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Elektronische Geräte
Sonos lässt Lautsprecher unbrauchbar machen

Das Unternehmen Sonos baut internetfähige Lautsprecher, die Musikhören besonders komfortabel machen sollen. Nun wirbt der Hersteller mit einem umstrittenen Angebot: Nutzer, die ihre alten Geräte per Software unbrauchbar machen, bekommen beim Kauf eines Neugerätes Rabatt.

Von Kai Rüsberg | 03.01.2020
Sonos files for an IPO A display of Sonos brand speakers in a Best Buy store in New Yorkon Friday, July 6, 2018. Sonos has filed for an initial public offering on the Nasdaq exchange. ( PUBLICATIONxNOTxINxUSAxUK RichardxB.xLevine
Der Hersteller Sonos will offenbar verhindern, dass Altgeräte wiederverwendet werden (imago | Levine-Roberts)
Devin Wilson arbeitet in einer örtlichen Recyclingfirma in San Jose, Kalifornien. Wenn hier Elektrogeräte zur Entsorgung ankommen, werden sie bei einer Eingangskontrolle zunächst auf den optischen Zustand und Funktionsfähigkeit untersucht. Vor Weihnachten landeten bei seinem Kollegen hochwertige Netzwerk-Lautsprecher der Marke Sonos in der Testwerkstatt:
"Er hat versucht, sie beim Hersteller zu registrieren, weil wir das immer so machen, damit wir nur funktionierende Geräte in den Weiterverkauf geben. Er bekam aber nicht wie erwartet eine Registrierungsnummer. Sie waren markiert als "Recycling mode"."
Geräte sind eigentlich intakt - aber dennoch unbrauchbar
Der sogenannte Recycling-Modus ist Teil eines Marketingprogramms von Sonos, bei dem Nutzer älterer Hardware ihre Geräte ausmustern und dafür eine Gutschrift von 30 Prozent auf ein neues Ersatzgerät erhalten. Für die fünf Geräte, die in der Werkstatt in San Jose standen, bedeutete dies aber, sie waren technisch und optisch noch in Ordnung, trotzdem Müll, sagt Wilson:
"Sie zwingen uns dazu, sie zu vernichten, obwohl es völlig intakte Geräte sind, die wir nur nicht reaktivieren können."
Offenbar werden die Lautsprecher auf den Servern von Sonos als unbenutzbar markiert, auf denen sie sich regelmäßig per Internet anmelden. Für Verbraucherschützerin Elke Salzmann ist diese Praxis empörend. Kunden würden dazu verleitet, ihre noch von anderen Menschen weiter nutzbaren Geräte der Vernichtung wertvoller Ressourcen preiszugeben:
Sonos bezeichnet Prozess als verantwortungsbewusst
"Also mit Datenschutz und Recycling, zwei positiven Begriffen, wird da versucht, Werbung zu machen, aber die Aktion ist natürlich eigentlich das Gegenteil von dem, was wir im Moment brauchen. Es macht keinen Sinn, Geräte die eben noch funktionsfähig sind, auszurangieren, zu Müll zu machen und dann zu sagen: Ja, das kann recycled werden."
Sonos hat in das vor zwei Monaten gestartete Programm bislang vier ältere Baureihen von Netzwerklautsprechern aufgenommen. Der kalifornische Hersteller begründet dies in einer Presseerklärung, dass die Geräte nicht mehr modernen technischen Anforderungen genügen würden. Sonos weist im Web darauf hin, dass die Geräte vor Ort entsorgt oder zurückgeschickt werden können und bezeichnet den Prozess als verantwortungsbewußt. Salzmann, Expertin für Resourcenschutz beim Verbraucherzentrale Bundesverband, kritisiert, dass nicht geprüft wird, ob die Geräte tatsächlich vom Nutzer fachgerecht entsorgt werden:
"Da wissen wir, dass die Sammelquoten bei diesen Kleingeräten immer unter 50 Prozent liegen, also, da ist es sehr wahrscheinlich, dass die Produkte unter Umständen sogar im Hausmüll landen. Man kann nicht da dem Verbraucher dann die Verantwortung aufdrücken, dass die Produkte recycelt werden."
Widerspruch zu Bemühungen der EU
Dieses sogenannte Recycling läuft den Bestrebungen der EU und in Deutschland für eine Langlebigkeit von Produkten genau entgegen. Gerade erst wurde auf EU-Ebene durchgesetzt, dass Hersteller für einige Elektrogeräte nun Reparaturanleitungen veröffentlichen und Ersatzteile vorhalten müssen.
Im Sonos Programm funktionieren die Geräte nur noch 21 Tage, nachdem die Besitzer sie in den Recycling-Modus versetzt haben. Wer innerhalb dieser Frist ein solches Produkt gebraucht kauft, besitzt eventuell nach ein paar Tagen nur noch Elektroschrott. Ein Desaster für den Gebrauchtmarkt von Elektronikprodukten, meint Salzmann:
"Wir müssen sehen, dass wir das Vertrauen der Verbraucher stärken in gebrauchte Produkte. Also da gibt es ja eigentlich doch ein relativ großes Potenzial, was man noch heben kann. Das ist kontraproduktiv, von daher denke ich, dass der Gesetzgeber da auch ein Riegel vorschiebt. Das darf es eigentlich nicht geben."