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Snack-Automaten
Schluss mit dem Süßkram

Für den kleinen Hunger zwischendurch findet sich auf Bahnhöfen, Autobahnraststätten oder in Einkaufszentren oftmals ein Snack-Automat. Aber der hält in der der Regel nicht gerade gesunde Pausenbrote bereit. Forscher der Hochschule Fulda wollen allzu Süßes und Fettes aus den Automaten verbannen und zum Beispiel durch Obst und Fruchtschorlen ersetzen.

Von Volker Mrasek | 18.04.2016
    Ein Mann holt sich an einem Automaten etwas zu Essen.
    In Fulda gibt es den ersten gesunden Essensautomaten (dpa)
    Anja Kroke: "Ich steh' jetzt hier vor diesem Snackfood-Automaten und schau' mir das Produktsortiment an."
    Es ist eine ungewöhnliche Auswahl für einen Verpflegungsautomaten.
    Studentinnen: "Also, wir haben Studentenfutter, was selbst zusammengestellt ist. Ganz lecker sind auch die getrockneten Obst- und Gemüsepackungen. Außerdem haben wir Milchprodukte, also Joghurt oder zum Beispiel auch Mango-Lassi."
    Anja Kroke: "Ich möchte gerne so einen Hafer-Vollriegel. Ich gucke jetzt 'mal, welche Nummer der hat. Die Nummer 47."
    Studentinnen: "Wir haben Smoothies. Wir haben Bio-Fruchtschorlen. Außerdem haben wir frisches Obst, das saisonal in den Automaten kommt. Im Moment ist jetzt hier ein Apfel drin zum Beispiel."
    Kroke: "Jetzt kann ich hier reingreifen. Jawohl, hier ist er. Und hier noch mein Restgeld. Wunderbar!"
    Wunderbar! Das würde man normalerweise nicht über das Sortiment von Snack-Automaten sagen. Meistens enthalten die Geräte Lebensmittel, die Ernährungswissenschaftler nicht unbedingt empfehlen:
    "Das kennt ja jeder. Automaten, die auf Bahnhöfen stehen oder sonst irgendwo aufgebaut sind, sind bestückt mit Süßigkeiten im weitesten Sinne, also Schokoladenriegel, ein paar Chips-Tüten, Softdrinks. Und wer jetzt Wert darauf legt, auch etwas Hochwertigeres zu haben oder etwas, was eben Gesundheit unterstützen kann, der wird da selten fündig. Also, es gibt ja kaum Automaten, wo beispielsweise Milchprodukte drin wären, wo frisches Obst drin ist oder gar Gemüse oder Vollkornprodukte"
    Die Hochschule Fulda hat jetzt ein solches Teil. Seit Dezember ist es in Betrieb. Eine Idee von Anja Kroke, Professorin für Präventionsstrategien in der Ernährung. Sie fragte sich, ob man Snack-Automaten nicht mit gesünderer Kost ausstatten könnte - zumal Zwischenmahlzeiten immer mehr an Bedeutung gewinnen.
    Bei dem Projekt kooperiert Krokes Arbeitsgruppe mit einer Firma, die Automaten befüllt:
    "Unser Fazit ist, dass es erstmal prinzipiell möglich ist, dass man die Produktpalette erweitern kann. Dass diese Automaten auch technisch in der Lage sind, diese Produkte sozusagen zu verwalten. Das haben wir mit der Firma ausprobiert."
    In manchen Fällen mussten die Verpackungen verändert werden, bevor die typischen Transportspiralen des Gerätes mit ihnen klar kamen. Joghurt und Milch kann der Snack-Automat anbieten, weil sein Inneres gekühlt ist. Außerdem besitzt er einen Lift, der die Artikel an ihrem Platz abholt, so dass sie nicht tief nach unten fallen und aufplatzen. Solche Geräte sind heute schon auf dem Markt.
    "Wir evaluieren das natürlich. Werden die Produkte gemocht, die ausgewählt wurden? Weil das teilweise auch vergleichsweise ungewöhnliche Produkte sind. Zum Beispiel mit besonderen Trocknungsverfahren getrocknetes Obst und Gemüse. Also Tomatenchips, aber auch Obstchips. Das andere ist natürlich eine Frage auch des Preises, also der Akzeptanz, eben auch 'mal etwas mehr zu bezahlen, wenn es hochwertige Produkte sind."
    Offenbar funktioniert das Konzept aber. Dass auf dem Campus neuerdings ein Snack-Automat der gesünderen Sorte steht, hat sich in Fulda schnell herumgesprochen, wie Anja Kroke sagt. Der Automatenbefüller habe viele Anrufe bekommen:
    "Von Leuten, die gesagt haben: Sowas hätte ich auch gerne in meiner Firma, in meiner Schule. Und seitdem das so läuft und die vermehrt Anfragen kriegen, sind die jeden Tag eigentlich begeisterter. Gerade habe ich es gehört von dem Firmeninhaber: Er versucht jetzt 30 Prozent seines Produktsortiments so umzustellen, dass es eben etwas gesundheitsförderlichere Produkte sind als bisher."
    Die Hochschullehrerin hofft, dass vielleicht auch andere Firmen dem Beispiel von Fulda folgen und Snack-Automaten künftig eine breitere Produktpalette bieten. Nicht bloß Süßkram und Knabberzeugs. Einer der Renner im Fuldaer Hochschul-Automaten sind übrigens selbst gemachte Nussecken, die ein Café auf dem Campus liefert. Ungewöhnlich, dass diesmal noch welche da sind.
    Studentin: "Ja, heute schon! Aber sonst sind die Nussecken sehr beliebt."
    Auch Lehrkräfte sollen sich immer wieder 'mal an ihnen laben!
    Anja Kroke: "Sogar Professorinnen, genau!"