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Skispringer Kamil Stoch
Nervenstärke, Erfahrung und gute Form

Kamil Stoch dominiert in diesem Jahr bislang die Vierschanzentournee. Der 30-jährige polnische Skispringer lässt in Polen den Skisprung-Hype wieder hochleben, den vor rund zehn Jahren durch Adam Malysz schon einmal auslöste. Der lobt seinen Nachfolger, der beste Chancen auf den Tourneesieg hat.

Von Jan Pallokat | 05.01.2018
    Der polnische Skispringe Kamil Stoch, nachdem er in Innsbruck die dritte Etappe der Vierschanzentournee 2017/18 gewonnen hat.
    Der polnische Skispringe Kamil Stoch, nachdem er in Innsbruck die dritte Etappe der Vierschanzentournee 2017/18 gewonnen hat. (imago sportfotodienst)
    Natürlich werden jetzt Erinnerungen wach an Adam Malysz, den polnischen Skisprung-Superstar der Nuller-Jahre. Der damals in Polen die Malyszomania auslöste, einen Sturm der Begeisterung für ihn und das Skispringen insgesamt, was dem polnischen Skiverband Zusatznachwuchs bescherte. Das schmale Bärtchen des Skispringers Malysz fand damals in Warschau oder Krakau nicht wenige Nachahmer. Nun springt Kamil Stoch am weitesten, doch Stochomania kann man es noch nicht nennen, was in diesen Tagen zu beobachten ist.
    Aber doch ist die Aufmerksamkeit groß und als Kamil Stoch am Donnerstag in Innsbruck bei strömendem Regen auch die dritte Etappe der diesjährigen Vierschanzentournee gewann, da lieferten sich auch polnische Minister ein Twitterwettrennen, wer als Erstes Glückwünsche absetzen würde.
    Das Fernsehen berichtet ebenfalls breit, auch von den zahlreichen polnischen Fans vor Ort. "Es hat sich gelohnt, nass zu werden. Wir sind jetzt im Vorteil. Alle anderen hinter uns. Ich bin stolz, dass ich Pole bin, obwohl ich in Österreich lebe."
    Skispringen spricht wieder Massen an
    Anders als zu Zeiten von Malysz hat es das Skispringen heute etwas schwerer. Denn der polnische Fußball war damals ein Häufchen Elend und Malysz ragte in sportlicher Ödnis in jeder Hinsicht hervor. Heute hat sich die polnische Nationalmannschaft mit guten Leistungen zur WM qualifiziert. Man traut ihr etwas zu. Und trotzdem schafft es der Nischensport Skispringen nun wieder, breitere Massen anzusprechen.
    Ein polnische Sportsoziologe erklärte das dieser Tage auch damit, dass Skispringer mehr als gut verdienende Fußballer als einfache Leute wahrgenommen würden, mit denen man sich besser identifizieren könne. Typen wie du und ich, die aber doch abheben.
    Stoch gibt sich betont normal
    Nach dem Gewinn von Innsbruck sagte Kamil Stoch: "Ich will jetzt nur noch wegfahren, mich baden, gut essen und schlafen. Ich versuche auch Bücher zu lesen. Ich lese gerade ein Abenteuerbuch. Ich höre Musik, spiele Karten wie jeder Mensch. Ich versuche, außerhalb der Tournee ganz normal zu leben und nicht die ganze Zeit darüber nachzudenken, was mich aus dem Gleichgewicht bringen könnte."
    Sein berühmter Vorgänger Malysz meinte, Nervenstärke, Erfahrung und gute Form seien die Zutaten, die Kamil Stoch ganz nach vorne trieben. "Wenn du in Form bist, musst du nicht viel denken, wie du es schaffen sollst. Das geht dann automatisch."