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Sommerserie: Fachhandel versus Internet
Hotels leiden unter Internetportalen

Ganz klar: Hotel-Buchungsseiten im Netz können sehr praktisch sein. Egal wo auf der Welt, die Angebote sind übersichtlich und günstig. Was die Kunden nicht wissen: Hoteliers leiden unter den Internetplattformen. Denn die verlangen Niedrig-Preise und eine Provision.

Von Susanne Lettenbauer | 08.08.2014
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    Über Internetportale werden Hotels auf der ganzen Welt per Mausklick gebucht. (picture alliance / ZB)
    "Also die Provisionen, die man als Hotel bezahlt, gehen von 10-25 Prozent von einem Bruttotzimmerpreis, die hinterher auch noch mit Mehrwertsteuer versehen werden, das sind erhebliche Summen."
    "Wir funktionieren nicht über den Preis"
    Ralf Leidner ist der Chef eines 4-Sterne-Hotels im Regensburger Gewerbegebiet. Auf die großen Hotelportale im Internet ist er gar nicht gut zu sprechen. Gemeinsam mit 38 weiteren Hoteliers seiner Stadt betreibt er seit 2013 mit einem Verein eine eigene Buchungsplattform hotels-in-regensburg.de. Am liebsten würde er sofort aus den Verträgen mit HRS, booking oder traveloff aussteigen:
    "Natürlich sind die Portale für den Neukundenbereich interessant, reden wir vom Ausland, wenn die irgendwo gucken, aber dennoch geht es darum, einfach zu zeigen, dass es nicht nur einen einzigen Weg gibt und wenn Sie schauen, nehmen Sie die Fußballweltmeisterschaft: Sie sehen nur große Portale und die haben nur ein Marketinginstrument und das ist der Preis. Und wir sind ein Produkt, was, und da meine ich nicht nur unser Haus alleine, sondern alle Häuser, die wir haben, wir funktionieren nicht nur über den Preis."
    Hotelportale treiben die Preise nach oben
    Zwanzig, dreißig oder gar fünfzig Prozent Rabatt vonseiten der großen Hotelportale für die Kunden, zudem die garantierte kostenlose Stornierung bis 18 Uhr, die von ihnen verlangt werde, das zermürbe sie, sagen die Initiatoren. Seit ihre neue Buchungsplattform eingerichtet wurde, hätten sie mehr Freiheiten bei der Vermarktung und sie sparten die teure Provision, betont Leidner. Die Präsentation der Zimmer, der Angebote, auch der Best-price-Garantie, wären über eine eigene Buchungswebseite ohne Provisionskosten besser möglich, sagt Elisabeth Üstün, Leiterin des Mercure-Hotel in Regensburg:
    "Es geht um die Produktbeschreibung, um die Zimmerbeschreibung, dass man das viel besser selbst kann, also manchmal sind das ja ganz viele Wege, die dazwischen geschaltet sind, dass zum Beispiel über vier verschiedene Webseiten wird der Inhalt dargestellt und auch der Preis und es wird auch nicht mehr Gleiches mit Gleichem verglichen, sondern es sieht auf den ersten Blick günstig aus, ist aber nicht das Günstigste oder auch nicht das gleiche Produkt."
    Internetportale kassieren kräftig ab
    Der Kunde merke überhaupt nicht, dass die Preise der großen Hotelportale oft nicht die günstigsten sind, denn wenn die Hotels die Provisionen nicht zahlen würden, könnten sie mit ihren Preisen runtergehen. Als der Marktführer HRS vor 8 Jahren startete nahm er 8 Prozent Provision, das war in Ordnung, sagt Üstün. Mittlerweile seien es 13 Prozent und das ist bestimmt nicht das Ende, sagen die Initiatoren von Hotels-in-Regensburg.de
    Kathrin Fuchshuber betreibt zwei Häuser in der Regensburger Altstadt und beziffert, was sie der Vertrag mit den Hotelportalen kostet:
    "Also ich verkaufe nicht so viel über Onlineportale, aber wir zahlen schon so zehntausend Euro im Jahr."
    Regensburger Hoteliers möchten ein Zeichen setzen
    Im vergangenen Jahr sind die 38 Regensburger Hoteliers einfach mal ausgestiegen aus HRS und Co. und haben sich bei den Hotelportalen abgemeldet. Das Ergebnis, so Ralf Leidner:
    "Wir haben jetzt sehr viel Erfolg auch im Bereich von Gruppenbuchungen, wir haben ein Tagungsportal jetzt auch mit angeschlossen, wir können Kontingente buchen und da zeigen wir einfach auf, was geht und das alles aus der Hotellerie heraus und im Zusammenschluss und dabei noch provisionsfrei, was die Sache für uns sehr viel interessanter macht."
    Online-Buchung ist nicht für alle positiv
    Über die Buchungsplattform würde man sich auch untereinander bei der Auslastung der Regensburger Hotels helfen, betonen die rebellischen Hoteliers. Ganz ohne die Portale geht aber gar nicht, wissen die Regensburger. Wirklich leisten können sie sich den Ausstieg auch nicht, trotz der Provisionen. Aber dass sich etwas ändern muss, davon sind sie überzeugt. Sie wollen ein Zeichen setzen, dass der Kunde durch ihre Initiative darauf aufmerksam wird, dass online buchen nicht für alle Seiten positiv ist.