeugs in einem Spezialofen gebacken. Das Innenleben des Fahrzeugs wurde parallel an der Hochschule gefertigt und wird bei der baldigen Weltmeisterschaft für Aufsehen sorgen, hofft Professor Friedbert Pautzke.

    "Dieses Auto besitzt zwei Besonderheiten gegenüber anderen Teams in der Welt, eine Besonderheit ist, dass es ein großes Auto ist. Wir können damit nicht gewinnen, wollen auch nicht gewinnen. Andere Fahrzeuge sind ganz, ganz dünne Fahrzeuge, man kann darin fast nur liegen und sie sehen gar nicht aus wie richtige Autos. Unser Fahrzeug sieht aus wie ein richtiges Auto, hat vier Räder und man kann sich vorstellen, dass das mal ein alltagstaugliches Fahrzeug wird. Das heißt, wir können bei dem Rennen nicht gewinnen, wir wollen nur ankommen."
    Bei dieser Weltmeisterschaft gewinnt derjenige, der mit seinem nur durch Sonnenenergie angetriebenen Fahrzeug als erster ins Ziel fährt. Das neueste Modell der Bochumer Hochschule ist zwar nicht mehr ganz so windschlüpfrig wie das Vorgängermodell, doch mit einem Cw-Wert von 0,135 ist es immer noch viel besser als das beste Fahrzeug, das man zur Zeit kaufen kann. Damit hat die Hochschule Bochum ein Fahrzeug entwickelt, das einem normalen Auto optisch stark ähnelt. In spätestens zehn Jahren könnten solche Elektrofahrzeuge made in Bochum in Serie gehen, hofft auch Christof Bölleken. Er studiert Maschinenbau, ist für die Mechanik des BOcruisers zuständig.

    "Wir haben eine Länge von vier Metern und eine Breite von 1,60 Meter und eine Höhe von 1,40 Meter an dem Fahrzeug. Und das Gewicht liegt schätzungsweise mit Fahrer bei unter 350 Kilo."

    Viele Komponenten aus dem Vorgängermodell, dem Solarworld No 1 konnten dabei übernommen werden, etwa die Pufferbatterie. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 125 Stundenkilometern, einem Gewicht von 220 Kilo und einem Cw-Wert von 0,1 erreichte Solarworld bei dem Rennen in Australien den vierten Platz. An diesen Erfolg hofft die Hochschule Bochum mit dem neuen Modell anknüpfen zu können.