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Sipri-Atomwaffenbericht
Arsenale werden nur etwas kleiner

Alleine die USA und Russland besitzen nach Schätzungen der Sipri-Friedensforscher jeweils etwa 7.000 Atomwaffen: Deren Bedeutung sinke so kaum, bemängeln die Experten. Und: Die bestehenden Arsenale werden zudem modernisiert. Die nukleare Abschreckung bleibt also anscheinend wichtiger Bestandteil der nationalen Sicherheitsstrategien.

Von Carsten Schmiester | 13.06.2016
    Auf einem Militärlastzug wird bei der Parade zum indischen Nationalfeiertag am 26.1.2002 in Neu Delhi die atomwaffenfähige Mittelstreckenrakete Agni II am Gate of India vorbeigefahren. Bei dem Umzug durch die Hauptstadt, einer Mischung aus Folkloregruppen und Militärparade, führte die Armee die Mittelstreckenrakete Agni II vor. Sechs Wochen nach dem Terroranschlag auf das indische Parlament waren die Sicherheitsvorkehrungen beim Nationalfeiertag schärfer als je zuvor.
    Indischer Militärlastzug mit der atomwaffenfähigen Mittelstreckenrakete Agni II. (dpa picture alliance, afp)
    Selten, dass die Stockholmer Friedensforscher mal eine gute Nachricht verbreiten, und auch diese ist nur auf den ersten Blick eine solche: Es gibt weltweit weniger Atomsprengköpfe. Das haben wir vor allem den USA und Russland zu verdanken, die einer gemeinsamen Vereinbarung entsprechend nuklear abrüsten. Aber eben nur langsam und auch nur ein bisschen, sagt Sipri.
    Und da wird die gute fast schon wieder zur schlechten Nachricht. Dem aktuellen Bericht des Instituts zufolge ist die Zahl der weltweiten Atomwaffen im Vergleich zum Frühjahr 2015 nämlich nur um etwa 450 Sprengköpfe zurückgegangen, es bleiben noch immer rund 15.400, die mit Abstand meisten im Besitz der Amerikaner und Russen. Beide Nationen haben um die 7.000 davon in ihren Arsenalen und diese Waffenlager werden laut Sipri zwar ein wenig kleiner, dafür aber eben auch moderner und gefährlicher.
    USA investieren eine Billion Dollar
    In den kommenden Jahren investieren allein die USA nach Schätzungen bis zu eine Billion Dollar in neue Atomwaffen, die allmählich veraltete Massenvernichtungstechnik ersetzen sollen. Sipri kritisiert das als klaren Widerspruch zur Ankündigung Präsident Obamas, die Anzahl der Atomwaffen und ihre Bedeutung für die US-amerikanische Sicherheitspolitik deutlich zu reduzieren.
    Das Institut lässt allerdings nicht unerwähnt, dass auch Moskau massiv in die Modernisierung seiner nuklearen Waffen investiert. Und das gilt ebenfalls für die übrigen Atomwaffenstaaten, für Großbritannien, Frankreich, China. Indien, Pakistan und Israel. Eine Sonderrolle spielt in dem Bericht Nordkorea, vom dem die schwedischen Forscher mangels Informationen aus – wie es heißt – "offenen Quellen" aber anhand des mutmaßlich in nordkoreanischer Hand befindlichen bombenfähigen Materials nur annehmen, dass es bis zu zehn Nuklearsprengköpfe besitzen könnte.
    In einer abschließenden Stellungnahme des Sipri-Institutes heißt es dann unter anderem, dass es weiter kaum Chancen für eine wirkliche weltweite nukleare Abrüstung gibt, wörtlich: "Die Aussichten sind düster!" Denn alle Daten und Erkenntnisse deuten für die Sipri-Experten darauf hin, dass nukleare Abschreckung für die Atomwaffenstaaten weiterhin ein wichtiger Grundstein ihrer nationalen Sicherheitsstrategien bleibt.