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Siemens korrigiert erneut Prognose

Erneut muss Siemens die Umsatzerwartungen nach unten korrigieren. Die Gründe: Die weltweite Konjunktur schwächelt, doch auch einzelne Sparten verursachen Kopfschmerzen beim Technologieriesen. Für einen winzigen Lichtblick könnte die Lampentochter Osram sorgen.

Von Michael Watzke | 02.05.2013
    Prognosen nach unten zu korrigieren, wird bei Siemens langsam zur Gewohnheit. Zum zweiten Mal in Folge muss Finanzvorstand Joe Kaeser die ehrgeizigen Ziele für das kommende Halbjahr drosseln. Grund ist laut Kaeser:

    "Eine Schwäche auf hohem Niveau in Europa, ein Abkühlen in Amerika und ein Noch-nicht-wieder-Hochlaufen der chinesischen Wirtschaft, das jetzt dazu führt, dass wir unsere Umsatzerwartungen insoweit korrigieren, dass wir von einem moderaten Rückgang des Umsatzes ausgehen."

    Das heißt konkret: Siemens wird im laufenden Jahr voraussichtlich doch nicht so viel Umsatz machen wie im letzten Jahr – damals waren es 78,5 Milliarden Euro. Dabei hatte Konzernchef Peter Löscher vor drei Jahren sogar mal von der 100-Milliarden-Euro-Umsatz-Schwelle geschwärmt. Das ist lange her. Auch, weil die Solartechnik-Sparte von Siemens seit Jahren schwächelt. Löschers Reaktion: nichts wie raus aus der Sonne.

    "Es ist ganz klar der Ausstieg geplant. Wenn wir es nicht schaffen sollten, einen Käufer zu finden, dann hat das auch Schließungsszenarien zur Konsequenz. Wir wollen hier einen ganz klaren Ausstieg aus diesem Geschäft vornehmen."

    Mehr Schatten als Licht zeigt die aktuelle Geschäftsentwicklung beim Münchner Industriekonzern. Dabei wirft besonders die Lichtsparte Schatten. Siemens will im Juli endlich seine Lampentochter Osram an die Börse bringen. Nach jahrelangem Zögern. Dabei bewertet die Konzernmutter die eigene Tochter sehr optimistisch mit 3,2 Milliarden Euro. Viele Analysten ziehen da die Augenbrauen hoch, aber Joe Kaeser bleibt dabei:

    "Osram hat sich im letzten Quartal gut entwickelt, mit einem Umsatz, der in etwa auf dem Niveau des vorigen Quartals liegt."

    Zwei Großaufträge - doch die bereiten auch Schwierigkeiten
    Andere würden das Stagnation nennen, zumal Osram mit dem Wandel auf dem Lichtmarkt hin zu Leuchtdioden heftig zu kämpfen hat, und keine neuen Großaufträge vorweisen kann.
    Anders die Siemens-Sparte "Rail Systems". Sie verzeichnet den Eingang zweier Großaufträge bei der Fertigung von Zügen. Das verbessert die Auftragslage bei Siemens spürbar. Doch gerade bei den Schienenprojekten plagen Siemens die größten Schwierigkeiten. Immer und immer wieder muss der Konzern die Auslieferung seiner Hochgeschwindigkeitszüge verschieben . Siemens hat Probleme mit der Software, da die Schnellzüge mehrere Ländergrenzen überschreiten sollen, in denen sich die Gleistechnik fundamental unterscheidet. Das wiederum führt zu extremen Zulassungsbedingungen.

    "Dieser Zulassungsprozess wird von der gesamten Bahnindustrie nicht beherrscht. Wir haben zurzeit über eine Milliarde Euro an fertigem Zugmaterial in Deutschland auf dem Abstellgleis. Das zeigt einfach, dass das ein generelles Thema ist, wo die gesamte Industrie gemeinsam mit der Politik darauf hinarbeiten muss, dass wir hier berechenbare Zulassungsbedingungen in Deutschland haben."

    Löscher konzentriert sich nach eigenen Angaben nun vor allem auf das konzerninterne Sparprogramm, mit dem Siemens bis 2014 seine Ausgaben um sechs Milliarden Euro kürzen will. Meldungen, wonach Siemens in den vergangenen Monaten bereits peu a peu 4000 Stellen abgebaut habe, wollte Löscher nicht bestätigen.