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Smartphones
"Die Situation könnte ungemütlich für Google werden"

Die Anforderungen an Smartphones werden immer größer, je nach Nutzergruppe auch immer unterschiedlicher. Damit müssen sich auch die Entwickler der Smartphone-Betriebssysteme auseinandersetzen, vor allem Google mit seinem Android.

Peter Welchering im Gespräch mit Manfred Kloiber | 04.07.2015
    Ein Smartphone liegt auf einer PC-Tastatur
    Ein Smartphone liegt auf einer PC-Tastatur (Foto: Jan-Martin Altgeld )
    Bei der Smartphone-Entwicklung spielen auch die Betriebssystem-Entwickler eine eminent wichtige Rolle, wie werden die denn hier einbezogen, Peter Welchering?
    "Da geht es um Android-Entwickler. Apple fährt da ja seine ganz eigene Strategie und Politik. Tatsächlich lässt sich eine hochinteressante Entwicklung beobachten. Bisher haben Hersteller wie Samsung darauf gesetzt, dass sie eine Art Benutzeroberfläche über Lollipop oder andere Android-Versionen legen. Das wird künftig nicht mehr reichen. Außer den Prozessorherstellern kommen auch die Systementwickler und die App-Entwickler mit an den Tisch der Smartphone-Hersteller."
    Und was sagt Google dazu?
    "Die beobachten das sehr, sehr skeptisch. Denn die Android-Entwicklergemeinde strebt mehr Unabhängigkeit von Google an. Solange die ganz praktischen Konsequenzen darin bestanden, dass Apps auch im Amazon Store angeboten wurden und nicht nur im Play Store von Google oder dass Microsoft bestimmte Cloud-Services für Entwickler zur Verfügung stellt, konnte Google damit gut leben. Kommen aber jetzt Prozessorhersteller und Entwickler zusammen und reden mit den Smartphone-Herstellern darüber, welche Middleware wie entwickelt werden soll und was die Entwickler dafür von beiden brauchen, könnte die Situation für Google ungemütlicher werden."
    In der Sicherheitsdiskussion wurde ja immer wieder eingewandt, dass die Smartphone-Hersteller transparenter werden müssten, um ihre Produkte besser auf Sicherheitslöcher überprüfen lassen zu können. Spielt diese Forderung bei dieser Entwicklung auch eine Rolle?
    "Das ist noch sehr am Anfang. Zum einen sehen die wenigen verbliebenen europäischen Hersteller, dass sie hier ein Marktargument haben, wenn sie sagen: Europäische Anwender, kauft euer Smartphone bei uns. Wir lassen sämtliche Komponenten prüfen, sodass ihr sicher sein könnt, keine Hintertüren in eurem Smartphone zu haben. Wir beseitigen alle gefundenen Sicherheitslücken zeitnah. Das ist für Unternehmen durchaus ein erwägenswertes Argument. Zum anderen können Sicherheitsaspekte natürlich viel stärker berücksichtigt werden, wenn Entwickler, Gerätehersteller und Prozessorhersteller zusammenarbeiten und nicht nur einfach eine Kunden-Lieferanten-Beziehung haben. Aber diese Entwicklung steht tatsächlich noch sehr am Anfang."
    Sowohl das implantierte maschinelle Lernen als auch die Sicherheitsüberprüfungen haben ja ihren Preis. Werden wir es hier mit einem zweigeteilten Smartphone-Markt zu tun bekommen?
    "Den gibt es ja schon. Ein ganz kleines Marktsegment war bisher der Hochsicherheitsbereich. Hier werden die Sicherheitsstufen sicherlich nicht die eines Krypto-Handys erreichen. Aber dieser Bereich wächst rasant, weil immer mehr Unternehmen erkennen, dass sie diese Absicherung brauchen. Maschinelles Lernen und Anpassung an die individuellen Gebrauchgewohnheiten des Besitzers werden sich relativ rasch verbreiten. Das wird den Markt nicht teilen. Aber die Anwender, die dann sagen: Ich will meine Anwendungsdaten extra abgesichert haben bei solchen Tools maschinellen Lernen, die sind auch bereit mehr zu zahlen."