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Solarmodul-Recyling
Zurück in den Wertstoffkreislauf

Von Ines Rutschmann | 13.08.2014
    Große Lastwagen rollen auf ein Industriegelände am Rande des Harzes. Sie bringen Abfall: Bauschutt, Sperrmüll, Batterien. Ein paar Meter entfernt türmen sich bereits alte Elektrogeräte zu einem Berg. In den Haufen fährt immer wieder eine Kralle. Sie greift Schrottteile, schwenkt sie durch die Luft und lässt sie in einen Schredder fallen. Dieser spukt sie in kleinerer Form wieder aus.
    Die Firma Exner Trenntechnik aus Niedersachsen recycelt Müll. Seit knapp einem Jahr gehören auch Fotovoltaikmodule dazu. Entweder, weil sie bei Hagel und Sturm Schaden genommen haben oder aufgrund eines Defekts nicht mehr richtig funktionieren. Bisher nimmt Exner nur Fabrikate aus kristallinem Silizium an. Das Halbleitermaterial weist dabei auf atomarer Ebene eine regelmäßige Struktur auf. Zu erkennen sind die Module auch einfach daran, dass die Solarzellen unter der Glasabdeckung schachbrettartig nebeneinander liegen. Die zumeist anderthalb mal ein Meter großen Platten wandern auf dem Recyclinghof direkt in den Schredder. Rein mechanisch erfolgt auch die weitere Aufbereitung - ähnlich der von herkömmlichen Elektrogeräten, erklärt Firmeninhaber Hubertus Exner. Es gibt aber einen Unterschied:
    "Wir haben einen hohen Glasanteil und dieser hohe Glasanteil verursacht in der klassischen Aufbereitung einen irrsinnigen Verschleiß. Und darum muss ich schrittweise vorgehen, dass ich das Glas entferne und kann dann erst mit den Metallen in eine Feinststoffverwertung gehen. Das ist das ganz Entscheidende."
    Schrittweise Separierung
    Ein kristallines Solarmodul wiegt im Schnitt 20 Kilogramm. Das Frontglas macht davon etwa 80 Prozent aus. Der Rest sind Aluminium und Kunststoffe sowie geringe Mengen Kupfer und Silber. Die Materialien wurden in der Modulfertigung fest miteinander verbunden. Nun müssen sie wieder schrittweise voneinander separiert werden. Nach der groben Zerkleinerung im Schredder wird zuerst das Aluminium abgetrennt.
    "Aluminium ist sehr leicht und hat eine hohe Leitfähigkeit. Da gibt's ne Technik, die uralt ist, wo man dann Aluminium davon ausscheiden kann."
    Es handelt sich um die Wirbelstromtechnik: Magnete induzieren in den auf einem Förderband fahrenden Metallteilen einen elektrischen Strom. Es entwickeln sich Abstoßungskräfte. Diese führen dazu, dass die erbsengroßen Kugeln vom Band plumpsen und in einer Art Wanne aufgefangen werden.
    Das Aluminium hat eine Reinheit von mindestens 98 Prozent. Es geht in die Stahlindustrie. Die restliche Masse aus Glas, Kunststoff und Edelmetallen wird weiter zerkleinert.
    "Glas ist spröde und durch mechanische Beanspruchung eigentlich sehr schnell klein dort. Ein Kunststoff, der ist sehr zäh, und dadurch bleibt der so erhalten."
    Ein Sieb kann den Kunststoff somit einfach vom Glas trennen. Da noch Kupfer und Silber an ihm haften, kommt das Gemisch in eine Mühle. Anschließend wird wieder gesiebt. Der Kunststoff erinnert äußerlich nun an Papierfetzen, fühlt sich aber wie angekokelter Gummi an:
    Aus dem gewonnenen Rohstoff wird wieder Glas
    Das Material ist rein genug, dass es als Brennstoff Einsatz findet. Silber und Kupfer gehen an Edelmetallschmelzen. Das übrig gebliebene Gemisch aus Glas und Solarzellen wird weiter gemahlen und alle Metalle herausgefiltert. Es ist am Ende fein wie Mehl, hat aber eine mattgelbe Farbe. Da sowohl Glas als auch Solarzellen überwiegend aus Silizium bestehen, erfolgt hier keine Trennung mehr: Aus dem gewonnenen Rohstoff wird wieder Glas.
    Oliver Friedrichs ist Geschäftsführer der Dienstleistungsfirma take-e-way. Rund 190 Euro pro Tonne lässt sich mit den Rohstoffen aus kristallinen Solarmodulen erzielen, sagt er. Die Kosten für Logistik und Recycling liegen heute noch darüber. Bei größeren Abfallmengen könnte die Aufbereitung unterm Strich aber sogar Gewinn einbringen."