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Solvenz von Bauunternehmen unter der Lupe

Seit einem Jahr bietet die Schufa eine Dienstleistung für private Bauherren: Diese können Bonitäts-Informationen über Unternehmer, denen sie ihren Hausbau anvertrauen, einholen. So sollen Unternehmen umschifft werden können, die kurz vor der Pleite stehen.

Von Philip Banse | 16.01.2012
    Zu dem Schufa-Service gibt es unterschiedliche Auffassungen. Rainer Huhle, Geschäftsführer des Bauherren-Schutzbunds, einem gemeinnützigen Verein, der private Bauherren berät, sagt:

    "Aus den Erfahrungen der Verbraucherberatung aus dem letzten Jahr heraus – wir haben ja Tausende private Bauherren beraten bundesweit – spielt diese Auskunft aus unserer Sicht eine sehr untergeordnete Rolle und wird zum jetzigen Zeitpunkt vom Verbraucher wenig wahrgenommen."

    Das sieht der Schufa-Sprecher Christian Seidenabel anders – auch wenn er nicht verraten will, wie viele Bauherren im knappen ersten Jahr Schufa-Auskünfte eingeholt haben.

    "Zu konkreten Zahlen äußern wir uns aus Wettbewerbsgründen nicht, aber wir sind mit dem Produktstart sehr zufrieden."

    Von Bauunternehmen gibt es offenbar wenig Rückmeldung. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag hat keine praktischen Erfahrungen mit der Schufa-Auskunft für Bauherren, sagte ein DIHK-Sprecher. Private Bauherren können sich bei der Schufa registrieren und Informationen über Baufirmen herunterladen. Pro Firma kostete das 28,50 Euro. Dafür erhielten Bauherren wichtige Kennzahlen des Bauunternehmens und sollen so Unternehmen umschiffen können, die kurz vor der Pleite stehen, sagt der Schufa-Sprecher:

    "Es ist nie ausgeschlossen, dass ein Unternehmen am nächsten Tag in die Pleite geht, das kann man nie genau vorhersehen. Aber es gibt trotzdem eine große Sicherheit zu wissen, wie die Zahlungssicherheit in der Vergangenheit war. Und daraus berechnen sich eben unsere Angaben."

    So wird die Bonität der Firma dann auf einer Ampel mit rot, gelb und grün dargestellt. Im Prinzip sei so ein Angebot zu begrüßen, sagt der Bauherren-Schutzbund, der Mitgliedern eine ähnliche Dienstleistung für 52 Euro anbietet. Allerdings habe ein Test des Bauherren-Schutzbunds vor einem Dreivierteljahr ergeben, dass das Schufa-Angebot für private Bauherren nicht hilfreich sei, sagt BSB-Geschäfsführer Rainer Huhle:

    "Bei diesem Test haben die analysierten Auskünfte keine ausreichenden Auskünfte für den Bauherrn geboten und waren aus unserer Sicht zum damaligen Zeitpunkt kein ausreichendes Fundament, um sich für eine Firma zu entscheiden."

    Beispielsweise habe die Schufa-Auskunft damals bei einer insolventen Firma keine Informationen über die Firmeninsolvenz ausgegeben, obwohl die genannte Firma bereits einen Monat zuvor einen Eigenantrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt habe. Bei einem weiteren Unternehmen habe ein Insolvenzverfahren gegen einen Gesellschafter vorgelegen. Die Schufa-Auskunft habe dennoch keine Negativmerkmale gezeigt und nicht über das Insolvenzverfahren informiert.

    Der Schufa-Sprecher entgegnet, die Stichprobe des Bauherren-Schutzbundes sei klein gewesen. Außerdem sei von einem Verband, der mit der Schufa-Konkurrenz zusammenarbeite, kein Beifall zu erwarten. Der Bauherren-Schutzbund erstellt seine Gutachten mithilfe des Schufa-Konkurrenten Creditreform. Seit dem Test durch den Bauherren-Schutzbund habe die Schufa allerdings nachgebessert, sagt der Schufa-Sprecher:

    "Man sieht, wer Geschäftsführer ist, man sieht die Kapitalisierung des Unternehmens, man hat diese Ampel, in die sehr verschiedene Informationen eingehen, auch Zahlungserfahrungen mit diesem Unternehmen fließen da ein. Man sieht die letzten großen Ereignisse des Unternehmens, sofern sie an das Handelregister gemeldet wurden, also beispielsweise Gesellschafterwechsel, Geschäftsführerwechsel und solche Dinge. Man sieht auch die Kennzahlen, die Umsatzzahlen und in der Regel sind auch Handelsbilanzen hinterlegt."

    Damit wären dann in der Tat einige Kreditpunkte des Bauherrenschutz-Bundes ausgeräumt.