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Solarstreit mit China auf dem Rücken der französischen Winzer

Der Handelsstreit zwischen der EU und China weitet sich aus. Als Reaktion auf EU-Schutzzölle für chinesische Solarmodule prüft Peking nun Strafzölle für europäischen Wein. Vor allem Frankreichs Winzern drohen erhebliche Einbußen.

Von Suzanne Krause | 07.06.2013
    Daniel Fallet-Dart bewirtet Gäste auf seinem Weingut in Drachy, einem winzigen Dorf an der Route du Champagne. Die Besucher im kleinen Ladenlokal sind Stammkunden: Das deutsch-französische Paar lebt in der Pfalz und kommt regelmäßig zum Einkauf nach Drachy. Béatrice Dubuard-Breiner hat in den Nachrichten gehört, dass China mit Schutzzöllen für Weinimporte aus Europa droht.

    "Ich meinte, dass das Thema momentan sehr akut ist, aber in ungefähr zwei, drei Monaten niemand spricht mehr darüber."

    Auch Hausherr Daniel Fallet-Dart scheint nicht besonders besorgt. Seit 1610 existiert das Weingut, ein Familienbetrieb, nunmehr in der 16. Generation.

    "Der Boden, das Klima, die Anbaukultur, die Winzerarbeit – all das ist sehr wichtig beim Weinbau. Das gehört zusammen und macht eine Lage einmalig. Das kann man nicht exportieren, sonst wäre das schon längst passiert.""

    Gut 150.000 Flaschen Champagner produziert Fallet-Dart jährlich, er exportiert vor allem nach Deutschland. In China sucht er bislang noch Importkontakte. Es seien die großen Häuser in der Region, die mit den weltweit berühmten Markennamen, die Geschäfte mit dem Reich der Mitte machen, sagt er. Doch auch diese Champagner-Barone bleiben gelassen. Dabei haben sie im vergangenen Jahr ihren Export nach China verdoppelt: auf zwei Millionen Flaschen. Doch für die Champagner-Produzenten liegt China damit gerade einmal auf Platz zwölf der Exportländer.
    Im Südwesten, im Bordelais, sieht die Lage allerdings anders aus. Monique Bonnet, Winzerin aus Capian nahe Bordeaux, verkauft 40 Prozent ihres Weins nach China:

    "Solche politischen Entscheidungen können für ein kleines Weingut wie meines dramatische Folgen haben."

    Dass Peking über Schutzzölle auf Weinimporte aus der Europäischen Union nachdenkt, kommt wohl nicht von ungefähr. Im Solarstreit mit der Europäischen Union hat sich neben Spanien und Italien besonders Frankreich für ein hartes Vorgehen eingesetzt. Die nun in Peking diskutierten Sanktionen wirken da wie eine Retourkutsche.

    80 Prozent der chinesischen Weinimporte aus der EU stammen aus Frankreich. Rund 600 Millionen Euro setzen französische Winzer pro Jahr mit dem Export nach China um. Man nehme die Drohungen aus Peking ernst, sagte ein Sprecher des Außenhandelsministeriums in Paris. Staatspräsident François Hollande drängt auf ein Treffen aller 27 Mitgliedsstaaten der EU, um einen gemeinsamen Kurs für die weiteren Verhandlungen mit China abzustimmen. Kommenden Freitag wollen die Handelsminister zusammenkommen. Und das Thema könnte auch beim EU-Gipfel Ende Juni auf die Tagesordnung gesetzt werden.

    Anders als die Kollegen in der Region rund um Bordeaux wird der Champagner-Winzer Daniel Fallet-Dart diese Auseinandersetzungen nur nebenbei verfolgen. Er bleibt gelassen. Schließlich hat seine Region Ende Mai einen wichtigen Sieg errungen: Die Chinesen haben akzeptiert, dass "‚Champagne" ein geschützter Markenname ist. Mit dem sich nur Weine aus der gleichnamigen französischen Region schmücken dürfen.

    " Die Chinesen verstehen es, gute Solarmodule zu bauen, wir verstehen es, guten Wein anzubauen. Es gibt keinen Grund, dass unser Handelsaustausch nicht von Dauer wäre."

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