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SIPRI-Bericht
Weniger Waffenverkäufe weltweit

Die weltweiten Waffenverkäufe sind im vergangenen Jahr zum vierten Mal in Folge zurückgegangen. Nach Angaben des schwedischen Friedensforschungsinstituts SIPRI setzten Rüstungsfirmen rund 401 Milliarden Dollar um, 1,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Allerdings: Deutsche Hersteller machten ein Plus von 9,5 Prozent.

Von Björn Dake | 14.12.2015
    Ein Kampfpanzer Leopard 2 A7+ der Firma KMW (Foto vom September 2010).
    Ein Kampfpanzer Leopard 2 A7+ der Firma KMW (Foto vom September 2010). (picture alliance / dpa / Clemens Niesner )
    Zum vierten Mal in Folge sinken die Verkaufszahlen der großen Waffenhersteller. Das unabhängige schwedische Friedensforschungsinstitut Sipri registrierte im vergangenen Jahr einen Umsatz von gut 400 Milliarden US-Dollar. Das ist ein Minus von anderthalb Prozent. Für Sipri-Forscher Pieter Wezeman ist das aber trotzdem keine gute Nachricht.
    "Das zeigt, dass es immer noch eine große Nachfrage nach Waffen gibt, und das ist immer besorgniserregend. Werden diese Waffen auch genutzt? Na ja, die Länder bereiten sich darauf vor, Gewalt anzuwenden. Sie sehen die Notwendigkeit dafür."
    US-Firmen dominieren weiter den Markt mit Rüstungsgütern. Sie machen mehr als die Hälfte des Umsatzes – allen voran Lockheed Martin und Boeing.
    Umsatzplus in Deutschland
    Insgesamt gehen die Waffenverkäufe in Amerika und Westeuropa zurück. Eine Ausnahme ist dabei aber Deutschland. Hier registrierten die Friedensforscher ein Plus von fast neuneinhalb Prozent. Das ist laut Wezeman vor allem durch ein gutes Geschäft von Thyssen Krupp zu erklären. Wobei sich der Konzern auf größere Konkurrenz einstellen muss.
    "ThyssenKrupp zum Beispiel ist sehr erfolgreich, U-Boote und Schiffe zu verkaufen. Gleichzeitig verschärft sich die Konkurrenz. Zwei große Märkte sind die Türkei und Südkorea. Und Südkorea versucht jetzt, eigene U-Boote zu entwickeln. Der Markt fällt künftig wahrscheinlich weg."
    Deutsche Firmen machen gerade einmal 1,6 Prozent des weltweiten Rüstungsgeschäfts aus. Unter den Top 100 sind nur drei Deutsche: Rheinmetall, ThyssenKrupp und Krauss-Maffei Wegmann – wobei große internationale Unternehmen wie Airbus und MBDA dabei nicht berücksichtigt sind. In der Zukunft könnten deutsche Firmen wieder wichtiger werden, meint der Wissenschaftler.
    "Nach dem Kalten Krieg war die Nachfrage nach Panzern in Europa nicht sehr hoch. Die Verkäufe gingen zurück. Jetzt wächst das Interesse wieder, auch in Deutschland. Kraus-Maffei Wegmann könnte also von der potentiellen Bedrohung durch Russland profitieren."
    Russische Firmen verdienen prächtig
    Russland rüstet kräftig auf. Im vergangenen Jahr stiegen die Umsätze der dortigen Firmen um fast 50 Prozent. Unter den hundert größten Waffenverkäufern sind jetzt elf russische. Ukrainische Hersteller verlieren dagegen an Einfluss. Seit dem Konflikt im Osten des Landes können sie kaum noch Geschäfte mit Russland machen.
    Auch in der Türkei beobachtet Sipri großes Wachstum. Im vergangenen Jahr zogen die Verkäufe dort um neuneinhalb Prozent an.
    Kampf gegen IS ist gut fürs Geschäft
    Die unruhige Lage im Nahen und Mittleren Osten, der Bürgerkrieg in Syrien, der Kampf gegen die Terrororganisation Islamischer Staat – das alles kann sich nach Ansicht des Friedensforschers Wezemann für die Waffenhersteller zu einem lukrativen Geschäft entwickeln.
    "Es gibt definitiv eine wachsende Nachfrage nach Waffensystemen, die gegen den IS eingesetzt werden können. Oder von Ländern im mittleren Osten, die in Jemen kämpfen. Ja, Waffenhersteller weltweit, auch in Deutschland, könnten darin Vorteile sehen."
    Für chinesische Firmen haben die Wissenschaftler keine genauen Daten. Sie nehmen aber an, dass die Waffenverkäufe dort weiter anziehen. In den vergangenen 15 Jahren hat die Regierung ihre Militärausgaben schließlich verfünffacht.