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"Solar Decathlon Europe"
Vorgeschmack auf die Städte der Zukunft

Im Schlossgarten von Versailles ist derzeit die sogenannte Sonnen-Stadt zu besichtigen. Sie präsentiert Häuser der Zukunft, die ressourcenschonend mit Solarenergie betrieben werden. Rund 800 Studenten aus 16 Ländern haben sie konzipiert. Unter den 20 Teilnehmerteams sind auch drei aus Deutschland.

Von Suzanne Krause | 07.07.2014
    Besucher laufen durch die Gärten der Schlossanlage von Versailles am Stadtrand von Paris, aufgenommen am 12.09.2008.
    In der historischen Kulisse des Versailler Schlossparks werden derzeit Häuser der Zukunft vorgestellt. (Waltraud Grubitzsch / dpa)
    In nur zehn Tagen haben die Studenten tief im Versailler Schlosspark ihre Projektbauten als Reihenhaussiedlung hochgezogen, nach zweijähriger Konzeptarbeit. Da steht ein kubusförmiger Betonklotz neben einem treibhausähnlichen Holz-Glasbau, gegenüber ein organisch abgerundetes Haus mit einer Textilhaut. Und dazwischen viel Grün. Die Besucher sollen einen Vorgeschmack bekommen auf die Städte der Zukunft.
    Heute seien diese Prototypen noch Maßanfertigung, morgen sollen sie sozusagen Ware von der Stange werden, sagt Organisationsleiter Jerome Mat.
    Jedes dieser Häuser ist auf die Bedürfnisse der Mittelschicht zugeschnitten, auf landesspezifische soziale, wirtschaftliche und klimatische Bedingungen. Denn mal gilt es, nach einer Naturkatastrophe schnell Notunterkünfte einzurichten. Oder in dicht besiedelten Städten neuen Wohnraum zu schaffen.
    On-Top heißt ein Studentenprojekt, das sich dem Thema Stadtverdichtung verschrieben hat. In der Frankfurter City wird der Bau in Kürze auf einen Wohnblock aus den 1960er-Jahren aufgesattelt. Dessen umgebauter Speicher dient als Erdgeschoss, auf das ein Holzbau aufgesetzt wird, das Dach mit der Photovoltaik-Anlage gen Süden stark abgeschrägt. Die Hundert Quadratmeter Wohnfläche sind lichtdurchflutet. Vier On-Top-Bauten passen auf den Wohnblock. Und dazu eine Solarthermie-Anlage. Milan Wicke gehört zum On-Top-Team von der Fachhochschule Frankfurt:
    "Wir haben hundert Prozent Warmwasserertrag. Und hundert Prozent Stromerzeugnisse für die Aufstockung. Und die überschüssige Energie wird nicht ins Stromnetz eingespeist, sondern an das Bestandsgebäude abgegeben, sodass wir das Bestandsgebäude auch noch zum Teil mitversorgen und da keine weiteren Kosten entstehen."
    Unterstützung durch die Bundesregierung
    Die starke deutsche Präsenz bei Solar Decathlon in Versailles ist politisch erwünscht - die Bundesregierung hat die einheimischen Projekte mit 960.000 Euro massiv unterstützt. Am vergangenen Samstag lud gar Uwe Beckmeyer, Staatssekretär beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, im Versailler Schlosspark zum deutschen Tag – dem Thema "Energiewende Made in Germany" gewidmet.
    "Wir haben gute Unternehmen, die wunderbare und gute Produkte im Angebot haben. Wir wollen Energiewende exportieren, nicht nur als Idee, sondern auch als Exportschlager des Mittelstandes. Und da haben wir gute Chancen."
    Die Häuser der Zukunft sollen ressourcensparend sein. Und einen anderen Lebensstil fördern. Das zeigt sich am deutlichsten beim Projekt der Hochschule für Technik und Architektur im schweizerischen Luzern. Share, Teilen lautet das Motto. Baukastenartig werden dabei in einem Wohnhaus you-rooms mit our-rooms und my-rooms kombiniert. "Unser Raum" ist die Küche, die sich mehrere Parteien teilen, "mein Raum" ein kleiner Privatbereich mit Schlafzimmer, Bad, Arbeitsecke. "Dein Raum" dient je nach Bedarf als Gästezimmer, Sportraum, Gemeinschafts-Bibliothek. Die Wohnfläche pro Person: im Share-Haus 35 Quadratmeter, statt wie aktuell 45. Bei erhöhtem Wohnkomfort. So lässt sich die ganze Haustechnik wie Beleuchtung, Klimaanlage, Rollläden per App steuern. Eine weitere App-Plattform motiviert zum Teilen von Privatgegenständen, erklärt Team-Mitarbeiter Jan Keller.
    "Beispielsweise ich hab ein Auto zuhause, ich bin jetzt zwei Wochen hier in Versailles, ich brauch mein Auto aber nicht. Ich stelle es auf die Plattform und jemand anders kann es benutzen, ein Mitbewohner, ein Nachbar oder wer auch immer. Und dafür im Gegenzug krieg ich vielleicht seine Bohrmaschine, wenn ich was reparieren muss. So funktioniert das eigentlich bei uns."