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Sind die noch ganz dicht?

Ein Jahr nach der Klage gegen die "Tagesschau"-App hat das Landgericht Köln die Zeitungsverleger und die ARD abermals zu einer außergerichtlichen Lösung aufgerufen. Die beiden Partein sollen sich bis Ende August gütlich einigen. Sonst muss das Gericht ein Urteil fällen.

Von Bettina Schmieding | 21.07.2012
    Sind die noch ganz dicht? Die Zeitungsverleger schrumpfen ihre Vollredaktionen bis zur Unkenntlichkeit, bei der ARD läuft zur besten Sendezeit eine Krankenhausserie, und während also gerade die Spitze der deutschen Publizistik den letzten Beweis ihrer Belanglosigkeit anzutreten scheint, muss sich ein Kölner Richter den Kopf darüber zerbrechen, wie viele Buchstaben die Tagesschau über die Eurokrise ins Internet setzen darf.

    Hallo, jemand zuhause? Sollen sie doch froh sein, alle zusammen, dass in der trüben Suppe des Internets noch letzte Reste von traditionellem Journalismus schwimmen. Können wir da wählerisch sein? Mir ist es, mit Verlaub, vollkommen egal, wo ich die Informationen finde. Und ich halte es für eine Zumutung, dass sich Gerichte genötigt sehen, Zeilen in Internetartikeln zu zählen, oder die Länge eines Videos zu stoppen. Mir als Gebührenzahlerin und Zeitungsabonnentin ist es wichtig, dass es diese meine Lieblingsmedien noch möglichst lange gibt.

    Verstehen sich mich nicht falsch. Ich logge mich morgens ins Internet ein und abends wieder aus. Und wenn Sie noch nicht genug haben, gibt es diesen kleinen Wutausbruch zum Nachhören im Markt und Medien-Angebot im Internet. Das Netz ist toll, alle sollten da mitmachen, jeder so viel wie er kann und möchte. Die Zeitungen schicken Videoreporter ins Rennen und stellen die Filme anschließend ins Internet? Finde ich super. Die Kollegen von der Tagesschau machen sich die Mühe, mir in einem Artikel zu erklären, warum das Bundesverfassungsgericht erst im September entscheiden kann? Klasse!

    Konkurrenz belebt das Geschäft und dem Informationsbedürfnis der Menschen dienen die klassischen Medien am besten, wenn sie stets damit rechnen müssen, dass es die anderen vielleicht noch besser machen. Warum also muss ein Kölner Richter über etwas entscheiden, das nun wirklich in die morgendliche Redaktionskonferenz von ARD aktuell oder der Süddeutschen Zeitung gehört? Und vielleicht sollten solche Entscheidungen auch tatsächlich nur dort getroffen werden.