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Siemens macht Solargeschäft dicht

Siemens ist mit den Verkaufsplänen für sein Solargeschäft gescheitert. Die Sparte werde ab sofort abgewickelt, erklärte das Unternehmen. Bis Frühjahr kommenden Jahres soll das verlustreiche Segment restlos geschlossen sein. Betroffen sind 280 Mitarbeiter, die meisten davon in Israel.

Von Michael Watzke | 17.06.2013
    Es war ein Ausstieg mit Ansage: Schon im Mai hatte Siemens-Chef Peter Löscher mit der Schließung der defizitären Solar-Sparte gedroht.

    "Wir planen ganz klar den Ausstieg. Wenn wir es nicht schaffen sollten, einen Käufer zu finden, dann hat das auch Schließungs-Szenarien zur Folge. Wir wollen raus aus diesem Geschäft."

    Jetzt ist es amtlich: Siemens konnte einfach keinen Käufer finden - trotz siebenmonatiger Suche und mehreren Interessenten. Aber, so ein Unternehmenssprecher heute, Zitat: "Eine Transaktion, bei der die Interessen von Kunden, Mitarbeitern, Investoren und Siemens ausreichend Berücksichtigung finden, hat sich nicht abgezeichnet."

    Nun trifft es 280 Siemens-Mitarbeiter, die meisten davon in Israel. Denn dort hatten die Münchner das Unternehmen Solel gekauft, um in den Markt für thermische
    Solaranlagen einzusteigen. Siemens-Chef Löscher hatte sich davon rasante Zuwächse
    erhofft. Doch die Strategie ging nicht auf, Siemens verbrannte insgesamt rund eine Milliarde Euro in der Sonne. Allein mit der Schließung eines Werks in Israel hatte der Technologiekonzern einen zweistelligen Millionenbetrag sprichwörtlich verbraten. Bis zum Frühjahr kommenden Jahres soll das verlustreiche Segment nun restlos geschlossen sein. Aus dem Wüstenstrom-Projekt Desertec hat sich Siemens schon früher zurückgezogen.

    Peter Löscher, der das Solar-Debakel verantwortet, gibt sich nun hart. Seine Position bei Siemens wird durch das milliardenteure Verlustgeschäft nicht gerade gestärkt. Löscher betont in letzter Zeit häufig die harten Rendite-Kriterien, die bei Siemens gelten sollen. Mit diesen Kriterien hatte er auf der Hauptversammlung Anfang des Jahres scharfe Einsparungen und mögliche weitere Verkäufe begründet:

    "Geschäfte, die diese Kriterien nicht erfüllen, werfen Fragen auf - auch die, ob Siemens noch die bestmögliche Heimat für sie ist."

    Das Solargeschäft ist es offensichtlich nicht. Und das gilt nicht nur für Siemens, sondern für die gesamte deutsche Industrie. Zahlreiche Fotovoltaik-Spezialisten stehen angesichts der
    scharfen Konkurrenz aus dem Fernen Osten vor dem Ruin. Auch Bosch kündigte nach langen Verlusten den Ausstieg aus der Technologie an.